Mittwoch, 4. Oktober 2017

3. Oktober 2017 - ARD - Willkommen bei den Honeckers



Willkommen bei den Honeckers

Nach einer wahren Geschichte des späteren Bild-Reporters Mark Pittelkau.

Der junge Kellner Johann Rummel, von Honecker um ein Abitur "betrogen", während seine Freundin ihren Bruder durch den Schießbefehl Honeckers an der Mauer verlor - möchte in der nun größer gewordenen Bundesrepublik unbedingt Journalist werden.

Er versucht immer wieder, mit kleinen "Überfällen" auf Prominente, sein Ziel zu erreichen, doch so einfach ist es gar nicht, einen Fuß in eine große Redaktion zu bekommen.

Bis ihm eines Tages ein Einfall kommt, dem man vielleicht Beifall spenden kann - aber nicht unbedingt muss.

Er will Honecker treffen, und über dessen Leben berichten.

Kein Trick ist ihm dazu zu niederträchtig, kein Einfall zu abwegig: Er gründet zum Schein den "Bund der Jungkommunisten" und macht sich an ehemalige Weggefährten Honeckers in ziemlich anbiedernder Absicht heran.

Inzwischen lebt Honecker im Exil in Chile. Er lädt den jungen Mann, den er für einen glühenden Verehrer seiner Weltanschauung hält,

in seine Villa ein.

Honecker wird hier von Martin Brambach gespielt, ein Schauspieler, der sich aus den hinteren Reihen in die vordere gespielt hat - und hier einmal nicht den typischen Brambach, sondern tatsächlich

Honecker

gibt.

Im realen Leben wie im Film scheinen Johann/Mark schon Anfang seiner zwanziger Jahre keine Skrupel gequält zu haben,

den alten Mann für seine erhoffte Karriere

vorzuführen.

Nun muss man nicht gerade Honecker und seine Frau Margot (köstlich gespielt von Johanna Gastdorf) bemitleiden,

aber jeder Sympathie-Anflug für den ehrgeizigen jungen Mann bleibt ebenso auf der Strecke. Wobei der Schauspieler Max Bretschneider vom rein Äußerlichen

einen Ticken sympathischer rüber kommt als der echte Journalist Pittelkau.

Wie weit darf Journalismus gehen? Und welche Bereicherung hat das für die Öffentlichkeit?

So weit auf keinen Fall! Eine Bereicherung kann ich nicht entdecken.

Wäre es nur ein fiktiver Film, er wäre köstlich und hätte größere Spielmöglichkeiten gehabt - aber diesem liegen wahre Begebenheiten zugrunde - und die zeigen

Honecker

als einen unbelehrbaren alten und kranken Mann,

während ein junger Mann dies gnadenlos ausnutzt - womit beide entsprechende menschliche Defizite haben.

Kann man den jugendlichen Überschwang dafür verantwortlich machen? Oder ist es einfach ein mieser Charakter, der hier für einen Zeitungsartikel

über jede Grenze des guten Geschmacks geht?

Mir sagt der Name Pittelkau eigentlich gar nichts, daher kenne ich auch seinen weiteren Lebensweg nicht.

Der Film bekommt von mir drei von fünf möglichen Sternen.


Guten Tag, Gruß Silvia




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