Mittwoch, 10. Mai 2017

9. Mai 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Oberbayern/Prutting bei Florian

Vorspeise:  Entenbrust an lauwarmem Rotkohl
Hauptspeise: Gegrillter Tafelspitz mit Kartoffeln, Bohnen und Soße
Nachspeise: Bananasplit, Banane vom Grill



Self Fulfilling Prophecy

Es gibt sieben Todsünden, sieben Weltwunder, zehn Gebote und zwölf Apostel - aber das toppt Florian locker mit seinen vierzehn Grillgeräten,

obwohl ihm die dazu gehörige Gelassenheit fehlt, um im Fernsehen eine gute Figur zu machen:

Anfangs vergießt er ein paar Tränen, weil er schwer gerührt ist von der Mithilfe seiner Familie bei den Vorbereitungen zum Dinner.

Er ist ein feiner Kerl, sagt sein Nachbar, der sich kurz ins Geschehen und Balkon über Balkon einbringt, und er kann phantastisch grillen.

Florian hat schon an Grill-Wettbewerben teilgenommen und macht Youtube-Aufnahmen übers Grillen fürs Image der Gemeinde, in der er wohnt,

aber als er den Profi-TV-Machern und Profi-Essern gegenübersteht,

verliert er die Nerven.

Ein paarmal kippt seine Stimmung derart, dass man das Gefühl hat:

Gleich wirft er die Brocken hin.

Doch vielleicht ist das Glück ihm heute hold - und eine Praktikantin der Produktionsfirma studiert Psychologie

und baut ihn wieder auf.

Oder er sucht zwischendurch Trost bei seiner Familie.

Florians "Schiss" vor einer Blamage steigert sich zur

sich selbsterfüllenden Prophezeiung

und bringt ihm am Ende den Spruch

"Du bist ein netter Kerl, aber kochen kannst du nicht"

von Winfried ein.

Viele von Florians Wehklagen auf dem Weg hin bis zu diesem Spruch, denn damit endet auch seine Qual,

verschwimmen bei mir im akustischen Nichtverstehen.

Falls auch viele Holländer das Dinner gucken, so sind die hoffnungslos verloren in seinem bayrischen Dialekt,

aber dass sie eine Portion Mitleid mit dem heutigen Gastgeber spenden sollten, wird auch ihnen nicht verborgen bleiben.

Florian streicht fünfundzwanzig Punkte ein, und damit kann er keinen Grill Nummer 15 mehr gewinnen, den er sich vielleicht von einem Gewinn gekauft hätte.

Einerseits macht ihn die durchgängige Nervosität sympathisch - andererseits nervt sie. Man bangt schließlich permanent um ihn. Das ist mal ein anderes Gefühl als Fremdschämen.


Guten Morgen, Gruß Silvia




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