Mittwoch, 31. Mai 2017

31. Mai 2017 - Vox - Goodbye - Goodbye Deutschland





Goodbye - Goodbye Deutschland

In den letzten Jahren habe ich so manche Auswanderer-Sendung und manche sogar gerne kommentiert, erst im Vox-Forum, dann hier auf meinem Blog.

Nun ist die Zeit gekommen, da ich erstens die Lust und zweitens die Geduld für so manche Sendung verloren habe. Zwangsläufig zwinge ich mich nicht, weiterhin einer Sende-Reihe zu folgen,

die zum einen fast nur noch aus einem ganz bestimmten Auswanderer und seiner geplanten Überbevölkerung der Insel Mallorca besteht,

und der es von dort sogar bis in den australischen Dschungel geschafft hat:

Jens Büchner.

Doch jedes Wort, das ich als freundliche Schreiberin so eben noch vertreten konnte, habe ich über ihn bereits geschrieben. Mehr wären lediglich Wiederholungen.

Wenn er nun wirklich noch heiraten muss, so nehme ich selber meinen Hut und sage tschüss GbD und wünsche ihm viel Glück dabei,

dieses Hochzeits-Ereignis für die Fernseh-Gemeinde noch toppen zu können.

Denn ab dem Zeitpunkt des Ringtausches wird es schwer werden, die Sendung zu dominieren - es sei denn, er bietet seiner Bis-Jetzt-Nicht-Ehefrau

mutig und tapfer

Paroli

und sagt im letzten Moment: Nein!

Am vergangenen Montag war ich gegen 21.30 Uhr so mutig, diese Sendung noch einmal einzuschalten -

ich bekam Werbung serviert.

Doch noch eine Schüppe Mut oben drauf gesetzt, blieb ich dran:

Es kam ein Ehepaar, das auf Mallorca einen angeblichen In-Schuppen betreibt. Es ging um eine zu geringe

Stromzufuhr

für zu viele Elektrogeräte.

Das hat mich zwar null in meinem Wissen über die Welt bereichert oder auch nur am Rande interessiert,

doch ich beschloss, bis zur nächsten Werbepause auszuharren:

Die ließ nicht lange auf sich warten - und startete etwa um 21.50 Uhr.

Da ging auch bei mir der Strom flöten:

Ganz freiwillig und geplant.

Weder brauche ich Fernseh-Werbung überhaupt noch die Werbung für Lokale oder Hochzeiten im Besonderen.

Allen Auswanderern wünsche ich viel Erfolg - besonders denen, die wirklich fleissig und immer weiter an ihrem neuen Leben arbeiten -

aber auch den anderen, die dort hausen

wo andere ihren Urlaub verbringen und sich denken: Hurra, ich habe Urlaub auf Lebenszeit!

Es gab einige Auswanderer, deren Weg ich gern verfolgt habe - aber insgesamt ist mir der Aufwand an Nervenkraft für die Sendungen

einfach zu hoch. Man kann vor dem Bildschirm höchstens verdummen. Es ist einfach für nix gut.


Guten Tag, Gruß Silvia






30. Mai 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Koblenz bei Vicky

Mosel

Vorspeise: Gambas al ajillo
Hauptspeise: Pinchos auf karibische Art
Nachspeise: Caribbean Dream


Gegen die Wand

fährt die laute und schrille Vicky, gebürtig aus der Dominikanischen Republik, wobei dieser Breiten- und Längengrad eine Erklärung für Temperament sein soll,

ihr Dinner. Immer mehr über der Spur als nötig wuppt sie sich durch ihren Fernseh-Auftritt, und es ist zu befürchten,

dass sie sich als coole Socke empfindet.

Ihr Mann, mit dem sie seit 12 Jahren zusammen ist, heißt "Schatzi" und da er Zwillings-Papa ist, wahlweise auch "Papa". Schatzi wird die Unterschiede in den Mentalitäten der Deutschen und Karibik-Bewohner

wohl zu schätzen wissen,

und er weiß auch, ob das heute alles echt ist.

Nicht nur Bernd äußert seinen Unmut über die Selbstdarstellerin, denn ich schließe mich an. Selbst von Natur aus fröhliche Menschen überrollen nicht ihr gesamtes Umfeld,

sondern verbreiten gute Laune.

Die Verbreitung der besseren Laune soll heute der Alkohol richten. Selten sieht man eine "Köchin" so viele Flaschen ins Bild schleppen,

und selten hat das so wenig Erfolg.

Bernd befürchtet, schon vor dem Essen betrunken zu sein. Wie viel Blutalkohol die Gastgeberin später hat,

ist nicht sicher, denn auch am Morgen und nüchtern

ist sie ebenso Over The Top wie am Abend.

Vorher muss sie kochen. Kochen? Ach, das geht ruckizucki und mit Hilfe von jeder Menge Karibik-Maggi,

was es nicht exotischer, sondern künstlicher macht.

Was wärst du, wenn du ein Küchengerät wärst? - fragt Daniel alle Teilnehmer. Vickys Antwort verstehe ich akustisch nicht,

aber sie muss ein durchgedrehter Thermomix sein.

Heute ist es heiß in Deutschland,

doch zur Zeit der Dreharbeiten an Vickys Erdbeben-Dinner

frieren die Gäste,

die genötigt werden, dem Grillen des Hauptganges draußen Beistand zu leisten.

Während Vicky wie Rumpelstilzchen ums Feuer tanzt -

kann sie niemanden animieren, ebenfalls einen Tanz aufzuführen. Ich schlage die Hände vor die Augen und

möchte stellvertretend für Vicky vor Peinlichkeit im Boden versinken.

Aber sie lacht weiter und weiter und ist heiter ohne Ende - da staunt selbst ein Zuschauer, der auch aus der Karibik stammt.

Sie bekommt vierundzwanzig gnädige Umdrehungen - für all die prozentualen Umdrehungen. Ob fürs Essen auch Punkte dabei sind -

wer weiß?

Sie nimmt ja nichts so schwer wie wir Deutschen es tun, lässt alles auf sich zukommen  - so wird ihr diese und andere Kritiken auch nicht die gute Laune verderben.

Da bin ich aber froh!


Guten Morgen, Gruß Silvia


Dienstag, 30. Mai 2017

30. Mai 2017 - Pfeifkonzert beim Pokalendspiel Borussia Dortmund : Eintracht Frankfurt

Helene über Helene


Pfeifkonzert

Ob sich die Gemüter Pro und Contra Fußball-Fan-Pfeifkonzert inzwischen beruhigt haben, weiß ich nicht,

denn es könnte durchaus sein, dass der Helene-Werbefeldzug nach dem Motto:

Auch schlechte Werbung nützt dem Zweck

noch nicht ganz zu Ende ist und es in diversen Talk-Shows zum Thema gemacht wird.

Warum dieses Pfeifkonzert stattfand - darüber gibt es mehrere Versionen,

und mein erster Gedanke war rein emotional:

Oh, wie fein! Die haben mit diesem Pfeifkonzert genau meinen Geschmack getroffen!

Denn kaum schlage ich eine Zeitung auf - ob aus Papier oder im Netz, suche ich den Weg in meine Mail-Box  - ist sie längst dort:

Datt Helenchen!

Eine kurze Zeit hatte man Ruhe vor ihr, bevor sie jetzt wieder voll durchstartet und man ihr, selbst wenn man will, nicht aus dem Weg gehen kann.

Wie eine Göttin ist sie omnipräsent, und natürlich wird sie nicht nur angebetet ...

Selbstverständlich war das keinesfalls lieb von den Fußball-Fans, sie einfach auszupfeifen ...

aber wenn man ehrlich ist, ist Helenes Dauer-Präsenz auf allen Kanälen auch nicht gerade freundlich denen gegenüber,

die sie nun mal vor den Augen nicht mehr sehen und hören möchten.

Womöglich hat sich beim Fußballspiel in Berlin Bahn gebrochen, was manche vor den Bildschirmen

auch am liebsten tun, sobald sie auftaucht.

Ich greife dann schnell zu meiner Fernbedienung und drehe ihr den Singsang ab. Manchmal nicht schnell genug, und der Schaden ist bereits da.

Am Sonntag war ein Surfen durch meine Timeline bei Facebook ein einziges Desaster:

Überall Helene! Pro! Contra! Absurd!

Also habe ich eine Pause eingelegt, denn ich fühlte mich bereits wieder gestalkt.

Ergo war das Pfeifkonzert keine gute Idee,

obwohl so ganz ohne diese bösen Pfiffe

wäre sicherlich auch mehr die Rede von ihr gewesen als von

Borussia Dortmund und Eintracht Frankfurt zusammen.

Gibt es eigentlich schon eine Helene-Partei ... und muss man die fürchten? Singt sie im Frühherbst zur Bundestagswahl,

egal, welche Partei danach Deutschland regiert? Helene ist dabei?

... und fürchte dich nicht! Ist leicht gesagt, aber schwierig umzusetzen.


Guten Tag, Gruß Silvia


29. Mai 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Koblenz bei Katrin

Die Mosel


Vorspeise: Salat von gebratenem Spargel mit wilden Scampi und Bärlauchcreme
Hauptspeise: Zweierlei Eifellamm auf orientalischem Couscous mit Limonen-Minz-Joghurt
Nachspeise: Sorbet und Kompott von Niederwerther Erdbeeren mit Basilikum und Vanille-Pannacotta


Lächel die Welt an,
und die Welt lächelt zurück ...

Gacker die Zuschauer an - und die sind genervt. Katrin gackert sich durch die ganze Sendung, kurzzeitig mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Freundin Theresa,

und mir fällt dieser Lachsack ein, der irgendwann mal im Handel erhältlich war,

bevor man nicht einfach das Dinner einschalten konnte, um sich ebenso schlecht unterhalten zu fühlen.

Hier fehlt neben den vielen Praktikanten eindeutig ein professioneller Kamera-Coacher, der während der Dreharbeiten das Schlimmste abwenden kann,

um die Zuschauer nicht unnötig zu nerven - und einer Teilnehmerin wie Katrin ein bisschen die Hyper-Nervosität zu nehmen.

Möglich ist jedoch, dass der Sender einen geheimen Vertrag mit der Vereinigung der Hörgeräte-Techniker unterhält,

denn anders sind die häufigen  Angriffe auf die Ohren, ist auch gleich um die Ohren, nicht zu erklären.

Zudem ist Katrins Devise

Let Your Hair down in the Kochtopf,

und wenn man die Kopfkinos einschaltet,

so könnten im Essen genetische Partikel der Köchin landen.

Aber wiederum ist eine Runde froh, sich genau in dieser Konstellation zu treffen. Tobias nimmt teil, weil er sehen möchte, wie andere

Leute kochen. Um das zu erleben, muss er eigentlich nur das Internet anschmeißen.

Susanne hingegen redet übers Lämmchen: Sie selber hätte es nie in einem Restaurant bestellt ...

klein, süß, einfach niedlich ...

doch es schmeckt dann so lecker, dass sie die bis heute geltenden Bedenken gedankenlos über Bord wirft und zum Lamm-Fan mutiert.

So einfach ist das manchmal mit der selbst aufoktroyierten Moral,

dass sie beim kleinsten Windhauch dem Egoismus

zum Opfer fällt.

Katrin bekommt dreißig Punkte. Die werden von viel Kritik seitens Bernd und Vicky untermalt,

und

es ist alles wie immer.

Einzig durch die unnötige Musikeinlage, die auch überhaupt nicht zu irgendetwas passt, wird das ständige Gackern unterbrochen.

So wird der Abspann zu dem schönsten Teil des Dinners.


Guten Morgen, Gruß Silvia

Montag, 29. Mai 2017

29. Mai 2017 - ZDF (heute ab 20.15 Uhr) - Der Mann ohne Schatten



Darsteller:

Jan Josef Liefers
Henry Hübchen
Stefanie Stappenbeck

Alina Levshin
Gudrun Landgrebe


Regie: Carlo Rola


Der Mann ohne Schatten

und am Ende des Films vermisst man die großartige Deutung des Ganzen, die sich dann doch in der jüngeren deutschen Geschichte wieder findet,

die noch für viele Jahre als ergiebig angesehen werden kann und erst dann keinen Stoff mehr bietet, wenn alle damaligen fiktiven Beteiligten an diversem Unheil, das sie über die Menschen brachten, längst verstorben sein werden. Dann bleiben noch die Möglichkeiten, derartige Filme in der Vergangenheit spielen zu lassen.

Dieser spielt in der Gegenwart: Katherina (mir "e") vermisst seit 30 Jahren schmerzlich ihren Bruder, der damals in die DDR gegangen sein soll,

und auch da sie nun ihr Elternhaus verkaufen muss,

sucht sie noch einmal dringlicher nach Martin Gebhardt.

Sie wendet sich an den Anwalt Joachim Vernau, dessen Kanzlei gerade nach einer Explosion in einem anderen Stockwerk im Chaos versinkt:

Vernau wird von Jan Josef Liefers gespielt, der in den ersten Momenten des Films eine leichte Überleitung von seiner wohl

bekanntesten Rolle,

dem Gerichtsmediziner Boerne hinlegt.

So finden sich die Fans müheloser ins doch differente Wesen des Anwaltes.

 Vernau fliegt nach Kuba, denn

dort vermutet Katherina ihren Bruder.

In Havanna stolpert der Gesuchte dem Anwalt schnell über die Füße, und um die Sache zu einem Ende zu bringen,

unterschreibt Gebhardt rasch eine Verzichtserklärung auf den Anteil seines Verkaufserlöses für das Elternhaus. Weiterhin will er Katherina nicht sehen -

doch diese ist alarmiert, als er ihren Namen Katharina und nicht Katherina schreibt - sie glaubt, dass er nicht ihr Bruder ist ...

und reist selber nach Havanna.

Unterdessen hat Vernau eine Liebesaffäre mit einer geheimnisvollen jungen Frau, die er, der Playboy, sogar bittet,

zu ihm nach Berlin zu ziehen.

Während man hier von einem örtlichen Tapetenwechsel der Serie über den Anwalt Vernau sprechen kann, da der Film hauptsächlich in Havanna spielt,

werden in seiner Kanzlei die Tapeten von den zwei lieben Tantchen des Anwaltes

symbolträchtig aus der Zeit,

als viele das System im Westen ablehnten, um in den hoffnungsvollen Osten des Landes zu gehen,

gefischt und an die Wände angebracht.

Da sitzt er nun wieder in Berlin und nimmt dankbar den Drink, den ihm seine Kollegin Marie-Luise reicht: Sauf sie dir schön,

sagt sie und er antwortet:

Man kann sich Frauen schön saufen, aber keine Tapeten.

Recht hat er: Denn diese Tapeten sind das Schrägste, was man sich denken kann - und die Frage ist, ob die jemals modern waren.

Ein Film, in dem sich Henry Hübchen und Jan Josef Liefers auf Augenhöhe begegnen,

und wären die beiden Film-Charaktere nicht so unterschiedlich in ihren Wesen, könnten sie beinahe die besten Freunde werden. Hier und da habe ich mir eine solche Wendung gewünscht ...

Dreieinhalb von fünf möglichen Sternen von hier aus. Ein bisschen gestilltes Fernweh inklusive.


Guten Tag, Gruß Silvia


Samstag, 27. Mai 2017

27. Mai 2017 - Interview per E-Mail mit Ulrike Bliefert vom 22. Mai 2017

Das Foto wurde mir von Ulrike Bliefert freundlicher Weise zur Verfügung gestellt.

Vielen Dank dafür

und meinen herzlichsten Dank für das folgende Interview.



1. Ändert sich im Laufe der Zeit die Sicht auf das Showgeschäft - und wie hat sich das Show-Biz insgesamt verändert?

Showgeschäft und Show-Biz sind Begriffe, die mit dem Schauspiel- und/oder AutorInnenberuf letzten Endes rein gar nichts zu tun haben, auch wenn es vielleicht so aussieht, als ob heutzutage die Grenzen in dieser Hinsicht verschwimmen: Show-Biz / Showgeschäft kann man getrost den Heidi Klums, Dieter Bohlens und Verona Feldbuschs dieser Welt überlassen. Da geht es um Selbstdarstellung und Glamour, um medialen Budenzauber und alles, was die Klatschpresse gerne frisst.

Der Schauspielberuf hingegen ist nach wie vor vielfältig und hat mit kurzlebigen Effekten in den seltensten Fällen etwas zu tun. Es gibt die klassischen BühnenschauspielerInnen, Film- und FernsehschauspielerInnen, Sprecher und SprecherInnen für Hörspiel, Feature und Hörbuch, es gibt SynchronsprecherInnen, VorleserInnen und Speaker. Eine Mischform zwischen Show und Schauspiel stellen die Comedians dar, die zum Teil auch großartige SchauspielerInnen sein können (siehe Anke Engelke), aber eben nur zum Teil.

Die Rahmenbedingungen für SchauspielerInnen haben sich in den 45 Jahren, die ich dabei bin, drastisch geändert: In den 70er Jahren hatte man ohne Schauspielausbildung bei ARD und ZDF keine Chance, und ich hab zum Beispiel meist bereits ein Jahr zuvor gewusst, was ich drehen werde. Seit die Quotenkeule herrscht, dank Marktforschung 90% der Sendungen auf Mainstream gebürstet sind, die Drehzeiten immer weiter reduziert werden und RegisseurInnen zu Drehplaneinhaltung-um-jeden-Preis genötigt sind, hat sich auch das verändert: Oft erfährt man erst eine Woche vor dem Dreh, für was man angefragt wird.

Früher gab es zudem weder Castingagenturen noch ein ganzes Heer von AgentInnen, da besetzten die Regisseure die Rollen, und niemand im Sender hätte es gewagt, einem Regisseur (damals gab es praktisch nur Regisseure und keine Regisseurinnen) eine Besetzung aufs Auge zu drücken. Das hat sich dramatisch geändert, zum Leidwesen derer, die ja - neben der Kamera - das künstlerische Herzstück einer Produktion sind.

Kurz gesagt: Alles ist schnelllebiger geworden, es reden häufig viel mehr Köche über den Brei, als ihm sprichwörtlich gut tut, und der Film- Fernseh-Schauspielberuf hat infolge des massenhaften Einsatzes von Laien - sieht man von einer Handvoll Stars ab - mittlerweile etwa das Prestige einer ungelernten Arbeitskraft.



2. Was bedeutet Ihnen ein Roter Teppich?

Gar nichts. Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt, d. h. ich nehme die „Fast Lane“, bei der man die Fotografen umgehen kann.



3. Hatten Sie gemeinsame Projekte mit Ihrem Ehemann? - Anmerkung: Er heißt László I. Kish 

Die habe ich. Wir haben bereits als Schauspieler zusammen gedreht und wir lektorieren gegenseitig unsere Prosa- und Drehbuchprojekte.


4. Was ist Ihnen das Liebste: Schreiben oder Spielen? Theaterspielen oder eher die Arbeiten an einem Film?

Für mich ist das Schreiben eine willkommene Abwechslung vom (meist hektischen) Drehen und umgekehrt.
Theater spiele ich schon seit Mitte der 80er Jahre nicht mehr. Ich hab es damals mit einem festen Engagement probiert, da unsere Tochter noch klein war, und ich nicht so viel hin- und herreisen wollte. Aber ich musste feststellen, dass ich nach jahrelanger Freiberuflichkeit ein Korsett wie bei einem Stadt- oder Staatstheater nicht mehr aushalten konnte: Ich möchte selber bestimmen, welche Rollen ich spiele und mir nicht von einem Intendanten oder einer Intendantin vorschreiben lassen, was „gut für mich“ wäre.


5. Natürlich kann ich "Jauche & Levkojen" und "Nirgendwo ist Poenichen" nicht außen vor lassen.  - Sie waren damals blutjung. Gab es am Drehort jemanden, der Ihnen besonders viel bedeutet hat?

Ja. Der mittlerweile unter tragischen Umständen verstorbene Kameramann der ersten Staffel, Horst Schier. Ich habe bei ihm sozusagen „Camera Acting“ auf allerhöchstem Niveau gelernt, da er mich - gemeinsam mit dem wunderbaren Regisseur Günter Gräwert - am gesamten Herstellungsprozess teilhaben ließ. Wir suchten zusammen Kostüme und Requisiten aus, inspizierten am Tag vor dem Dreh die jeweiligen Drehorte und besprachen vor Ort , was wir am nächsten Tag dort machen wollten. So viel Teilhabe ist einfach großartig! Und in Sachen „viel bedeuten“ nicht zu vergessen meine Kollegin Kornelia Boje, die im Poenichen-Teil eine Nonne (und Cousine) gespielt hat: Wir sind seitdem - seit über 40 Jahren - beste Freundinnen.

6. Fehlt Ihnen manchmal Ihr Heimatort - und der Ruhrpott, in dem Ihre "Omma" lebte?

Nein, Castrop-Rauxel fehlt mir nicht, auch Köln und München und Berlin fehlen mir nicht, nur manchmal fehlt mir mein heiß geliebtes Ostfriesland - wegen Meer, Krabben und Ebbe und Flut.

Aber meine Omma-an-sich fehlt mir! Sie war eine großartige Frau mit einem herrlich schrägen Humor, was für eine im vorletzten Jahrhundert Geborene, die zwei Weltkriege miterlebt und Mann und zwei Töchter in dessen Folgezeit verloren hat, wirklich ungewöhnlich ist. Ich halte oft innere Zwiesprache mit ihr, und ich werde ihr im Alter immer ähnlicher. Das ist zwar nicht Mainstream-tauglich, aber der Seele tuts gut.


7. Tierliebe - Ich denke da an Ihre Katzen und den Neuzugang, einen Hund:

Mit Hunde-Neuzugang Rudi und Komma, Patch und Minnie (Kater und zwei Katzen) ist der Haushalt hier auf dem Land für mich erst komplett! Wir haben lange in der Stadt gewohnt, und im vierten Stock mit Balkon mochte ich weder Katzen halten, noch einen größeren Hund. Hier auf dem Land, mit über 3.000 m2 Garten, ist für die Pelzis Platz genug zum Toben und Spielen. Ich freu mich, dass ich von den drei Katzen-Streunerchen als ihre „Dosenöffnerin“ ausgesucht wurde, und Rudis Weg führte von einer Müllkippe in Griechenland zu uns.

Er ist mit seinen 6 Monaten noch jung genug, den schlechten Start, den er dort hatte, zu überwinden, und Minnie und er sind ein unschlagbares Gespann in Sachen "Family Entertainment“: Die beiden spielen den ganzen Tag über miteinander. - Übrigens gehen alle drei Katzen mit, wenn ich mit Rudi spazieren gehe. Idylle pur!

Aber allgemein gesprochen ich bin absolut nicht tierlieb: Zecken - zum Beispiel - ziehe ich unseren Pelztieren mit der bloßen Hand heraus und kille sie mit Wonne, und Mücken haben bei mir wenig Überlebenschancen. Meine Tierliebe geht von Spinnen an aufwärts. Die haben bei uns im Haus wegen der begrünten Hauswand ein herrliches Leben und werden nicht gestört.

Kamele - zum Beispiel - hab ich bei unseren Indienreisen kennengelernt, und ich mag diese Tiere besonders gern, wogegen ich vor Pferden mitunter Angst habe.

Ansonsten geht es mir mit Tieren wie mit Menschen: Es gibt darunter durchaus ziemlich unsympathische Exemplare, und die liebe ich denn auch keineswegs, sondern ich geh ihnen - wenn irgend möglich - aus dem Weg.

8. Wobei oder wie können Sie am besten entspannen?

Beim im Garten wühlen.


9. Wie sähe eine ideale Welt aus?

Eine ideale Welt würde sich - nota bene jenseits jedweder religiöser musts und don'ts - nach dem Kantschen Imperativ richten: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Oder einfach gesagt: „Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem Anderen zu.“
Welcher Mensch würde schon gern von seinen Mitmenschen gedemütigt, geschlagen, getötet, vergewaltigt, verhungern gelassen oder unterdrückt?





26. Mai 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag im Emsland bei Janneke



Vorspeise: Dreimal verführerische rote Paprika (Paprika-Suppe, Paprika-Lasagne, gefüllte Mini-Paprika mit holländischen Krabben)
Hauptspeise: „Baboti à la Janneke“ (Südafrikanisches Hackbrot), dazu ein Mix aus normalen und Süßkartoffeln, Frühlingsgemüse und einem frischen Salat
Nachspeise: Limoncello-Tiramisu, dazu Haagse Bluf (Zabaione) mit einer Früchtesalsa


Tatort Dinner

Janneke beherrscht als ehemalige Kneipenwirtin die Taktik der Thekenphilosophie:

Zuhören, zuhören, zuhören -

und sich selber freundlich zurück halten.

Sie liebt Krimis und den sonntäglichen Tatort,

doch spannend ist es weder an ihrem Abend noch war es in der gesamten Woche so, dass man sich dringend eine Wiederholung wünscht.

Am Montag waren alle miteinander froh, in genau dieser Konstellation zusammen gewürfelt zu sein - und heute

herrscht eine sentimentale Abschiedsstimmung,

die so real schön geredet wird wie an den Haaren herbei gezogen ist.

Vox, der Sender, der deinen Freundeskreis erweitert! Vox verändert dein Leben! Freunde auf den ersten Biss!

Janneke bekommt fünfunddreissig Punkte und Theo kann sich genügend Sprit von den gewonnenen 3.000 Euro kaufen,

um noch einmal durch Afrika zu gurken.

Sich den Wind um die Nase wehen lassen, ist allemal spannender als es in dieser Woche beim Zusehen war. Smalltalk als Ersatz für großartige Kochbilder, und ein vermutlich prämierter Hobby-Kritiker, der am Ende jeden Dinners wenigstens ein bisschen dafür sorgt, dass man nicht ins Reich der Träume fällt.

Doch heute gibt er satte acht Zähler, da kann man nicht meckern und sich höchstens fragen, ob es die hohe Punktzahl wert ist.

Nun gehen alle zurück in ihre Leben, ich mache den Dinner-Laden dicht bis Dienstagmorgen und wünsche

Andre viel Glück mit seiner kleinen Schokoladenmanufaktur,

während Ximena sich als Kamerafrau bei Vox bewerben könnte - die Qualifikation des nervösen Kamerahändchen wird ausreichen,

damit das "Dinner" noch moderner wird. Und so beliebig wie vieles andere.

Es fehlt eindeutig der Pfiff,

aber den hat der Sender beim Renovieren der Sendung mit

Einheitsbrei und schmalstem Small-Talk übertüncht.

Ich möchte mich an dieser Stelle nicht wiederholen,

und ich bleibe vorläufig dem Format treu -

denn natürlich habe ich keinen sonnigen Frühling, an dem ich lieber in den Biergarten gehe oder den Grill anwerfen lasse

oder mich sonst irgendwie beschäftigen könnte. Nein, ich bin trotz modernster TV-Technik völlig fixiert auf diesen

19.00 bis 20.00 Uhr-Termin,

dass ich an den Wochenenden gar nicht weiß, womit ich diese Stunde totschlagen soll.

Allen ein schönes Wochenende,

guten Morgen, Gruß Silvia




Freitag, 26. Mai 2017

26. Mai 2017 - Giftspritze gegen Giftköder


Giftspritze gegen Giftköder

Es ist bekannt, dass sich die Allerschwächsten gegen die, die schwächer als sie selber sind, großartig fühlen und ihnen so ultimativ wie feige schaden wollen. Mit den Allerschwächsten meine ich menschliche Kreaturen, die Hunde so sehr hassen, dass sie Giftköder für diese auslegen - oder wahlweise auch mit Rasierklingen gespickte letzte "Leckerlies".

In den vorhergehenden Tagen habe ich viel über ausgelegte Giftköder in allen Regionen gelesen, und ich bekomme sicherlich nicht wirklich alles mit, wenn es um die neuesten, und für die meisten Menschen uninteressanten Nachrichten geht.

Doch der Gefahr bin ich mir täglich bewusst. Meinen Yorkie Robin muss ich vor diesen abartigen Geschöpfen nicht in Schutz bringen,

denn er ist sowieso ein schlechter Fresser, und er weiß, dass es zuhause allemal köstlicher mundet als der Dreck von den Straßen je schmecken könnte selbst, wenn er nicht final ist.

Bienchen, meine Malteserin ist ein anderes Kaliber, warum auch immer. Sie sucht schon frühmorgens nach Straßenmüll - meistens vergeblich, weil ich aufpasse wie jemand, der den Abschaum der Menschen-Interna  kennt,

damit sie nicht fündig wird.


Wie erkennt man diese Leute, die Giftköder auslegen?

Leider gar nicht! Neulich ging ich mit beiden Süßen, die anderen Menschen, die positiv gegenüber Hunden und Tieren gesinnt sind,

täglich so viel Freude bereiten (sie haben sogar Fans im Real-Life),

und Bienchen als eine ansehen, die klein und weiß ist und kein Wässerchen trüben kann (ich denke, es ist eine Art von Knut-Effekt)

durch die Stadt.

Hinter uns war ein Paar. Um die fünfzig, wie  ich später feststellte. Denn wir hatten zuerst keinen Sichtkontakt.

Der Mann sagt: Diese verdammten Köter!

Ich dachte, mich verhört zu haben.Obwohl auch ich das Gute im Menschen oft mit der Lupe suche.

An der nächsten Ampel:

Mit den beiden Herzen ging ich als Schnellmerkerin sofort über die Straße, als die Ampel auf Grün umsprang.

Der Mann hinter uns: Scheiße, ich hätte mir gewünscht, die Köter wären jetzt überfahren worden!

Auf der anderen Seite angekommen,

sah ich diesen Menschen (die Frau hatte ihm noch zugestimmt) erstmals in die Augen:

Sie sahen sogar sympathisch aus. Völlig normal und unscheinbar.

Soviel dazu, dass der erste Eindruck auf zwei Gesichter

aber so was von täuschen kann.


Täter-Profile

So viel ist sicher:

Man erkennt ihn nicht, diesen Abschaum der menschlichen Gesellschaft, die eigentlich die schwächsten Geschöpfe schützend unter ihre Fittiche nehmen sollte und genau das Gegenteil praktiziert.

Es gibt auch die anderen, die keine Hunde mögen und ihnen aus dem Weg gehen -

ehrlich gesagt, sind mir die auch nicht geheuer. Aber ich verstehe sie - wenn auch in Grenzen, denn ein "Hier und nicht weiter"  kenne auch ich - aber aus völlig anderer Position.

Hier und nicht weiter bedeutet für mich - meine Abneigung gegen tätlich übergreifende Hundehasser  sitzt tief und könnte sich Bahn brechen (davor lebe ich wirklich in Angst) , falls meinem Bienchen oder dem Schatz Robin etwas zustößt. Das hoffe ich selbstverständlich nicht,

sondern ich hoffe

vergebens

auf die Polizei.

Noch nie habe ich gelesen, dass diese einen Hundehasser,  der der tödlichen Brutalität gefrönt hat, gefasst hat. Daher fehlen wohl auch die Täter-Profile. Oder das Interesse, diese zu erstellen.

Und das Interesse, Täter überhaupt ausfindig zu machen, scheint ebenfalls nicht vorhanden zu sein:

Denn man könnte genetische

Spuren

sichern oder einfachste Kriminaltechnik einsetzen.

Fazit

Vermutlich wird das als Bagatelle gehandhabt und dem täglichen Wahnsinn untergeordnet, mit dem wir leben müssen -

doch, wenn die Schwächsten und Unbedarfsten betroffen sind,

fehlt mir dafür jedes Verständnis.


Die besten der Besten, die Tiere  - als Opfer sind sie  nur eine Nummer, wenn überhaupt.

Ich bin tieftraurig. Und zornig.


Guten Tag, Gruß Silvia


25. Mai 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag im Emsland/Lingen bei Julia



Vorspeise: Thai-Salat mit gebackenen Wan-Tans
Hauptspeise: Teriyaki-Lachs mit frischem Gemüse und Kartoffelchips
Nachspeise: Mango-Sorbet und Madeleines


Eigen- und Fremdwahrnehmung

Im Adrenalin-Schub rechnet Julia mit neun, einen Moment später sogar mit zehn Punkten von jedem Gast,

doch die Fremdwahrnehmung beinhaltet jede Menge Kritik und kollidiert in einem Crash mit der Eigenwahrnehmung:

Zwar schieben Janneke und Andre ihr trotzdem acht Umdrehungen zu, doch ob die fair oder nur freundlich sind

entzieht sich meiner Kenntnis.

Ich mag das Gekochte nicht beurteilen,

da alle Bilder natürlich wunderbar aussehen, so ganz aus der Nähe gefilmt und ins tatsächlich beste Licht gerückt.

Theo seinerseits erlebt vom angenehmen Gast zum Punkte-Richter eine Wandlung, die so plötzlich wie unvermutet geschieht:

Wenn man ihm zuhört, ist das Gegessene eigentlich nur Müll. Er gibt sechs Pünktchen, und ich muss seine Geschichte von

Theo und (dessen) Pünktchen

akzeptieren.

Neunundzwanzig kommen zusammen und dürften Julia am Ende ein bisschen sprachlos machen. Immerhin hat sie einen Blog, in dem sie nicht nur

Selbstgenähtes, sondern auch Selbstgekochtes in Wort und Bild

veröffentlicht.

Ansonsten haben die Gäste Spaß, die einen während einer Raucher-Pause, die andere, weil sie die Kamera schwenken darf

und die Zuschauer dusselig im Kopf macht.

D a s    ist auf keinen Fall modern, denn das habe ich bereits mit meiner ersten Videokamera ganz zu Anfang vor vielen Jahren

genau so dilettantisch hingelegt.

Wir erfahren nebenbei, dass Julia ihren Freund auf Instagram und Twitter kennen gelernt hat

und sich Theo im Ausland von Geckos in Hotelzimmern gestört fühlte:

Es gibt allerdings Länder, in denen die Menschen gerade Geckos als Mitbewohner im Haus sehr schätzen,

denn sie fressen zum Beispiel Mücken.

Hier frisst nur die Fremd- die Eigenwahrnehmung.


Guten Morgen, Gruß Silvia







Donnerstag, 25. Mai 2017

25. Mai 2017 - Zum Vatertag für meinen Vater



Für meinen Vater

Es heißt Muttersprache und Vaterland - und genau in dieser Reihenfolge verdanke ich meiner Mutter

die Liebe zur Sprache

und meinem Vater die Liebe zu einem bodenständigen Leben,

denn wäre ich auch hier meiner Mutter gefolgt, wäre ich vermutlich ein klein wenig abgehoben.

Warum die deutsche Sprache jedoch eher die Mutterliebe

und eigentlich nicht das Wort Vaterliebe

kennt, bleibt verborgen und ist so tief mit den Begriffen verwurzelt,

dass man die Vaterliebe

offiziell auch nur nebenbei zelebriert:

An Christi Himmelfahrt dürfen wir auch unsere Väter feiern

oder sie sich selber feiern lassen, je nachdem.


Meiner hat mir Vieles ermöglicht, manchmal Steine aus dem Weg geräumt - oft hat er mich auch einfach wieder auf den Boden der Tatsachen gesetzt. Er hat mit mir gebangt und gehofft, mitgefiebert und sich mit mir gefreut.

Hätten meine Eltern sich je scheiden lassen (nein, haben sie nicht),

ich hätte mich als Kind ohne Frage dafür entschieden, bei ihm zu bleiben.

Immer stand er mir einen Ticken näher als meine Mutter - es war das tief

Väterliche

in ihm, das ich noch heute vermisse - und seine klugen Ratschläge in Zeiten der dringenden Fragen.

Er lebt nicht mehr, und ist relativ jung gestorben, weil er viele, viele Jahre zuvor schon sehr krank war.

Doch diese Krankheiten thematisierte er überhaupt nicht, denn am allerwenigsten wollte er auch nur einen Hauch von Mitleid von anderen. Auch nicht von uns, die ihm am nächsten standen.

Hätte man ihn eine Stunde vor seinem Tod gefragt, wie es ihm geht -

er hätte locker geantwortet: Gut.

Was ich bin, habe ich zum größten Teil ihm zu verdanken -

inklusive ein paar Fehlern, die anderen schon mal sauer aufstoßen -

denn diese Fehler sind sowohl Last als auch Lust, je nach Perspektive.

Und wenn es hinter unserem Horizont etwas gibt, wartet er geduldig auf mich. Alle anderen sind bereits bei ihm.

Guten Tag, Gruß Silvia

                                

24. Mai 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch im Emsland/Salzbergen bei Theo



Vorspeise: Ricotta-Garnelen-Ravioli in Pilzvinaigrette
Hauptspeise: Kräuter-Rinderrolle mit Sellerie-Kartoffelmus und Rotweinsoße
Nachspeise: Zitronenmousse im Safrancrêpes mit Karamellkruste


Easy Single

Theo ließ sich auf seinem Motorrad schon mal den Wind von Afrika um die Nase wehen, nachdem er das große Ziel direkt über

Bottrop

ansteuerte. Dort dachte er noch, dass es ein verdammt weiter Weg bis Afrika ist, aber erschreckt hat ihn das am Ende nicht und er hat seine Route fortgesetzt.

Zwei Freunde, die eigentlich mitdüsen wollten, haben im letzten Moment gekniffen, doch

als überzeugter Single ist er das Alleinsein gewohnt und liebt es,

weil es nicht gleichbedeutend mit Einsamkeit ist.

Diese Afrika-Story in seiner Vita war sicher hilfreich im Bewerbungsbogen für das perfekt gedachte Dinner - zumal er dies heute ebenfalls abliefert,

denn seine Konkurrenten geben ihm insgesamt sechsunddreissig Punkte und katapultieren ihn damit auf den vorläufigen ersten Platz,

der bei dieser hohen Bewertung schwer einzuholen sein wird.

Theo war nie verheiratet und ist glücklich in seinem Single-Leben

- auch, wenn er nach seinem Auftritt in der TV-Sendung ein paar oder auch ein paar mehr Dates haben kann, falls er das möchte -

aber Single-Sein bedeutet ja nicht Abstinenz.

Anneke fragt ihn nach seinen Plänen und vor allem seinen Träumen - doch so sehr sie auch bohrt, er fühlt sich wohl in seinem

Status Quo,

macht keine großartigen Pläne, und Träume stehen auch nicht aus.

Dass er darüber vielleicht nur nicht öffentlich sprechen möchte, merkt sie nicht. Impertinente Fragen können lästig sein.

Am Ende ist er vermutlich mit allem im Reinen und mit sich im Besonderen, so dass er getrost das Weitere auf sich zukommen lassen kann.

Die Gäste loben ihn als guten Gastgeber, der für stets volle Gläser und kuschelige Decken auf der kalten Terrasse sorgt. Was will man mehr?

Na ja, vielleicht die fünf Punkte für den freundlichen Andre revidieren?

Leider lerne ich Theo nicht kennen, denn es bleibt an der Oberfläche

und rauscht wie ein Motorrad an mir vorbei, bevor ich auch nur die Gelegenheit habe,

mir anzusehen,

wer drauf sitzt.


Guten Morgen, Gruß Silvia




Mittwoch, 24. Mai 2017

24. Mai 2017 - Alternative Fakten - Melania Trumps Gib-Pfötchen-Phobie



Melanias Gib-Pfötchen-Phobie

hat einen längeren Vorlauf als man denkt und begann an dem Tag, an dem sie ihren Donald in seinem Milliardärs-Club kennen lernte. Dort hatten lediglich wirklich reiche Kerle Zutritt, deren Bankauszüge in einem Safe gelagert wurden - und die jeden Monat erneuert werden mussten,

damit sich keine Pleitiers auf Dauer einschleichen konnten.

Daneben hatten nur die schönsten, aber meist sehr armen Mädels Zutritt zu dem illustren Club.

So saß dort eines Tages Melania, die Wangenknochen am rechten Fleck, die langen Beine übereinander geschlagen - während sie und die anderen Aufstreberinnen sich einer Prüfung durch die Blicke der durchweg

viel älteren Männer unterziehen mussten.

In dem Moment als Donald sie sah, war es um ihn geschehen. Er raffte Krawatte und Perücke zurecht und ging mit energischem Power-Man-Schritt auf sie zu:

Zu allem entschlossen nahm er sie an die Hand, die sie damals noch in seine legte (sie kannte ihn einfach noch nicht) -

und ging mit ihr in seinen Protz-Palast in der 5. Avenue. Der Rest liegt teilweise im Dunkeln,

bis sie die Rolle der First Lady übernimmt.

Schnell merkt man nur, dass sie inzwischen eine Gib-Pfötchen-Phobie entwickelt hat, die der gesamten Weltpresse

zwischen all den schlimmen Nachrichten immerhin ein bisschen Freude beschert.

Jedesmal, wenn er ihre Hand nehmen will, schlägt sie seine angewidert weg ...

Das sind ganz normale Szenen einer Ehe, die hinter verschlossenen Türen mit noch anderen Geschützen aufwartet, doch nichts Genaues weiß der gemeine Mensch, der so gerne auf Donald Trump

herumhackt.

Nun ist das seltsame Paar nach seiner Nahost-Reise im Vatikan angekommen - und sie treffen Papst Franziskus zu einer privaten Audienz.

Während Donald dem höchsten Kirchenmann die Hand reicht, hält dieser Melania seine Hand hin, damit sie den Ring des Papstes küssen kann,

doch dann geschieht der Fauxpas:

Ganz in jahrelang Praktiziertem verheddert sich ihr Kopf und sie sieht nur Donalds Hand vor sich,

und schon schlägt sie die Hand des Papstes mit bösem Blick aus.

Ein erregter Aufschrei geht durch die Meute der Präsidenten-Begleiter

und Donald fragt sich schnell, wer hier den größten Einfluss in der Welt hat: Er oder der Papst?

Er entscheidet sich für sich selber, weil etwas anderes sowieso nicht in seinem Programm steht.

Doch den geschichtsbewussten Donald quält nun eine kleine Sorge:

Wird der Papst seine Kreuzritter aktivieren und in den Krieg schicken? Dann könnte die Situation brenzlig werden und eskalieren.

Egal, so lange er die Welt regiert, kann

ihm

sowieso nichts passieren. Er sieht seine Melania von der Seite her an - und fragt sich, wie lange das wohl noch für

sie gilt.


Guten Tag, Gruß Silvia


                                                                     

23. Mai 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag im Emsland/Lingen bei Ximena



Vorspeise: Peruanische Ceviche (pikanter Salat aus Meeresfrüchten)
Hauptspeise: Lammcarré in einem Kräuter-Mantel, kleine Rosmarin-Kartoffeln und Wirsing-Salat
Nachspeise: New York Cheesecake auf einem Himbeerspiegel, Key Lime Pie und Hot Brownie mit Vanille-Eis



Dabei sein ist alles

ist das Lippenbekenntnis von Ximena, und das entspricht so gar nicht ihrem Statement über den Job als Restaurantleiterin,

den sie sich nach vier läppischen Tagen als einfache Angestellte geangelt hat. Wenn man ihr Badezimmer mit dem noch unmontierten Klo ansieht und an ihre Renovierungskosten im allgemeinen denkt,

könnten 3.000 Euro eine sinnvolle Spritze sein.

Mit fünfunddreissig runden Punkten befindet sie sich auf einem guten Weg zum Gewinn.

Dabei sein müssen für Theo

immer die Zigaretten. Ein Raucher muss schon ziemlich abgelenkt sein, wenn er die zu Hause vergisst -

aber Rettung naht, sie werden ihm nachgeliefert.

Von Ximenas Vorspeise sehe ich nicht viel, denn die wilde Blumenpracht auf dem Tisch versperrt mir den Blick auf das Endergebnis,

aber gleich im Anschluss folgt die Raucherpause,

die früher niemals gezeigt wurden - bevor man "moderner" wurde beim Dinner. Wird hier das Werbeverbot durch die natürlichen lasterhaften Bedürfnisse mancher Teilnehmer

umgangen?

Mit der Hauptspeise enden dann die überleitenden Worte durch die "Stimme vom Dinner", und dieses Stimmengewirr durcheinander redender Leute

ist nur mit Mühe zu verstehen - mal abgesehen davon, dass vermutlich auch nicht Wichtiges verklickert wird - und dies uns früher freundlicher Weise

vorenthalten wurde, während es heute eine Hauptrolle ergattert hat.

Theo hat die andere Hauptrolle inne, denn der Kerl versteht sein Läster-Mundwerk - und dass er selber

noch nie Schokolade oder Kuchen

gekauft hat, fehlte mir in meinem Wissensschatz:

Hat er noch nie etwas Süßes an eine süße Freundin verschenkt? Hat er noch nie Kuchen für Besuch eingekauft?

In der Vorschau auf sein Dinner

sehe ich drei schwarz gekleidete Frauen an seinem Tisch sitzen als wohnten sie einer Beerdigungsnachfeier bei (sicher nicht einer mit gekauftem Streuselkuchen)

und André, der nach einem freundlichen Wort sucht.

Am besten an Ximenas Abend gefällt mir der üppige Nachtisch  - wenn er zu einer anderen Tageszeit und nicht nach vorherigen zwei anderen Gängen serviert würde.

Gar nicht gefällt mir, dass ich mich die ganze Zeit langweile ...


Guten Morgen, Gruß Silvia


Dienstag, 23. Mai 2017

22. Mai 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Haren/Emsland bei André

Kamerun-Schafe
auch ich hielt sie zunächst für Ziegen
Danke, Ema, für die damalige Aufklärung



Vorspeise: Gefüllte Buchweizenpfannkuchen gerollt mit Rucola
Hauptspeise: Bentheimer Landschwein mit Kartoffel-Steckrübenstampf und Brokkoli mit gerösteten Mandeln
Nachspeise: Zitronenbiskuitrolle mit Schokolade


An der Milchkanne links

wohnt André und falls er den umtriebigen, in ganz Deutschland und im nahen Ausland ständig auf den Straßen des Landes fahrenden Mitarbeitern des Senders ein Foto seines

Bauernhauses

zugeschickt hat, wie es vor zehn Jahren aussah ...

haben sie (und wir)  hier mal einen richtigen Vorher-Nachher-Effekt mit dem Wow-Fazit.

Bei dem Anblick des Vorher-Bildes habe ich nur an Abriss bis auf drei Meter unter der Erde denken können,

doch er und sein Freund Michael haben jahrelang richtig in die Hände gespuckt

und ein kleines Prunkstück aus dem vorherigen Schandfleck gemacht.

Nun ist es fertig, und André kann als Quereinsteiger vom Beruf des Landwirts seine kleine Schokoladen-Manufaktur aufbauen. Daher ist seine Teilnahme am perfekten Dinner eine folgerichtige Konsequenz.

Die Hoffnung und Freude auf liebe Konkurrenten soll das Spiel erleichtern,

doch bislang weiß ich nur, dass seine

Kamerun-Schafe wirklich lieb sind.

Natürlich gehören auch die Hühner, die zur Drehzeit noch der Stallpflicht unterworfen waren zu den Lieben. Inzwischen krähen und gackern sie sicher wieder draußen und legen ihre Eier im satten Grün ab.

Desweiteren haben André und Michael zwei Jagdhunde, die nach seiner "Diagnose! eine "psychische Macke" haben. Bei dem einen bedeutet dies, dass er nicht

schussfest ist und daher von der Jagd abgezogen wurde.

Da die beiden Männer ohnehin nicht jagen, und man bei Angst vor Schüssen nicht von einer Macke sprechen kann, haben die Hunde bestimmt ein schönes, psychisch gesundes Leben inmitten der Natur.

Ob André ein guter Koch ist - mag ich hier nicht beurteilen,

aber die Art, wie Theo

am Ende sein Dinner auseinander nimmt, hat was Gnadenloses. Mit fünf Punkten schlägt Theo zu,

während sich die Gesamtsumme

auf achtundzwanzig einpendelt.

Abwarten, was folgen wird, denn ein Montag ist ein Tag, an dem viele Leute schon mal schlechte Laune haben ...


Guten Morgen, Gruß Silvia


Montag, 22. Mai 2017

21. Mai 2017 - ARD - Tatort München: "Die Liebe, ein seltsames Spiel"

Foto: I. N.


Die Liebe, ein seltsames Spiel

Obwohl es in diesem Tatort weniger um Liebe, sondern mehr um Sex geht, kommt in einer Mini-Nebenhandlung auch die Liebe zum Tragen:

Der junge Assistent der Kommissare zieht soeben mit seiner Freundin in eine erste gemeinsame Wohnung

und stellt die Bewunderung seiner Mutter für Leitmayr in den Blickpunkt.

Auch Batic hat ein Techtelmechtel, in dem er schon mal als Synonym für Pilates betitelt wird, denn seine junge Freundin ist verheiratet und kann sich offenbar nur unter falschen Angaben ein bisschen Zeit mit ihm erkaufen. Die muss einen Mann haben, der sie sehr bewacht.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht der erfolgreiche Architekt Thomas Jacobi (Martin Feifel), der neben weltweitem Erfolg ganz nebenbei

fünf Freundinnen

bespaßt.

Trotzdem ist er der Mann, der einem als Zuschauerin niemals so unsympathisch wird wie er es für seinen Mehrfach-Betrug vermutlich sein sollte. Dass er nicht der Mörder

seiner erschlagenen Freundin sein kann, ist schnell klar. Denn warum sollte dieser Mann sich seine schöne Welt kaputtmachen?

Einen guten Hauptverdächtigen gibt er für Batic und Leitmayr natürlich ab, die noch mehr Abgründe wittern als ohnehin vorhanden sind.

Denn dann wird eine zweite seiner Geliebten erschlagen aufgefunden, nachdem sie das Alibi platzen lassen wollte, das sie dem umtriebigen Architekten für die Tatzeit des ersten Mordes gegeben hatte.


Ivo Batic

gibt sich dem Zwischenspiel als Lover hin, und man sieht, dass Miroslav Nemec solche Rollen schon lange nicht mehr gespielt hat. Die Bett-Szene sieht ziemlich verkrampft aus,

ist aber zum Glück schnell vorbei.

Dann düst er zurück in seine Küche, wo scharfe Paprikas auf dem Herd köcheln, aber nicht verkocht sind,

was wohl eher für einen vorherigen Quickie als für leidenschaftliche Stunden spricht.

Denn ganz eigentlich ist er natürlich mit Kollege Leitmayr der andere Part eines alten Ehepaares und so klären sie hoffentlich

als einsame Wölfe noch ganz lange die illustren oder auch weniger interessanten Mordfälle in München auf.


Finale

Es ist eine alte Krimi-Regel, dass der Täter nicht ein plötzlich auftauchender Unbekannter sein darf, den der Autor als Notlösung aus dem Ärmel zieht:

Im Falle des ersten Mordes ist das jedoch beinahe so: Der final als Mörder enttarnte Nachbar hat zwar ein paar kurze Auftritte im Vorbeimarsch mit Frau und vier Kindern,

aber bei zufälligem Wegschauen kann er am Ende für so manchen Zuschauer genau so gut der große Unbekannte sein.

Er hat getötet, um mit seiner Großfamilie endlich in eine entsprechende Wohnung einziehen zu dürfen, nämlich der des Opfers.

Gibt es denn in München eine solche Wohnungsnot, dass man das sogar in einem Krimi thematisieren  und mit Mord enden lassen muss?

Anders verhält es sich mit dem Mord an der zweiten Freundin des Architekten. Die ihren Chef sehr anbetende Mitarbeiterin

- seltsam, dass sie kein Verhältnis mit ihm hat -

erschlägt im Affekt die Ärztin, weil sie sein Alibi platzen lassen wollte.


Fazit

Ein guter, ein gemütlicher Krimi. Doch für die Aufklärung der Morde hätte ich mir mehr Phantasie seitens des Autors gewünscht.

Die Täter werden am Ende nur noch schnell abgehandelt, damit die Abspannmusik des Tatorts seinen Sinn hat.

Dreieinhalb von fünf Sternen von hier.


Guten Morgen, Gruß Silvia


Samstag, 20. Mai 2017

20. Mai 2017 - Erst kommt das Fressen, dann die Moral (Bertolt Brecht)



Erst kommt das Fressen, dann die Moral - Bertolt Brecht


Natürlich ist das ganz allgemein gemeint und nicht auf das Essen allein oder eher sogar im Unwesentlichen reduziert,

doch hier möchte ich das Essen einmal in den Mittelpunkt stellen:

Vorneweg - so richtig unlecker finde ich nur Graupen, in welcher Form auch immer. Diese aufgeblähten Körner törnen mich dermaßen ab, dass ich in ihnen keinerlei genüssliche Befriedigung finden kann: Sie machen satt, pappsatt, und jeder, der mag, soll sie gern auf seinem Speiseplan haben, ich mag sie nicht.

Dann kommen die Tiere, die wir Menschen als einen Hauptnahrungsbestandteil ansehen, und natürlich sind die meisten von uns an den Verzehr von Lebewesen

seit Kindheit an gewöhnt.

Es gibt inzwischen viele, die sich davon gelöst haben und als Vegetarierer oder Veganer glücklich wurden.


Das Alles-oder-Nichts-Prinzip

kennt jeder von uns, wenn es um den Verzehr von Tieren geht.

Warum also machen einige von uns Unterschiede zwischen Schweinen und Ferkeln, zwischen Rindern und Kälbern

oder mögen vielleicht keine Kaninchen essen und passen auch beim Lämmchen?

Vor einiger Zeit hatte ich eine Diskussion, die eigentlich keine werden sollte, aber wurde, mit einem guten Bekannten:

Er liebt Wild auf seinen Tellern. Ich esse kein Wild.

Dabei würde ich nur an meine "Freunde" im Wald denken, und die kann ich mir nur unter erschwerten Bedingungen und Folter meinerseits auf den Tisch holen

beziehungsweise überhaupt nicht.

Auf meine Aussage, dass ich kein Wild esse - meinte dieser Bekannte, dass ich dann entweder überhaupt kein Fleisch essen dürfe oder eben jedes. Sogar laut ausgelacht hat er mich.

Ja, Dummheit lebt und begegnet einem täglich. Man kann es auch Arroganz nennen, denn warum sollte dieser Mann

entscheiden dürfen, was ich darf oder nicht, was ich esse oder nicht?

Nebenbei streichelte er zärtlich seinen Hund ...


Andere Kulturen

sind mir rein essenstechnisch manchmal ferner als der Mond. Gut, der ist nicht so weit weg, aber weit genug.

In einer lange vergangenen Zeit war ich einmal zu Gast in einer afrikanischen Botschaft in Bonn-Bad Godesberg.

Selbstverständlich gab es dort ein üppiges Buffet. Ich habe mir einen kleinen Teller geladen und als ich in das, was nach Fleisch aussah und es auch war,

hineingebissen hatte,

hätte ich es am liebsten sogleich wieder ausgespuckt. Ich wusste nicht, welches Fleisch das war - aber es war keines, das ich kannte.

Ich riss mich zusammen und schluckte den ersten und einzigen Bissen hinunter.

Ich war jung, dumm und unbedarft, aber ich fragte, welches Fleisch das war.

Die Antwort brachte mich an den Rand der Verzweiflung, denn ich kam mir danach wie eine Kannibalin vor:

Es war Affenfleisch.

Heute käme niemand bei mir mehr unbeschadet durch die Zeit, der Affenfleisch serviert. Damals war ich - wie gesagt - dumm ...

und eine Botschaft liegt sowieso generell nicht auf dem Hoheitsgebiet der Bundesregierung.

Ich wollte nie wissen, wie und unter welchen Umständen die Köche der Botschaft an dieses Fleisch gekommen waren.


Weitere Vergehen

Vor vielen Jahren habe ich mein Lieblings-Fleisch entdeckt, und das waren Froschschenkel. Halleluja, wie lecker war das ...

Wieder ziehe ich nun den Joker, mich einerseits zu meinen Dummheiten zu bekennen

und andererseits konsequent verblödet gewesen zu sein.

Selbstverständlich esse ich heute keine Froschschenkel mehr - da können die noch so köstlich sein. Zum Glück sind sie in Deutschland verboten. Aber vor einigen Jahren habe ich sie auf einer Speisekarte im Ausland entdeckt

und konnte ohne Mühe widerstehen.

Nein, so etwas esse ich nicht mehr.

Ich esse kein Wild, kein Pferdefleisch, keine Tierkinder und auch keine Wachteln,

und sicherlich habe ich jetzt viele Dinge vergessen wie z. B. Kaninchen (das bei den meisten Köchen sowieso nur als dröge Angelegenheit auf Tellern endet).


Ich esse

Schwein und Rind und ein paar andere arme Viecherlies. Natürlich - wie oben erwähnt - niemals Kälbchen,

die gleich nach der Geburt von der Mutter getrennt werden, die armen Kinder.

Das hat überhaupt nichts damit zu tun, dass mir das andere nicht schmecken würde. Es ist meine Art, die Dinge zu sehen,

und die Arroganz anderer, die mir mit

Entweder Oder

kommen, haue ich in die Tonne.

Bei all dem vergesse ich nicht das Leid, dass auch Rinder und Schweine erdulden müssen - und selbstverständlich wäre es mir anders lieber,

aber ich kann es leider nur durch mein Kaufverhalten - ganz vielleicht - ändern.

Doch ich verstehe jeden, der so manches Tier nicht auf dem Teller haben möchte

in vollem Umfang.

Denn das ist ein Statement, dass nicht jeder abgeben kann - der alles in sich hineinstopft,

was Platz im Mund findet.

Trotzdem gilt dies alles nur für mich - und ich toleriere die Alles-Esser,

während ich deren Toleranz Personen gegenüber, die anders essen,

vermisse.


Guten Tag, Gruß Silvia

19. Mai 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in Berlin bei Carsten

Berlin, Foto: I. N.


Vorspeise: Geräuchertes Gazpacho, Tatar vom Rind, dazu Rote Bete vom Grill
Hauptspeise: New-York-Strip-Steaks mit Parmesan-Basilikum-Decke, Süßkartoffel-Pommes frites
Nachspeise: Lauwarmer Chocolate-Soft-Cake, Pfirsichragout


Im Trio

gewinnen Eliana, Luca und der heutige Gastgeber Carsten mit je fünfunddreissig Punkten - somit ist es eine leichte Rechenaufgabe,

die Summe von 3.000 Euro zu teilen.

Eine andere Rechnung hat Eliana auf dem Zettel, als sie schnell denkend unter der wuchtigen Haarmähne sieben Zählerchen rausrückt. Einer mehr wäre realistisch, würde sie jedoch die Beteiligung an der Verteilung der Gesamtsumme kosten.

Eine Frau, die mitdenkt und wenn sie auch alle Schätzchen nennt, ist es nicht unbedingt so, dass sie wirkliche Schätze gern abgibt.

Da wird saftig aussehendes Fleisch vorübergehend trocken geredet.

Eine Berliner Runde, die rein kochtechnisch hier und da besser war und ist als man das aus unser aller Hauptstadt kennt,

geht zu Ende,

und in Erinnerung bleibt mir der Berliner Bär Buxe,

der sein großes Herz auf der Zunge trägt und zum Gelingen und positiven Gesamteindruck seinen Teil beigetragen hat.

Tolle Menschen haben sich kennen gelernt, wie jemand meint - im Trio gewonnen, im Quartett fair bewertet,

und nur das fünfte Rad am Wagen - Eliana - ist sich immer selber die Nächste.

Ihre "Schätze" werden es ihr nachsehen. denn sie braucht dringend das Geld

für eine neue Schere,

und die Profi-Friseur-Scheren können schon mal locker 1.000 Euro und mehr kosten.

Buxe, der heute leer ausgeht, wird den Andrang von Neukunden, die sich bei ihm versichern lassen möchten,

kaum bewältigen -

und die Gemeinschaftspraxis von Luca wird hoffentlich dem Zulauf gerade frisch Erkrankter standhalten und nicht so

explodieren

wie ich es von Elianas Haarmähne jeden Moment erwarte.


Guten Morgen, Gruß Silvia



Freitag, 19. Mai 2017

19. Mai 2017 - Adam und Eva: Eva entscheidet sich gegen Gottes Plan.

Foto: S. B.


Adam und Eva:
Eva entscheidet sich gegen Gottes Plan

Gottes Plan war ein ziemlich perfider, denn er wollte einen seiner unzähligen Planeten besiedeln, und zwar, ohne zu zaubern und von jetzt auf gleich einen Stern mit allem Drum und Dran zu kreieren und mit dem, was die Menschen später Menschen nannten.

Er nannte es einen sich frei entwickelnden Plan ohne Vorgabe und Inhaltsverzeichnis. Er wollte sehen, was daraus entstehen könnte, denn auch Gott spielte gern Spielchen.

Doch er musste natürlich einen kleinen Grundstock setzen, denn wir wissen, dass, wenn er seine Finger fast völlig aus dem Spiel gehalten hätte, es niemals zu diesem Desaster Erde hätte kommen können.

Er erschuf Adam.

Nach diesem Vorbild des Ersterschaffenen leben noch heute viele Völker, indem sie die Männer der Schöpfung aus dem Vollen schöpfen lassen, während Frauen das Nachsehen haben.

Wie gesagt: Er hat die Menschen verlassen, nachdem er das Paradies gestaltet hatte, müde war von den Anstrengungen und die Augen verschloss

vor den Folgen.

Adam - allein im Paradies

Schnell merkte Gott, dass es mit einem einzigen Menschen allein im Paradies, das er für ihn geschaffen hatte, nicht zu dem Ergebnis kommen könnte, das er sich vorstellte.

Adam fühlte sich  fehl am Platze, obwohl ständig die Sonne schien, und der Mond die Nacht anstrahlte.

Er lernte, was Einsamkeit bedeutete.

Kurzerhand nahm Gott eine der von ihm selbst für  Adam so korrekt und akkurat gestalteten Rippen, betrachtete sie von allen Seiten

und formte aus ihr Eva.

Geboren wurde ein weibliches Wesen, das sich zunächst wunderte, auf ein bereits vorhandenes zu treffen und sich dann

an dem Anblick Adams dermaßen erfreute,

dass es sie in die ersten Ängste dieser Welt trieb.


Eva verliert die Kontrolle

... denn diese neue Art von Wesen erschütterte sie bis ins Innerste. Das Leben im Paradies erledigte das übrige, aber sie war ganz neu in dieser Welt und konnte nicht einordnen,

woher sie kam, warum sie hier war und was das alles bezwecken sollte.

Adam seinerseits war von ihrer Schönheit entzückt und spürte einen Drang in seinen Lenden, der von Gott gegeben sein musste,

denn beim Anblick von Pflanzen oder Tieren hatte er diesen nie verspürt

(leider ist das heute anders, wenn Tiere ins Blickfeld geraten, in das sie niemals gehören - und das auch so nicht vorgesehen war).

Er näherte sich der Partnerin im Paradies an und fühlte sich erstmals in einem wirklichen Paradies,

ohne je von dem Begriff desselben je gehört zu haben.

Eva spiegelte ihr Bild im Meer, doch wer weiß, wie zufrieden sie mit dem war, was sie dort gesehen hat? Es schien Adam zu gefallen und das war von Anfang an ihr Hauptanliegen.


Gesetze

gab es kaum im Paradies. Lediglich von dem verbotenen Baum der Erkenntnis sollten sie nicht naschen, ansonsten war alles ihnen allein überlassen -

und damit begann der Fehler Gottes.

Eva war eine kluge Frau, und sie hatte in einer Nacht einen Traum, den nur die kluge Ur-Mutter haben konnte:

Sie sah viele von ihrer und Adams Art,

und die schlugen sich gegenseitig die Köpfe ein. Sie betrübten einander und brachten sich zum Weinen,

sie lagen tot auf den Böden, weil sie gegeneinander bitterböse waren. Sie erkannte Gegenden, die ihrem Paradies in keiner Weise ähnelten,

denn sie hatte den ersten Albtraum der Menschheit.


Eva entscheidet sich gegen Gottes Plan

Adam näherte sich ihr auf eine Art und Weise, die sie an die Annäherung zweier Schlangen im Paradies erinnerte -

die im Anschluss daran einer gesegneten Vermehrung entgegen sahen.

Im Gedenken an ihren Traum wehrte sie Adam ab. Denn die jungen Schlangen tanzten den Eltern auf dem Kopf herum und machten sie kirre,

und genau das wollte Eva nicht für ihr Leben.

Sie wollte ihr Paradies behalten, sich mit Adam unterhalten und Freude an gegorenen Früchten mit ihm genießen,

aber nicht Gottes Plan folgen.

In einer düsteren Gewitter- und Halbmondnacht hatten Adam und Eva wieder einmal zu viel von den gegorenen Apfel-Früchten

genossen

und fühlten sich dermaßen angezogen voneinander,

dass Eva, die Klügere von Natur aus und von beiden, all ihre Vorsicht vergaß.

Danach nahm das Unheil seinen Lauf ...


Guten Tag, Gruß Silvia











18. Mai 2017 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Berlin bei Luca

Foto: S. B.


Vorspeise: Focaccia alla Mamma Angelika: Tomaten mit Rosmarin und Oliven, Gemüseantipasti mit Kräutermarinade und Vitello tonnato
Hauptspeise: Kräuterkaninchen alla Papá Salva: Rosmarin-Ofenkartoffeln mit Weißwein und Mangoldgemüse
Nachspeise: Semifreddo mit Limoncello alla Luca


Stimmungs-Schwankungen

gibt es in beinahe jeder Woche, wenn es heißt "Das perfekte Dinner", und sie treten erst nach gewissen Ermüdungs-Erscheinungen zumeist an Mittwochen oder spätestens an einem Donnerstag zutage. Da haben die Teilnehmer bereits viele Stunden und auch einige an Schlafentzug hinter sich, besinnen sich auf ihre Zu- oder Abneigungen und vergessen sicher auch ein Stück weit das TV-Team,

das sich inzwischen wie weitere Bekannte oder auch alte Möbelstücke eingegliedert hat.

Luca ist Arzt für Allgemeinmedizin, er ist ein smarter Typ und weiß, wie er sich präsentieren muss, um dem Publikum nicht unangenehm aufzufallen.  Der Ruhigste der Runde sei er, meinen die anderen -

doch heute wartet er mit einem Dreifach-Knaller auf:

Kalb, Thunfisch, Kaninchen!

Im folgenden halte ich mich bedeckt, was meine eigene Meinung angeht - und konzentriere mich auf die, die dort an dem Tisch in der Dreier-Wohngemeinschaft von Luca sitzen:

Buxe und Eliana haben bereits am Montag gesagt, dass Kaninchen auf einem Teller für sie nicht in Frage kommt.

Doch Luca ist ein toller Typ und aus Respekt gegenüber dem Gastgeber beißt Buxe ins Tierchen hinein, um gleichzeitig seinen vorher noch vorhandenen Respekt und sogar persönlichen Bezug dem Häschen gegenüber zu vergessen.

Nicht so Eliana: Was nun genau ihre emotionale Bindung an Kaninchen ausmacht, erfahre ich nicht,

aber sie mag keine essen.

Unterdessen sitzt ihr gegenüber der große Junge Joseph und knabbert genüsslich seine Kaninchen-Keule ab,

und während er dabei lacht, sieht Eliana leicht bis mittelschwer verzweifelt aus.

In der Folge schwanken die Angaben über die Stimmung bei Tisch und an diesem Abend ab dem Hauptgang:

Buxe und Carsten und auch Eliana sprechen von einer heiteren, guten Stimmungslage,

während der gute Joseph, der sicher unwissentlich, aber nicht unwesentlich zur schlechteren Stimmung beiträgt,

meint, die Lage sei angespannt.

Auch Luca bemerkt - mit den feinen Antennen, die er für Situationen hat und mit denen er selten falsch liegt, was er wohlgemerkt selber äußert und keine Vermutung meinerseits ist  - eine Anti-Stimmung beim Hauptgang.

Trotz dieser Stimmungs-Schwankungen bekommt Luca satte fünfunddreissig Punkte und liegt somit auf dem gleichen Level wie Eliana.

Vielleicht können sich die Teilnehmer am letzten Abend bei Carsten auf eine gemeinsame Grund-Stimmung einigen

und gehen am Ende sogar als Freunde auseinander - oder als zumindest gute Bekannte,die sich hier und da auf einen unverfänglichen Cocktail treffen.


Guten Morgen, Gruß Silvia


Donnerstag, 18. Mai 2017

18. Mai 2017 - Im Nachtrag zum Internationalen Tag gegen Homophobie am 17. Mai



Internationaler Tag gegen Homophobie

Ich bin einen Tag zu spät, aber um so nachdrücklicher, denn, wenn es auch nur diesen einen Gedenktag im Jahr gibt,

so ist ein jeder andere Tag dazu geeignet, sich offen und vehement gegen Homophobie zu stellen.

Erstaunlich ist, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erst am 17. Mai 1990 (daher der Gedenktag) Homosexualität aus dem Diagnoseschlüssel für Krankheiten genommen hat.

Transsexualität ist immer noch als psychische Störung eingestuft. In 2018 soll das vermutlich geändert werden.

Darüber bin ich sehr betrübt,

aber auch baff erstaunt:

Wir leben in einer offenen Welt und sind auch zum hoffentlich größten Teil weltoffen, dass man gar nicht auf die Idee kommt,

dies könnte immer noch in einer sehr wichtigen Institution (WHO) eine schriftlich getextete Rolle spielen.

Warum steht solch ein Irrsinn aber noch dort? Es ist genug Zeit vergangen, um demütigende Passagen zu entfernen,

und zwar aus ganzem Herzen und mit vollster Überzeugung.

Ja, wenn wir Menschen alle gleich wären ... müsste es zum Beispiel diesen Gedenktag überhaupt nicht geben,

denn dann wären wir froh um unsere Unterschiedlichkeit.

Es leben die Unterschiede und die Bereicherungen, die wir alle daraus haben.

Und angst und bange kann einem vor Ländern werden, die Homosexualität noch auf einer ganz anderen, nämlich der strafrechtlich relevanten Liste

stehen haben.

Ich bin sehr froh, schon in jungen Jahren sehr viel Kontakt zu Schwulen gehabt zu haben - so hatte ich zum Glück

überhaupt keine Chance

und noch weniger einen

Grund,

Homophobie zu entwickeln.


Guten Morgen, Gruß Silvia