Mittwoch, 30. November 2016

1. Dezember 2016 - Adventskalender 2016 - 1. Türchen - Menschen, denen man im Himmel begegnen könnte ...



Menschen, denen man im Himmel begegnen könnte ...

vorausgesetzt, es gibt einen Himmel, in dem sich alles Böse in Wohlgefallen auflöst und nur das reine Glück Bestand hat.

Selber bin ich als Agnostikerin auf der sicheren Seite: Ich weiß nicht, ob es etwas gibt oder nicht. Somit distanziere ich mich sowohl von den Gläubigen als auch von den Ungläubigen.

Ein bisschen schwammig, aber für mich die einzige Richtung.

Doch falls es einen Himmel gibt, so werde ich an einem sehr besonderen Heiligabend dort ein paar Menschen treffen,

die ich in meinem Leben nicht persönlich kennen gelernt habe:

Schon früh am Morgen geselle ich mich zu Helmut Schmidt und wir setzen gemeinsam die Wolken unter Dampf.

Nach der gegenwärtigen Politik im Himmel frage ich ihn nach der dritten Zigarette in Folge, und wer dort das meiste Sagen hat. Und er zündet sich tief zufrieden eine vierte an und beginnt zu erzählen ... Ich könnte ihm ewig zuhören, aber ich muss gehen.

Denn ein Stückchen weiter ganz oben im Himmel, wo niemand von der Erde hingucken kann, treffe ich John F. Kennedy.

Er zieht sogleich sein Fazit über Donald Trump,

und dass niemand um diesen weinen würde, falls er in seiner Amtszeit stirbt. Um ihn hätten die Menschen auf der ganzen Welt geweint, nachdem er ermordet worden war,

aber man sähe, dass viele Tränen ohne Sinn und Verstand vergossen würden. Die Leute seien einfach zu emotional und sollten mehr nachdenken.

Mit dem guten Rat im Gepäck sehe ich von weitem Marilyn Monroe in ihrem berühmten weißen Kleid. Ach, nein, es ist eigentlich nur die Betriebskleidung hier. Auch ich trage solch ein Gewand. Sie flötet mir leise zu,

dass all diese selbst ernannten It-Girls auf dem Globus, deren Ur-Mutter sie war, ihr nicht das Wasser reichen könnten. Sie musste damals wenigstens noch ein Talent vorweisen, um berühmt zu werden ... Wo sie recht hat, hat sie recht.

Und jetzt möchte ich es gern und endlich einmal lustig haben und suche Queen-Mum, die ich auch recht schnell finde, denn immer der Nase nach,

ist sie dort, wo es nach Gin riecht.

Wir setzen uns jeder ein Krönchen auf den Kopf (so feiert man in England Heiligabend) und prosten uns so lange immer wieder zu

bis ich wehmütig werde, und mich auf die Suche nach Johannes mache:

Johannes war der Sohn meiner Oma und Bruder meines Vaters, den ich nie kennen gelernt habe. Er ist mit 21 Jahren verstorben. Und:

Meine Oma hat um seinen Tod eine Legende aufgebaut, die meine Mutter später gerade gerückt hatte. Oder hat meine Mutter mich belogen?

Wie auch immer, an diesem Tag erfahre ich die Wahrheit über Johannes' Tod.

Einen friedlichen Adventstag wünscht Silvia



30. November 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Amsterdam bei Nathalie

Fotos: M. M./Amsterdam


Aperitif: Brombeer Whisky Mash
Vorspeise: Groninger Senfsuppe mit Lauch und Speck
Hauptspeise: Kalbsbäckchen-Pilz-Bier-Eintopf mit Bündner Bramata und Spinat
Nachspeise: Grappa-Vanille-Creme mit Waldfrüchten


Boefen en deernser

Schwere Jungs und leichte Mädchen in der direkten Nachbarschaft, einen viel befahrenen Wasserweg vor den Fenstern, Geräuschbelästigung inklusive - und überall das Hohe Lied auf das schöne Amsterdam. Auch die Fernseh-Crew hat dies gehört und das Casting-Team

war so lieb und hat für diesen Dienstag das Rotlichtviertel als Drehort gewählt. Oder sollte es tatsächlich nur an Nathalie gelegen haben, dass sie heute öffentlich kochen darf

und nicht an ihrer Adresse?

Denn an solchen Anschriften haben die Leute von Vox ihren Spaß, da geht ihnen das Herz auf und den Gästen am Tisch der Gesprächsstoff nicht aus. Wie es in diesem Viertel aussieht, weiß ich natürlich nicht - obwohl ich auch schon einige Male in Amsterdam war. Aber nach einer dummen Autopanne sind wir einst rein zufällig in einem Hotel mitten im Rotlichtviertel von Den Haag gelandet.

Es war alles ganz harmlos, aber sehr rot (auch im Zimmer), und ruhig. Vielleicht, weil es dort keine Wasserstraßen gibt?

Nachdem Nathalies Vorspeise den meisten hervorragend schmeckt, geht zum Hauptgang niemand mehr vor Demut in die Knie - und die Kurve des Tischgesprächs erreicht die Sendung

"Geschickt eingefädelt".

Nathalie möchte sich unter Umständen selbstständig machen, denn sie näht mit Begeisterung

Mützen im Else-Kling-Gedächtnis-Stil.

Jene Else wäre vielleicht eine Kundin gewesen, wenn es sie denn wirklich gegeben hätte ... Aber eine Mütze macht noch kein Geschäft.

Und um dieses seichte Geplänkel nicht ins völlig Leere laufen zu lassen, bemerken zwei der Dinner-Teilnehmer einen Zusammenhang

zwischen Nähmaschine und ...? Und was?  Sex? Gut so, bleiben wir im Rotlichtmilieu, aber bei

achtundzwanzig Punkten geht leider keine rote Lampe an. Bei Regines Bewertung mit fünf ganzen, sicher lieb gemeinten Zählern, gehen gar die Laternen aus.

Mit heißer Nadel hat Vox diese Teilnehmer zusammen gewürfelt, denn eine wirkliche Kochorgie oder gar viel Freude am Kochen ist bislang nicht sichtbar.

Dafür gibt es viele schöne Bilder der Stadt und ein paar Erläuterungen von den zugereisten Kandidaten.

Wenigstens zu einem Nachtisch in dieser Woche würde ich mir einen der süßen und mächtigen und manchmal auch prächtigen Pannekoken wünschen.

Das Dinner ist kein Wunsch-Konzert, es ist hartes Business im Kampf um Zuschauer.

So kämpfen wir uns durch weitere drei Tage, an denen die Crew vielleicht den meisten Spaß an der Sache hatte - immer dann, wenn sie selber drehfrei hatten.

Guten Morgen, Gruß Silvia



Dienstag, 29. November 2016

28. November 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Amsterdam bei Regine


Aperitif: Bellini
Vorspeise: Weißweinsuppe mit Pancetta-Knusperflakes
Hauptspeise: Geschmorter Lammhals mit Cashew-Mousseline, Limonen-Crunch und Rotweinjus
Nachspeise: Himbeer küsst Sahne-Komposition


In fremden Badewannen sind sie Kapitäne

Mit Erstaunen stelle ich fest, dass der Badewannen-Fetischist wieder Regie in einer Sendung führt, die seit über zehn Jahren nach dem perfekten Dinner schreit - und es nur selten gefunden hat.

Das Perfekte wird auch heute nicht angegangen - und diese Interviews, in der Kälte eines Badezimmers und aus der Wanne heraus geführt, in dem Yvonne und Peter permanent ihre Gliedmaßen sortieren müssen,

stinkt gewaltig ab gegen die vorher gezeigten schönen Bilder von Amsterdam.

Ein uriges Amsterdamer Lokal als Drehort zwischen den Gängen würde mir besser gefallen,

aber der Badewannen-Liebhaber scheut vermutlich, die schmalen Treppen hinunter und hinauf zu gehen, und das mit vollem Equipment.

Nicht wirklich scheut sich hingegen Regine, in Amsterdam ein Menü zu servieren, das in ihrer Heimatstadt Köln auch keinen Anklang gefunden hätte - aber genau in eine Kölner-Dinner-Runde gepasst hätte. Nur alle anderen Kölner, die

nicht am perfekten Dinner teilnehmen, können selbstverständlich weitaus besser kochen.

Und mit liebevoller Hingabe zum Kochen ist Regine ebenfalls nicht ausgestattet. Die Haare hängen über den Zutaten und

die Vorspeisen-Suppe, in der Weißwein ist, bekommt durch den Rotwein als begleitendes Getränk zumindest einen kräftigen Farbschocker. Während der Nachtisch das allseits beliebte Geschichtete ist - und dafür niemand nach Amsterdam fahren muss.

Peter ist noch immer in der Badewanne und lacht, lacht - auch, wenn meistens nicht erkennbar ist, worüber. Seine Partnerin auf dem Abstellklo verkündet laut, dass sie nur aus Höflichkeit Kohlenhydrate zu sich nimmt.

Und wenn einer der Gäste oder von der Crew aufs Klo muss? Das gibt ein Gedränge, es sei denn, es ist ein Gästeklo vorhanden - oder Klogänge werden gänzlich untersagt während dieses Highlight-Drehs im Bad.

Regine bekommt fünfundzwanzig Punkte, darunter fünf von Peter und sechs von Ben. Dies schreibe ich ohne eigene Wertung.

Am liebsten ist mir bis jetzt der Skipper Vincent, der am Morgen Peter und Ben durch die Grachten geschippert hat - denn

er spricht nicht, sondern schaut nur.

Das nächste Dinner findet bei Nathalie statt, die im Rotlichtviertel wohnt. Ob sich dort ein freies Badezimmer in einem Puff findet?

Guten Morgen, Gruß Silvia


Montag, 28. November 2016

27. November 2016 - Schwiegertochter gesucht - Beate geht ein Licht auf ...



Beate geht ein Licht auf

und hinter dem blitzt ihr scharfer Verstand, erst noch ganz zaghaft, dann immer rasanter auf, und beleuchtet  hell nicht nur diese furchtbare Sendung,

sondern auch ihre Mutter:

Die nämlich sucht gar keinen Schwiegersohn, sondern stetig neue Geldquellen.

Ganz gewitzt ist diese kleine Frau mit den winzigen Augen, die noch kleiner werden, je mehr sie enttarnt wird - bis sie anschließend überhaupt nicht mehr zu sehen sind.

Die Kerle, die Beate zunächst während der TV-Produktion kennen gelernt und die dann auch zu ihr nach Hause gekommen sind,

wurden erst mal von Mama abgezockt, denn die sah sie nicht als Besuch,

sondern als zahlende Kunden an. Sorry, zahlende Gäste.

Wer hätte das geahnt? - Damit nicht genug, bleiben auch Beate von ihrem Verdienst nur 150 Euro, denn den größeren Batzen muss sie an Mama abdrücken.

Nur wie es mit der Fernseh-Gage aussieht, bleibt vorerst, aber sicher nicht lange im Dunkeln.

Denn nun ist die Beate-Mama als Finanzgenie enttarnt. Aus diesem Grund wirft sie sich ständig zwischen Beate und einem möglichen Lover,

denn wenn einer bleiben würde,

wäre es vorbei mit der Fernseh-Karriere und den Trips durch die halbe Welt.

Selbst ein Sender wie RTL kann Beate nicht weiter vermarkten, falls sie eines Tages doch noch den Mann fürs Leben findet.

Nur eine kleine Hoffnung bleibt für Beate, und danach kann sie sich auch eine eigene Wohnung leisten und

mal sehen, wo sie bleibt (wie Mama meint):

Dschungel-Camp! Und endlich eine Auszeit von der Übermutter mit dem bösen Blick,

die schließlich vollends verstummt,

wenn Beate mit noch mehr Geständnissen aufwartet.

Guten Morgen, Gruß Silvia



Samstag, 26. November 2016

26. November 2016 - Neuigkeiten von meinem Lieblings-Ex-Knacki

Gefängnis-Eingang, Dartmoor



Uli durch den Dornwald ging ...

Eigentlich ging natürlich Maria durch den Dornwald - und Uli war auf Würstchen gebettet. Ob die ihm auch per Lieferservice bis vor kurzem in den Knast gebracht wurden, ist nur eine böse Vermutung von einer, die dem

heiligen Uli des heiligen FC-Bayern nicht huldigen kann. Wobei ich natürlich den FC mehr mag, als ihren neuen Präsidenten, denn was wäre

der BVB ohne die gelegentliche Konfrontation mit den Bayern?

Warm anziehen muss sich nun allerdings der "Emporkömmling" RB Leipzig, aber nicht nur dem hat Uli den Kampf angesagt. Ohne Hoeness gibt es nun mal keine Initialzündungen.

Alles Gute, ihr Leipziger, und viel Widerstandsfreude auf eurer Seite!

Leider hat mein ehemaliger Lieblings-Knacki seine Strafe abgesessen, und ich kann nicht mehr (wie in guten Zeiten) darüber spekulieren, welche Weihnachtsgefühle in den Knast transportiert werden und wie er sie erlebt. Aber ich vermisse ein paar Bücher, die seine Mithäftlinge hätten schreiben können ...

Nur zu: Schreiben befreit.

Ob er nach der milden Verbüßung für fast 30  an der Steuer vorbeigeschleusten Millionen Euro nun bei den

Anonymen Zockern ein neues Zuhause gefunden hat,

oder vielleicht eher bei den Anonymen-Finanzamts-Dissern

ist nicht bekannt.

Aber eine Strafe befreit noch lange keinen Zocker von seiner Sucht, so wie die zwei laschen Jährchen

solch einen knallharten Typen wie den Hoeness

vermutlich nicht läutern.

Der ehemalige Gutmensch, natürlich nur per Eigendefinition, hat früher gegen andere geschossen, aber die Worte, die ihn selber treffen, prallen an ihm ab.

Wurstfabrikant eben!

Diese Schüsse gegen andere sind im übrigen meine Gründe für die absolute Abneigung gegen den Kerl,

und ich würde zu gern die zwei bis drei Prozent der Leute kennen, die bei der Wahl zum neuen Bayern-Präsidenten

n i c h t   für ihn gestimmt haben.

Denn die sind es, die zählen: Und wenn man sie hochrechnet auf die Bevölkerung in Bayern, dann kommen jede Menge zusammen.

Im ganzen Bundesgebiet vermutlich sogar Millionen ...

Und hier schreibt eine von diesen vielen.

Aber ich habe mich ziemlich zusammen gerissen beim Schreiben.

Guten Tag, Gruß Silvia


25. November 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in Ratingen bei Heinz

Viper, fotografiert in Tunesien


Aperitif: Olga
Vorspeise: Thunfischsteak, Käferbohnen, Knoblauchwurst, Kürbiskernöl
Hauptspeise: Kalbsvögerl, Kürbis, Schupfnudeln
Nachspeise: Kürbiskernparfait, Beeren, Schokokuchen


Karnickel unter Nattern

und es gewinnt mit zweiunddreissig Punkten ... das Kaninchen.

Die Punkte hat er sich allein dadurch verdient, dass er die Woche mit vier Frauen, die nicht wenig anstrengend waren, heil und gesund und mit einer Prise Humor hinter sich gebracht hat. Selbst die Ober-Natter Mira ist heute zufrieden,

nur die selbstbewusste Inga fühlt sich um den eigenen Sieg betrogen. Schließlich war sie zumindest an ihrem eigenen Dinner-Tag der Überzeugung, vorn zu liegen.

Über den recht überflüssigen Thunfisch auf einem Dinner-Tisch hülle ich mich heute mehr oder weniger in Schweigen,

obwohl er leider zu den Beutetieren der Sammler und Koch-Kandidaten zu gehören scheint.

Ansonsten sammelt Heinz CD's, Lebensmittel, Hard-Rock-Cafe-Gläser, Konzertkarten und coole Sprüche.

Mit elf Jahren kam der Grazer ins Ruhrgebiet nach Essen-Borbeck. Das allein hat ihm schon das nötige Rüstzeug gegen die vier Nattern mit auf den Weg gegeben - und einen wirklichen Ruhrpott-Slang hat er nicht. Mal abgesehen davon, ist diese Sprachfärbung nicht grauenhaft, wie Heinz meint, sondern höchstens niedlich.

So niedlich wie seine Tochter Hanna, die scheu, aber sehr gerne, in eine Fernsehkamera blicken möchte, um sich dann zum Shoppen zu verabschieden.

Unterdessen muss ihr Vater Heinz beweisen, wohin ihn die Kochkünste gebracht haben, die er sich einst von Alfred Biolek abgeguckt hat - und selbstverständlich weiter verfeinert hat.

Gar nicht fein hingegen ist Mira, als sie von einem Geburtstagsgeschenk erzählt, das noch verpackt und unbeachtet bei ihr zu Hause herum liegt: Sie weiß nur, dass es sich dabei um Konzertkarten handelt - aber nicht, um welche.

Vermutlich wird sie nach der Ausstrahlung dieser Sendung nie wieder ein Geburtstagsgeschenk bekommen, denn soviel Missachtung wünschen sich Schenker nicht.

Die Woche ist zum Glück vorbei - und einige der bösen Schreiber dürfen sich gerne zur inneren Besinnung auf den Jakobs-Weg begeben

oder sich wahlweise bei Mira auf die Couch legen, obwohl sie natürlich gar keine benutzt -

sondern lieber die Seelen auf Nachtwanderungen mit Stirnlampen baumeln lässt.

Ich wünsche allen ein schönes Wochenende und wir sehen uns spätestens am Montag in Amsterdam wieder.


Guten Morgen, Gruß Silvia




Freitag, 25. November 2016

25. November 2016 - Kurzgeschichte von Silvia Gehrmann: "Von 100 auf 10" - 2. und letzter Teil


Kurzgeschichte von
Silvia Gehrmann

2. und letzter Teil


Von 100 auf 10

Der flüchtende Koch packte in seinem ganz Mildreds Geschmack entsprechendem Zuhause ein paar Sachen in eine Reisetasche und ließ sich zum Flughafen fahren. Er würde den nächsten Flug nehmen, der ihn irgendwo hin führen würde.

Und falls er diese Aktion bald bereuen sollte, konnte er sicher sein, dass Mildred dafür Sorge tragen würde, dass sie sowohl den Laden in Schuss hielt als auch sein Verschwinden erklären könnte. Er hatte eine schöne Zeit vor sich, und den Stress hinterließ er ihr. Aber sternemässig lügen konnte sie mit Sicherheit, da vertraute er ihr vollends.

Der erste erreichbare Last-Minute-Flug führte ihn auf eine griechische Insel.

Nach einigem Suchen fand er ein Appartment, in dem ihm nur die Kochnische missfiel. Er würde sie  missachten, damit ihm auf keinen Fall ein Topf vom Herd auf die Füße fiel. Und seine Füße benutzte er in den Tagen ausgiebig: Er erkundete die Insel und genoss die salzige Luft des Meeres, auch, wenn ihn dies schon wieder an eine Küche erinnerte.

Es dauerte vier Tage, bis er die kleine Kneipe fand, in der Ari kochte. Immerhin musste auch Peter hin und wieder etwas essen, und dass dies nicht auf Sterne-Niveau sein musste, hatte ihm in den letzten Tagen das Überleben, auch das seiner Seele, gesichert.

Doch so bodenständig und einfach wie Ari hatte bislang niemand gekocht - und dennoch war dies Sterne verdächtiger als vieles andere, das er bei Kollegen genossen hatte - und ja, auch als das, was er selber zustande brachte.

Kein Schnickschnack, keine dekadenten Zutaten - einfach nur das, was das Meer hergab und vor Ort wuchs, benutzte Ari.

Peter konnte nicht umhin, Aris kleines Gasthaus wiederholt aufzusuchen. Und am dritten Tag lernte er den Künstler der einfachen Genussküche kennen. Er setzte sich zu ihm an den Tisch und gemeinsam sahen sie in den Sternenhimmel, beide tranken einfachen griechischen Landwein. Ari war viel älter als Peter und erzählte, dass seine Mutter ihn nach

Aristoteles Onassis benannt habe. Sie habe wohl gehofft, das Nomen est Omen ist -und er auch ein reicher Mann würde.

"Und stell dir vor, Peter", erzählte er, "ich bin ein reicher Mann geworden. Nicht, wenn man es nach Geldwerten bemisst, aber wenn ich all meine Glücksmomente zähle, dann kommt das schon hin."

Peter kehrte erst jeden Abend wieder, dann auch tagsüber - und Ari brachte ihm die einfache griechische Küche nahe und näher. Erstmals seit einer Ewigkeit identifizierte sich Peter wieder mit seinen Wurzeln als Koch und schwebte in einem ganz besonderen Himmel.
------

Mit einem Ruck erwachte Peter und sah Mildred neben sich liegen. Unschuldig und süß sah das Biest aus. Auf seiner Zunge schmeckte er noch den Wein und den letzten Gang, den Ari ihm aus der Küche gebracht hatte.

Aber er wollte doch lieber die "500" Nächte im Jahr, den Stress ohne Ende, die anstehende Fernseh-Karriere, den Ruhm, seinen Stern behalten und einen zweiten hinzu gewinnen - um jeden Preis wollte er all dies, und sogar Mildred wollte er behalten, zumindest, solange es ging.

Er war noch nicht so weit wie Ari - aber irgendwann würde er ihm in der Wirklichkeit begegnen. Dann, wenn er bereit dazu war, einiges Überflüssiges vom Kochlöffel abfallen zu lassen. Und vielleicht war er selber Ari. - Aber noch nicht heute, nicht jetzt, nicht als Mann von fünfunddreissig Jahren. Erst musste er die eine Seite kennen lernen, bevor er sich dem Wesentlichen zuwenden konnte, der anderen, reichen Seite.

Ende

Copyright Silvia Gehrmann

25. November 2016 - Kurzgeschichte von Silvia Gehrmann - "Von 100 auf 10" - 1. Teil

Kurzgeschichte von
Silvia Gehrmann


Von 100 auf 10

Peter sah sich in seiner Küche um und hätte es gern einmal einem berühmteren Kollegen gleich getan, der die Sachen von den Arbeitsflächen pfeffert und das Großmaul gibt, bis jedem nur noch die Spucke weg blieb.

Er hatte als Koch die Gelegenheit genutzt, und einen Ego-Lehrgang mitgemacht, der ihn auf den Trichter bringen sollte, seine Mannschaft mehr in den Griff zu bekommen als dies bislang der Fall war. Natürlich würde er nie ein Ego-Shooter werden, aber immerhin konnte er sich so verhalten,

streckte den rechten Arm weit aus und putzte die Platte einmal komplett blank. Die Beiköche, der Sous-Chef und die Auszubildenden sahen ihn überrascht bis komplett mundtot geworden an. Peter grinste nur innerlich und freute sich über sein neu gewonnenes Durchsetzungsvermögen, äußerlich setzte er eine bitterböse Miene auf.

Immerhin ging es für Peter darum, seinem Restaurant den Stern zu erhalten, womöglich einen zweiten hinzu zu gewinnen und demnächst würde er noch eine Fernseh-Show bekommen. Die Folge Null war probeweise bereits über den Sender gelaufen und beim Publikum gut angekommen.

Neue Köche braucht das Land, dachte er - aber irgendwann würde er auch nicht mehr der neue sein. Also wehrte er den Schlendrian ab, machte sich endlich zum Küchen-Boss und nahm sich vor, sich bald auch täglich so zu benehmen.

Manche der Leutchen brauchten eben ihre permanenten Ansagen in einer gewissen Frequenz, denn unter dieser gaben sie sich gehörlos.

Aber was wollte Peter wirklich? Er hatte es vergessen. In seiner Zeit als Koch-Neuling in Frankreich hatte er die schöne Mildred kennen gelernt. und damals fand er, dass sie nicht nur gut aussah, sondern auch hervorragend in seine Karrierepläne passte. Sie war eine Frau von Welt, ein Happen für die Augen der Gäste - und so charmant, wie jeder sich eine Französin vorstellte.

Mildred wurde seine Frau und managte schon lange sein Restaurant, begrüßte die Gäste, aber Peter hatte den Verdacht, dass manche Geschäftsessen wichtiger Männer nur ihretwegen in seinem Restaurant stattfanden.

Natürlich kochte er sensationell, das war ihm klar - doch trotz allem geschah es irgendwann, dass er sein eigenes Essen nicht mehr mochte, Mildred ihm gleichgültig wurde und er sich nach einer von fünfhundert Nächten, die ein Jahr offenbar hatte,

tot neben seiner Lieblings-Bratpfanne liegen sah. Warum eigentlich war er nicht Maurer oder Briefträger geworden?

Und nun sollte noch eine TV-Sendung hinzukommen, die ihn an den Tagen zwischen den fünfhundert Nächten beschäftigen würde. Ein Traum für manchen, für viele ... er sah einen Albtraum auf sich zukommen.

Welcher Kochlöffel und welche Salatschüssel hatte ihn dazu bewogen, so gut zu kochen, dass alle Welt nicht nur sein Essen genoss, sondern ganz nebenbei sein Leben kaputt machte?

Er verdiente jede Menge Geld, aber Zeit, das auszugeben, hatte nur Mildred. Wie eine Königin residierte sie jeden Abend in seinem Sterne-Tempel, und keine Königin durfte sich zweimal in demselben Outfit zeigen. Diese Oberflächlichkeit zerrte an seinen Nerven, die bis zum Anschlag gespannt waren und bald zu platzen drohten.

An einer Curry-Wurst-Bude kam er später und langsam von den trüben Gedanken ins Hier und Jetzt zurück. Er kippte ein Bier in drei Zügen runter und holte sich eine neue Dose.

Er brauchte unbedingt und jetzt eine Auszeit. Ohne Mildred, ohne Kochgeschirr, ohne dekadente Zutaten und vor allem ohne Angst, seinen Stern zu verlieren - denn der war ihm in diesem Moment gleichgültiger als alles andere. Und so fern der normalen Atmosphäre, wie es nur Sterne sind.

Nach der zweiten kaufte er eine dritte Dose Bier, hatte die Curry-Wurst genossen und war tief entschlossen,

zu flüchten. Er war nicht verrückt, er war nur vollkommen fertig. Und er würde sich irgendeinen Menschen suchen, der ihn vielleicht verstehen konnte. Wenn er ihn nicht fand, konnte er immer noch sich selber finden: Das war ohnehin an der Zeit.

Fortsetzung folgt

Copyright: Silvia Gehrmann






24. November 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Düsseldorf-Gerresheim bei Saskia

Foto: S. B.
Happy Birthday, S.



Aperitif: Bellini
Vorspeise: Fruchtiger Salat aus Rucola, Mango, Avocado und Mozzarella garniert mit Pinienkernen und Orangendressing
Hauptspeise: Loup de Mer an Safran-Risotto mit Pesto aus der Kirschtomate und gelben Rübchen
Nachspeise: Orangenparfait und weiße Schokomousse mit zweierlei Soße


Die Königin von Gerresheim

An Düsseldorf kann man getrost vorbeifahren, aber an dem Vorort Gerresheim kommt nun niemand mehr vorbei:

Saskia pflegt ihren Lokalpatriotismus für den engsten Raum und könnte sich ein Wegziehen überhaupt nicht vorstellen,

nicht einmal nach Gelsenkirchen.

Das dürfte ihr in dieser Karnevals-Session zumindest den Orden "Ein Bleiberecht auf Lebenszeit" einbringen, wenn nicht sogar die Frage auftaucht, ob sie nicht mal eine Bütten-Rede halten möchte.

Denn erstens ist Saskia ausgesprochen redselig und zweitens scheint sie keinerlei Nervosität zu kennen. Völlig locker führt sie heute durch ihr Programm:

Nachdem in der letzten Dinner-Woche mal so überhaupt keine Themen bei Tisch aufgekommen sind, die sich auch nur einen Millimeter abseits vom Essen bewegten, hat für diese Woche vermutlich Vox eingegriffen,

jeden nach seinem Lieblings-Thema befragt - und diese als Tischgespräche vorgegeben.

Somit ist es logisch, dass dem Jakobsweg sogleich Düsseldorf-Gerresheim folgt.

Ganz sicher lebt auch hier Saskias Mama, denn ohne diese ist die Tochter nicht zu haben - und mindestens einmal im Jahr begleitet sie die Tochter und ihren Freund Martin in den Urlaub. So lieb und nachsichtig sind in der Regel nur Männer,

denn Frauen im umgekehrten Fall, die mit ihrer Schwiegermutter verreisen wollen, kann man wie die Stecknadel im Heuhaufen suchen.

Männer mit derselben Attitüde "Nicht ohne meine Mutter" gelten als Muttersöhnchen, und das ist negativ besetzt. Wie aber nennt man Frauen, die derart an der Mama kleben, und ist das nun

positiv oder negativ?

Positiv darf Saskia die neunundzwanzig errungenen Punkte nennen - denn damit geht sie in die bisherige Führung. Darüber wird sich Mama besonders freuen.

Und natürlich ganz Gerresheim. - Oder doch nicht?

Wenigstens trinkt sie keinen Alkohol, der ihrer Meinung nach, die Menschen bis zur Unkenntlichkeit hin verändert - das erwirkt bei mir den dringenden Wunsch, ihr mal ein Gläschen oder mehr einzuschenken ...

Mira ist wohlgesonnen oder hat heute einfach nur bessere Laune als gestern. Und mit dem Erlebnis, in Gerresheim zu wohnen kann sie vielleicht eher leben als mit dem Abenteuer

Jakobsweg?

Inga scheint nicht viel zu gefallen an diesem Abend, während Jacqueline farblos bleibt. Farblos macht sich schlecht für ihre geplante bunte Salatbar.

Und Heinz? Heinz bemüht sich, Struktur und Humor und Ironie in diesen Haufen zu bringen, aber er hat es schwer.

Hoffentlich kann er gut kochen und trifft auf eine faire Bewertung, damit er das Ruder rum reißen und gewinnen kann.

Guten Morgen, Gruß Silvia



Donnerstag, 24. November 2016

23. November 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Solingen bei Inga


Aperitif: Buen Camino de Santiago
Vorspeise: Salat mit gebratenem Kürbis, karamellisierten Birnen, Blauschimmelkäse und Filetstreifen, dazu Lavendelbrot
Hauptspeise: Paella a la madre
Nachspeise: Tarte de Santiago (offizielle Jakobstorte) mit sahnigem Eis und karamellisierten Äpfeln


Pilgerinnen-Glück

Und irgendwo auf ihrer Wanderreise mit tieferer Bedeutung auf dem Weg nach Santiago de Compostela hat Inga ihren jetzigen Freund getroffen, der inzwischen von Braunschweig nach Solingen übersiedelt ist.

War er anfangs so gar nicht ihr Typ, hat er sein äußeres Erscheinungsbild mittlerweile in Richtung Inga-Typ geändert. Lernt man auf solch einer Pilgerreise nicht auch das innere Ich besser kennen? War dies bei ihm tatsächlich auf Veränderung gepolt?

Auf jeden Fall machen Ingas Erzählungen Lust

auf wunde Füße und dem Ziel, das Grab des Apostels Jakobus zu sehen. Seit beinahe 1000 Jahren gibt es den Jakobs-Weg. 1987 rief der Europäische Rat diesen beinahe in Vergessenheit geratenen Weg in die Erinnerung zurück.

Mira unternimmt mit einer Gruppe von Leuten als Anführerin lieber Psycho-Nachtwanderungen mit Stirnlampen in Höhlen, um das Vertrauen untereinander zu stärken.

Auf ihre Punktevergabe kann Inga jedoch nicht vertrauen, die sich glatt neun geben würde und an der Spitze des dieswöchigen Feldes sieht. Mira gibt ihr schlecht gelaunte sechs Zähler, die sicher nicht dem Aufwand entsprechen, den Inga sich gemacht hat,

sondern auf Neid schließen lassen. Eine ähnliche Motivation bewegt Saskia zu nur sechs Pünktchen.

Die Gastgeberin bleibt unbeeindruckt freundlich, obwohl es schon einer Tortur gleicht, Mira überhaupt zuhören zu müssen - dieses ständige "Ja" am Ende eines jeden Satzes

könnte durchaus Menschen, die mit Problemen zu Mira finden, zu neuen verhelfen - und die Inhalte ihrer Reden sind ebenfalls wenig erbaulich.

Gelangweilt, wenn andere ihre Geschichten erzählen, wendet sie sich mit Bittermiene den Speisen zu.

Saskia entpuppt sich heute ebenfalls als kritische Beobachterin und Verkosterin des Dinners, und beinahe gelingt es ihr, Heinz auf ihre Seite zu ziehen:

Ich kann nicht beurteilen, ob in den Schalentieren die angeblich noch vorhandenen Därme nicht nur ihr, sondern allen den Appetit verderben sollten. Heinz zumindest fällt das erst per Suggestion durch Saskia auf.

Der eine ist des anderen Deibel, sagte meine Oma manchmal ...

Es wäre eine schöne Sache, wenn Saskia sich Mira schnappen würde, damit beide den Heiligen Weg entlang laufen und leiden. Aber dieser Tag wird nicht kommen,

weil Mira denkt, es wäre der Hape-Kerkeling-Weg.

Die sympathische Inga hingegen darf sich am Ende der Woche über siebenundzwanzig Punkte ärgern. Doch sich über derartige Belanglosigkeiten zu ärgern, verlernt man auf dem stillen Weg der häufigen Qualen sicher auch.

Guten Morgen, Gruß Silvia


Mittwoch, 23. November 2016

22. November 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Solingen bei Mira


Aperitif: Champagner
Vorspeise: Garnelen mit Knoblauch und Chilischote auf Blattsalat mit Orangen-Sesam-Öl und Curry aus der Mühle
Hauptspeise: Kalbsröllchen mit Parmaschinken auf einer Rotwein-Sahne-Soße mit frischem Parmesan und Fettuccini
Nachspeise: Pannacotta mit Kokosblüten-Zucker und frischen Erdbeeren auf Balsamico-Creme


Risiken und Nebenwirkungen

die bei einer scheinbar so harmlosen Sendung wie das gedachte perfekte Dinner auftreten können, sind nicht zu vernachlässigen,

und es können schwerwiegende Schädigungen, vorwiegend der Nerven, auftreten:

Mira beendet beinahe jeden ihrer vielen, vielen Sätze mit dem "Überfluss-Wort" "JA" - sozusagen, um das in epischer Breite vorgetragene Wichtige oder auch das Unwichtige, wenn es zum Beispiel um ihr Kochen geht, zu unterstreichen.

Kochen kann sie nicht, obwohl sie davon an der Oberfläche ihre Worte vom Gegenteil fest überzeugt ist - und sich nicht nur selber neun Punkte geben würde, sondern ihr Dinner auch noch perfekt nennt.

Als Synergetik-Coach geht sie bei ihren Klienten (gut, dass sie die nicht Patienten nennt!) jedoch an die Wurzel des jeweiligen Übels und der Lasten, die die Menschen mit sich herum tragen,

bevor Mira sie davon befreit. Die Physik kann für diesen Blödsinn jedoch nur völlig am Rande und auch absolut unschuldig Pate gestanden haben,

denn da kriecht Esoterik aus jeder Ecke.

Glückskekse - alle freuen sich, wenn es die beim Chinesen am Ende zum überfüllten Magen als Beilage gibt, aber ernst nimmt die keiner.

Mira präsentiert "Lebenskarten" - und schenkt jedem an diesem Abend Beteiligten eine. Sicherlich bekommen auch alle Daniels ihre Karten ab.

Wenn da mal ein Daniel nicht draufstehen hat: "Vorsicht vor der nächsten Begegnung."

Mira bekommt achtundzwanzig Punkte, hat kein Leben gerettet, sondern Nerven strapaziert, hält sich jedoch weiterhin für die Beste.

Und am Ende von Miras Werbe-Veranstaltung weise ich noch einmal auf alle möglichen Risiken und Nebenwirkungen hin

und empfehle, bei auftretenden Problemen, die der Mensch nicht alleine lösen kann,

einen Psychologen oder einen Psychiater aufzusuchen.

Die vergeben zwar keine "Lebenskärtchen", aber irgendwas ist ja immer ...

Und wenn die "Therapeutin" mich nur hibbelig macht wegen ihrer Art und Weise und ihrer desaströsen Selbstüberschätzung.

Guten Morgen, Gruß Silvia


Dienstag, 22. November 2016

21. November 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Düsseldorf bei Jacqueline

Foto: S. B., Düsseldorf


Aperitif: Gin Basil Smash-Cocktail
Vorspeise: Seared Ahi (Thunfischsteak) mit einer Sesamkruste, dazu einen Waldorf-Salat mit grünem Apfel, Gorgonzola und kandierten Walnüssen
Hauptspeise: Pfannenhähnchen mit einer Limetten-Koriander-Soße an Limettenreis und grünem Spargel
Nachspeise: Salted Caramel Cheesecak


California-Girl

aber nur mit einem leichten amerikanischen Akzent, denn Jacqueline hat nur fünf Jahre in den USA gelebt. Vermutlich, weil ihre Mutter nach der Scheidung dort hin zurückgegangen ist.

Zunächst hat sie in Düsseldorf in einer Handtaschen-Firma als Finanzexpertin gearbeitet, und jetzt geht sie ans Werk, den Namen Hingsen ein bisschen zu vermarkten:

Selbst mir ist Jürgen Hingsen, ihr Vater, ein Begriff, obwohl mich Sportereignisse nur am Rande interessieren - aber immerhin ist er Duisburger.

Was natürlich erklärt, dass Jacqueline bei der Oma gerne Rouladen, Gulasch mit Kartoffeln ... und das war es schon? ... isst.

Demnächst eröffnet sie eine Salat-Bar in Düsseldorf und da kann ein Auftritt beim perfekten Dinner keineswegs schaden.

Ihre Vorspeise sieht gut aus, und obwohl der Thunfisch dem Aussterben entgegensieht, wird es ihn in dieser Woche dank kräftiger Nachhilfe beim Arten-Sterben noch einmal geben.

Es ist eben auch ziemlich einfach, ihn zuzubereiten, und vom Geschmack her beinahe unübertroffen, kann er Gäste überzeugen.

Nicht überzeugen kann der Hauptgang - nicht nur das Kuddelmuddel auf den Tellern sorgt dafür, dass sie noch recht voll den Weg zurück in die Küche finden. Hoffentlich gibt es einen Hund oder eine Katze in der Nähe - für die Resteverwertung.

Der Nachtisch ist ein Kuchen, der bereits fertig im Kühlschrank steht - und noch ein paar Salzbrezeln und Fertigsoße aus der Flasche mit dem Karamell erfährt,

aber Fläschchen benutzt sie ohnehin gerne - man denke an die Mayo mit der rein amerikanischen "Verfeinerung" durch ein anderes, scharfes Fertigprodukt.

Am Ende gelangen achtundzwanzig Punkte auf ihr Haben-Konto, und das sind sieben von jedem - und entspricht genau dem, was sie sich - bescheiden - selber gegeben hätte.

Ziemlich unlustig ist ihre Geschichte über einen Einbruch in ihrem damaligen Elternhaus, die sie erzählt, als müsse dies jeder mal erlebt haben,

der einen Vater vorweisen kann, der über zwei Meter groß ist - und dem Einbrecher nackt hinterher sprintet.

Andere Leute sind nach solch einem Vorfall traumatisiert, Jacqueline findet das witzig.

In der späteren Erinnerung wird das dieswöchige Dinner unter Umständen als Joke für Aufheiterungen herhalten können,

aber ein Einbruch traumatisiert die meisten Menschen. Und was daran - selbst im Nachhinein - so amüsant sein soll, erschließt sich mir nicht.

Guten Morgen, Gruß Silvia


Montag, 21. November 2016

20. November 2016 - ARD - Tatort Hessen - "Es lebe der Tod"



Es lebe der Tod

In seiner Apotheke verkauft Steinmetz nicht nur Pillen, sondern erhält auch erste Anhaltspunkte auf die Seelenzustände seiner Kunden. Also Vorsicht, mit welchem Rezept man sich in welche Apotheke wagt, aber die besagte dürfte zum Glück jetzt geschlossen sein:

Steinmetz erkundet die privaten Umstände diverser bei ihm unter Verdacht stehender Menschen, die seiner Meinung nach lieber tot als lebendig wären.

Darauf gebracht hat ihn eine Gruppen-Therapie-Sitzung vor einigen Jahren, an der auch Kommissar Murot als Schwerkranker, der unter einem inoperablen Hirntumor litt - und über den Tod nachdachte ...

Nachdem Steinmetz bereits fünf Menschen sanft ins Jenseits befördert hat, will er nun, selber auch körperlich sehr krank, dem

durch ein Wunder der Drehbuchautoren vom Hirnturmor geheilten

Kommissar ins Jenseits verhelfen.

Ein Psychoduell beginnt. Zwei großartige Schauspieler stehen einander gegenüber als der, der das Böse verkörpern und der, der es eigentlich verhindern soll. Unähnlich sind sich die beiden nicht wirklich, denn

der eine gehörte lebenslang in die Psychiatrie eingewiesen, während der Kommissar

sich den Psychologen der Polizei stellen sollte.

Eine Punktevergabe möchte ich mir heute nicht zutrauen, denn die wäre einerseits den schauspielerischen Leistungen ebenso wenig gerecht

wie sie den Drehbuchautoren Genüge tun könnten.

Tiefer, depressiver, um jeden Preis anders - schlägt bei den Autoren zu Buche. Die scheuen vor beinahe nichts mehr zurück.

Schließlich kann Murot das Leben der Tochter seiner Kollegin nur retten, wenn er selber einen von Steinmetz begleiteten Suizid begeht ...

Und siehe da, nachdem er den Mörder anfangs aus vollem Herzen "wahnsinnig" (das vernünftigste Wort in diesem Film) genannt hat, ist er es am Ende selber und bereit, sein eigenes Leben für das eines anderen Opfers herzugeben.

Wer denkt sich so was aus? Wohl wahnsinnig geworden? Nein, die Macher meinen das völlig ernst und erhoffen sich vermutlich auch noch einen Preis für diesen Unsinn.

Murot schluckt brav die Psycho-Pille, legt sich in die Badewanne und schneidet sich wie nach einem "Handbuch für Selbstmörder" fachgerecht die Pulsadern auf.

Dem Tod näher als dem Leben im eigenen Blut dahin dämmernd, kann Murot sich dann doch noch retten.

Und trifft in einem Cafe mit bandagierten Handgelenken seine Kollegin und deren Tochter, die das ganze Drama

wohl ebenso gut verkraftet hat  wie er selber.

Die Frage bleibt, wer hier am verrücktesten ist. Da können sich so einige die Hände reichen, auf die Schulter klopfen und

beim nächsten "Tatort" mit Felix (der Glückliche) Murot noch einen drauf setzen.

Ich bin tief erschüttert über solch eine Sonntagabend-"Unterhaltung". Da sehe ich mir noch lieber die Krawall-Humor-Brüder aus Münster an.

Guten Morgen, Gruß Silvia


Samstag, 19. November 2016

19. November 2016 - Zu wenig Köche können wenigstens den Brei nicht verderben



Zu wenig Köche
können wenigstens den Brei
nicht verderben

Ein Desaster kündigt sich in Deutschland an, denn der Gastronomie gehen die Köche aus. Derzeit gibt es 20.000 Koch-Azubis, und das ist nur knapp die Hälfte von vor zehn Jahren.

Jeder zweite Koch-Willige bricht seine Ausbildung ab - und von denen, die tapfer durchhalten, fallen jede Menge durch die Abschlussprüfung.

Recht seltsam mutet das an für ein Land, in dem im Fernsehen mehr oder weniger nur noch gekocht wird. Vielleicht so viel, dass in den eigenen Wänden das Kochen ausfällt?

Weil man entweder nicht die Höhen mancher Köche erreicht - und andererseits deprimiert erkennen muss, dass Kochen doch nicht für jeden, sondern nur für manchen die Erfüllung sein kann, weil eben nicht jeder und jede

in den Olymp per Herd und Induktionsfeld aufsteigen kann?

Das Desaster liegt auch daran, dass junge Menschen keinen Zugang zu der Überflutung der Kochsendungen finden,

denn sonst würden sie voller Ehrgeiz

auf Sterne hinarbeiten.

Oder besser noch darauf, im Fernsehen anderen zu zeigen, wo der Gockel die Petersilie trifft und sich mit den Tomaten zu einer Paarung im Desaster mit Ingwer und Honig die Kugel aus Fenchel gibt.

900 Euro verdient ein Koch-Azubi im dritten Ausbildungsjahr - die allerdings kann er in Kochtopf-Aktien anlegen,

denn Zeit, das Geld auszugeben, hat er sowieso nicht.

Die in anderen Berufen unüblichen Arbeitszeiten machen viele schon im voraus mürbe.

Sollten die Gäste sich zusammen raufen und nur noch tagsüber ihren kulinarischen Exzessen frönen? Und sich an langen Abenden und in späten Nachtstunden mal selber am Herd ausprobieren,

denn die Vorlagen aus Internet und Koch-Shows nötigen einen quasi dazu? Aber wer mag es schon, genötigt zu werden?

Nix da, am Abend sind die Resto-Buden rappelvoll, tagsüber müssen die Leute, die sich Gäste nennen, in anderen Berufen versuchen, so viel Geld

zusammen zu kratzen, dass sie sich eine kulinarische Erholung von Curry Wurst und Pommes

leisten können.

Ferner muss der oft raue Ton in den Profi-Küchen angesprochen werden, der nicht jedem Sensibelchen, dass

zwar willig, aber nicht leidensfähig ist, gefällt.

Es bleibt am Schluss der dringende Aufruf:

Händeringend Koch-Azubis gesucht! Ihr könnt alles erreichen in diesem Business, denn

es scheint bald wichtiger zu sein,

als die Suche nach einem neuen

Kanzler-Kandidaten der SPD.

Guten Tag, Gruß Silvia

Freitag, 18. November 2016

18. November 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Wer ist der Profi - Freitag bei Stephan in Salzburg

Eigenes Foto (natürlich). Auch, wenn es ein erschreckendes ist,
es zeigt das Ende einer Jagd


Aperitif: Champagner auf Eis
Vorspeise: „Alpentapas“ Fluss – Wald – Feld Bachsaibling, Reh-Carpaccio und im Brotteig gebackene Fenchelknolle
Hauptspeise: „Von der Weide“ Bisonfilet mit Schätzen aus der Natur
Nachspeise: „Schoko Meets Fruit“ Schokobiskuit mit flüssigem Kern, Himbeertarte, weißes Schokomousse, Früchte-Royal


Schieß mich tot - habe ich nicht gedacht ...

dass derjenige mit den meisten Schweißperlen - um nicht zu sagen, einem Meer von Schweiß - der gesuchte Profi in dieser Woche ist.

Auch, wenn er alles dafür getan hat, andere verbal nieder zu boxen - ich habe ihn in die Kategorie frustrierter Vater im Mutterschaftsurlaub

eingeordnet.

Und dann kommt Stephan. Der Jung-Jäger. Das geht in der Jägerschaft nicht dem Alter nach, sondern nach dem Zeitpunkt des Erwerbs des Jagdscheines.

Seinen männlichen Trieb möchte Stephan  mit der Jagd nicht ausleben - und ich frage mich seitdem, welcher andere Trieb es wohl sein mag. Er sagt, er mache es nicht aus Gründen der Macht über vermeintlich niedrigere Geschöpfe.

Das ist ein Witz!

Denn in dieser Woche hat sich jeder (auch Stephan) irgendwie und oft und sowieso über die niedrigen Koch-Ergebnisse der anderen grandios und machtvoll erhoben.

An seinem ersten und dem letzten Abend in  dieser Woche zeigt Zahnarzt Stephan (gleichnamig mit dem Koch Paul) was er auf der Pfanne hat und um dies zu unterstützen, wartet er mit Totenkopf-T-Shirts auf,

und ich denke: Ist das nicht längst out? Ist das nicht eine Provokation mir gegenüber, die ich von der Jagd gar nichts, aber überhaupt nichts halte?

Stephan jedoch möchte wissen, woher sein Fleisch kommt ... aber wer schießt, hat Schuld. Fertig!

Und dass der Bison bis zu dem letalen Schuss ein gutes Leben geführt hat, steht in den Sternen und ist die reinste Unterstellung des Jägers. Es kommt darauf an -

ob in seinem Wald, das  Menschen zu ihrem Jagdrevier gemacht haben, dauernd - außer in Schonzeiten - gejagt wird oder nur manchmal wie in

unserem Wald. Einmal im Jahr findet hier eine Jagd statt. Ansonsten haben die Tiere ihre Ruhe, und sie wissen das auch - lt. Aussage unseres hiesigen Försters.

Dass die Tiere unseren Wäldern schaden, und deshalb geballert wird, ist auch die Aussage unseres Försters. Ich kann das nicht überprüfen. Wenn ich könnte, würde ich die Füchse fragen, die auch jagen ... und die die ärgsten Konkurrenten der Jäger sind.

Das Schieß-mich-tot-Hobby

mögen viele Akademiker,

weil sie denken, es gehöre dazu, um angekommen zu sein.

Und wo sind sie dann zum  Beispiel angekommen?

Beim Sieg eines perfekten Dinners - und das ist nicht der Weisheit Ende. Im Gegenteil - da fängt die Überlegung an.

Ein Halali auf diese Langeweiler.

Und nein, ich eröffne hiermit nicht die Jagd auf diese Leute, sondern beende sie. Es war eine schrecklich unattraktive Woche.

Guten Abend, Gruß Silvia



18. November 2016 - Es geht noch wesentlich freudloser ... als beim dieswöchigen perfekten Dinner.



Das Dinner zum Totensonntag

Wer meint, depressiver könne ein Dinner nicht auf die Tische kommen als die dieswöchigen, hat noch nichts von diesem Abendmahl zum Totensonntag gehört:

Tief in schwarz gekleidet rücken vier bedrückt wirkende Personen, zwei Männer und zwei Frauen, der heutigen Gastgeberin Clarissa auf die Bude:

Sie begeht den 10. Todestag ihres früh verstorbenen Ehemannes und hat ein paar Fliegengitter in schwarzer Farbe aus dem Keller geholt und an die Fenster dekoriert, während Lilien den Tisch schmücken. Doch es sind nicht allein Lilien, denn ein paar Spinnchen hängen noch an ihnen herunter

und weisen den Weg, den alles Irdische gehen muss.

Die Gäste trauern alle vier um ihre verstorbenen Großväter oder Großmütter, und das liegt teilweise schon sehr lange zurück, ist aber in dieser Woche

so allgegenwärtig, dass man schon mal nicht nur gemeinsam über das Dinner der einzelnen Personen geweint hat, sondern auch um deren Großmütter,

die sich im Grabe umdrehen würden, wenn ihnen so etwas zwischen die Zähne gekommen wäre.

Nun ja, sie müssen es allesamt nicht mehr miterleben.

Clarissa entscheidet sich als Aperitif für einen "Dark Devil" - was die Gäste einerseits entzückt, andererseits aber die Frage aufkommen lässt, wie teuflisch wohl ihr Ehemann war - oder gar, wie teuflisch Clarissa ist.

Schon bedauern sie die Gastgeberin, die dann mit einer Graupensuppe aufwartet - was nicht jedem schmeckt. Auch mir fehlen die Worte, denn es gibt genau zwei Sachen, die ich überhaupt nicht mag:

Graupensuppe und Saure Nierchen.

Doch genau die sauren Nierchen gelangen als Hauptgang auf den Tisch, denn der Selige

hatte eine schwere Nierenerkrankung, an der er letztendlich verblichen ist

und Clarissa möchte zu gern genau daran erinnern.

Den Nachtisch zu erwähnen, ist sicherlich überflüssig, denn es ist die übliche Beerdigungs-Beilage,

ein Streuselkuchen.

So furztrocken und ohne Pep, aber mit viel

Freude

serviert Clarissa den Blechkuchen.

Die Gesichter werden lang und länger, es ist so dermaßen traurig, dass alle miteinander anfangen, zu weinen.

Clarissa weint am Ende über die lediglich vier Punkte, die ihr jeder - trotz großem Mitleides - verpasst.

Als die Gäste endlich ihrer Wege gegangen sind, das Dreh-Team unter Tränen seine Ausrüstung eingepackt hat,

schmeißt Clarissa sich schallend lachend in ihre weiche Couch:

Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich heute seinen zehnten Todestag gefeiert habe, ruft sie laut, schließt die

Kellertüre ihres Hauses für immer zu,

denn zum Lachen muss sie nun nie mehr in den Keller gehen.


Guten Tag, Gruß Silvia

17. November 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Wer ist der Profi - Donnerstag in Miesbach/Bayern bei George

Foto: I. N.


Aperitif: Lavendel Bramble
Vorspeise: Cinema-Ceviche: Bayerische Garnelen, ecuadorianisch mit Chili und Koriander zubereitet, dazu frisches Popcorn
Hauptspeise: Entspannter Fisch mit „wütenden“ Kartoffeln: Zander auf Fenchel-Carpaccio an spanischen Patatas Bravas
Nachspeise: Bayrisch-Südafrikanische-Creme: Madagaskar-Vanille, dazu in südafrikanischem Gin flambierte Waldfrüchte


Zucker-süß

gelingt nicht einmal der Zucker und weigert sich hartnäckig, aber konsequent, zu karamellisieren. Da nützt auch die Mithilfe der anderen Gaudiburschen nichts,

die mit George und Gudrun gemeinsam zu einem Wettstreit angetreten sind,

um am Ende als die Gruppe in die Dinner-Geschichte einzugehen, die in aller Einigkeit, aber ohne erkennbare Ironie oder Spaß am Miteinander derart trocken vor sich hin dümpelt,dass es von vorneherein ausgeschlossen ist, jemals einen dieser Dörr-Kandidaten in einem anderen Format wieder zu sehen.

Vielleicht fehlt auch nur einer oder eine, die denen ein bisschen Dampf unter den Hintern macht - und somit das dürre Trockengebiet zu einem Feuchtgebiet ausdehnen könnte.

George lebt wunderschön ländlich und großzügig in Bayern - warum der Esstisch dann so klein ist, dass sich alle zu nah auf die Pelle rücken müssen, ist nicht ersichtlich. Hat George noch nie seine Nachbarn zum Essen eingeladen

und gibt es daher den Zoff an der Gartenmauer? Was war zuerst da? Gartenmauer oder Stress mit den Nachbarn?

Der wird nach der Ausstrahlung nicht kleiner werden. Denn George kann für solch einen bösen, schäbigen Zaun auch nur drei Punkte geben,

genau wie Paul für Georges Dinner.

Am Tag zuvor hat Paul noch Blut und Wasser geschwitzt und stand so dermaßen unter Strom, dass er heute alles raus lassen muss, was ihm nicht gefällt, nicht gefallen könnte - zu bekritteln gibt es jede Menge -

und gemeinsam mit Ingo spuckt er Gift und Galle.

Auch George war vorher nicht zimperlich mit seinen Bewertungen,

aber ob er wirklich denkt, auch sich selber nur zwischen

vier und sechs Punkten

zu geben, sei dahingestellt. Oder ist das ein kleiner Rückfall in die Bescheidenheit?

Insgesamt bekommt George einundzwanzig Punkte um die Ohren gehauen - damit liegt er auf dem vorläufig letzten Platz.

Gerne würde ich bei einem gemeinsam Fässchen Bier mit ihm in seinem Kino-Raum einen alten Film ansehen,

denn so ganz entspannt und abseits vom Herd stelle ich ihn mir als einen netten Kerl vor.

Mit Paul und Ingo möchte ich lieber an keinem gemeinsamen Event teilnehmen, während Stephan derjenige ist, mit dem man abseits

von dieser seltsamen Veranstaltung

bestimmt die Sau rauslassen kann.

Und Gudrun? Bekommt man eigentlich schlechte Laune, wenn zuviel Milch in die Brust geschossen ist?

Bislang hat jeder und jede ein eigenes Dinner auf dem Kerbholz, was dem Gemecker an anderen Essen jedoch überhaupt nicht entgegensteht.

Kein bisschen Lockerheit, kein bisschen Leck-mich-am-Arsch-Stimmung und Freude an der Deutschland-Rundreise, nur finstere

Mienen.

In diesem Sinne schicke ich mal ein Lachen in die Runde - mit einem fröhlichen

guten Morgen, Gruß Silvia




Donnerstag, 17. November 2016

17. November 2016 - Ein wohl ungewünschter Literatur-Nobelpreis



How Many Roads must A Man Walk Down
Before You Can Call Him a Man ... (Lyrik: Bob Dylan)


Den Pilgerweg nach Stockholm, um seinen Literatur-Nobelpreis entgegen zu nehmen, möchte Bob Dylan auf jeden Fall nicht gehen.

Nachdem er zunächst für das Komitee überhaupt nicht erreichbar war - obwohl (oder weil?) er der große Überraschungspreisträger ist - und niemand wusste, ob er den Preis überhaupt in sein Leben lassen möchte,

machte er Ende Oktober die Ansage, dass er die hohe Auszeichnung entgegen nehmen würde.

Nun hat der launische Kerl der Akademie per Brief eine Absage übermittelt, denn er habe anderweitige Verpflichtungen ...

Alles andere, was nun kommt, ist Spekulation und nicht ernst zu nehmen, aber vielleicht ist darunter der wahre Grund für diesen Affront gegen einen wichtigen Preis, sozusagen ein Zufalls-Treffer:

Immerhin hat ihm nicht der Männergesangsverein Gelsenkirchen einen Preis in Aussicht gestellt,

sondern das Nobelpreis-Komitee.

War es für seine Songs vielleicht nicht der richtige Preis, und er hätte eher den Friedensnobelpreis für angemessen gehalten?

Ist der Mann dem Altersstarrsinn verfallen?

Oder doch schon so weit weg vom Boden, auf dem es sich lohnt, bodenständig zu bleiben?

Will er einfach nur ein bisschen Trouble um seine Person machen?

Wie denkt er eigentlich über diesen Preis, wenn er ihm so völlig gleichgültig zu sein scheint? Kann man demnächst auf ein

Anti-Nobelpreislied hoffen?

Welcher Art sind die anderweitigen Verpflichtungen? Sind sie spannender als die Entgegennahme eines Nobelpreises?

Vermutlich ist es ihm im Winter in Stockholm auch nur zu kalt.

Es könnte auch sein, dass er sich in irgendeiner Form schämt, diesen Preis zu erhalten - weil er nicht hinter seinen poetischen Worten steht ...

Bob Dylan bietet die kleine Show über einen großen Show-Mann, der all das nicht mehr nötig hat - und vor den Kopf stößt, wen immer er möchte.

Eine ziemlich seltsame Art, mit solch einer großen Auszeichnung umzugehen, ist es allemal.

Wenn man etwas nicht möchte, warum auch immer, kann man Klartext reden, aber nicht eine Institution als Bittsteller hinter sich hertelefonieren lassen.

Wie viele Wege muss Bob Dylan noch beschreiten,
bevor er sich einen Mann nennen darf?

Ein ganzer Kerl verhält sich nämlich nicht so kindisch.

Guten Tag, Gruß Silvia 



16. November 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Wer ist der Profi - Mittwoch in Nieder-Roden bei Paul



Aperitif: Gin Basil Smash
Vorspeise: Gebratene Jakobsmuscheln mit Wildkräutern und Beurre blanc
Hauptspeise: Lammrückenfilet im Macadamia-Mantel mit Cassoulet von dreierlei Bohnen und Herzoginkartoffeln
Nachspeise: New York Cheesecake im Glas mit Himbeerragout und gepufftem Amarant


Der Kreuzweg eines Hobby-Kochs

Und falls ich Paul mit der Bezeichnung "Hobby" Unrecht zufüge, sorry. Für mich ist nach wie vor George der Gesuchte, der nicht George sondern sonstwie heißt und beruflich der Herr über Pfannen und Töpfe und guter Koch-Ideen ist.

Paul hingegen kämpft sich wie Jesus durch einen Kreuzweg, und vor allem ist es die Hitze, die ihm zu schaffen macht und deren Auswirkungen letztlich dazu führen,

dass ich dort gar nichts hätten essen mögen.

Tausend Griffe gelten den vielen Schweißperlen in seinem Gesicht, die er mit den Händen abwischt, um dann sogleich mit diesen Patschern die Lebensmittel anzugreifen. In der Hitze einer Küche würde er schnell kollabieren, und am heutigen Abend sieht er auch nicht sehr gesund aus.

Zu all dem Stress in seiner Küche gesellen sich vier Mit-Streiter hinzu, die sich bislang nicht als wohlwollend geoutet haben, sondern "Kritik um jeden Preis" auf ihren Fahnen stehen haben. Aber denen steht Paul an anderen Tagen in nichts nach.

Anstatt wie angeblich sonst, nimmt er heute Lammfleisch aus Neuseeland - denn die Reifung auf einem Container-Schiff behagt ihm mehr als die

in heimischen Gefilden. Muss man das verstehen? Oder redet er doch nur Blödsinn?

Ansonsten jedoch spricht er nicht viel, was auch weiteren Blödsinn größtenteils verhindert. Schweigen ist Gold, denkt er,

doch leider wird ihm dieser Abend nicht vergoldet,

denn mit einunddreissig Punkten kann er nicht mehr gewinnen. Obwohl sein Menü das bisher beste der vergangenen Tage ist, wenn man mal von der Kontamination mit Schweißperlen absieht.

Gudrun  nimmt auch heute wieder eine kräftige Nase, um den Duft der Speisen zu verinnerlichen - hat sie das bei ihren eigenen eigentlich auch getan? Vor dem Servieren zum Beispiel? Ich denke nicht.

Auch sieht man sie heute nicht das Dinner unterbrechen, um ihr Baby zu stillen. Warum dann ausgerechnet an ihrem Koch-Tag?

Es bleiben Fragen, und die erhalten keine Antworten. Es bleibt eine vollkommen uncoole Truppe, die nicht zum Lachen ins Fernsehen gekommen ist, und

scharf auf einen Orden "Wider den tierischen Ernst"

ist auch keiner.

Nicht mal an Taktiererei lassen sie einen denken, denn die meinen ihre atomisierte Kritik völlig ernst, ehrlich und aus einem tiefen Herzen - aber dort, wo bei anderen der Herzmusel sitzt, schlagen hier Kochlöffel.

Und am Freitag erstarren sicher alle zu Stein, wie in einem Märchen, denn die sind so wenig echt - oder zuuu authentisch? Ich hoffe mal, sie spielen alle nur ihre Rollen, ansonsten geht denen auch im normalen Leben abseits der Kameras jeder Spaß flöten.

Guten Morgen, Gruß Silvia

Mittwoch, 16. November 2016

15. November 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Wer ist der Profi? - Dienstag in Limburg bei Gudrun



Aperitif: „Zweierlei Persching“
Vorspeise: Herzhaftes Käsesoufflé mit Trauben-Salsa und Walnussbaguette
Hauptspeise: Geschmortes Maishähnchen mit Muskatkürbis in würziger Joghurtsoße, Petersilienwurzel-Risotto und Cranberry-Orangen-Gremolata
Nachspeise: Joghurt-Apfelwein-Schoko-Törtchen an Apfelweineis im Sesam-Krokant-Körbchen


Still, stiller ... stillen

Völlig emotionslos und mit leisen Stimmen, aber nachdrücklicher Kritik, sitzen vier Männer zu Gericht und am Ende lautet ihr

Urteil: Zweiundzwanzig Punkte für Gudi.

Konsequent unlustig, unfroh und nur auf das Essen fixiert, ziehen die Mitstreiter an beinahe einem Strang und jede im Ansatz vielleicht vorhandene Freundlichkeit wird ausgeblendet. Selten gab es solch eine dröge Truppe, und ich zähle auch Gudrun dazu,

obwohl sie an ihrem Dinner-Tag ein bisschen bemüht locker rüber kommt. Auf jeden Fall hat sie viel Geduld mit ihrem schnibbelnden Ehemann,

der an seinem Stuhl festklebt, soviel hat er zu tun, um der Mutter seines Sohnes gerecht zu werden. Man möchte ihn erlösen oder in die Höhe hieven, denn im Stehen würde er sich unter Umständen ein bisschen rasanter bewegen ...

Gudrun hingegen schafft nicht alles an diesem Tag und musste sowohl den Tortenboden als auch das Eis vorbereiten,

weil das durchziehen muss. Hiermit ist sie als gelernte Köchin raus (das weiß auch ein Kantinenkoch), denn der Boden ist fertig, sobald er abgekühlt ist und das Eis, sobald es aus der Maschine kommt. Wenn da mal nicht der Italiener um die Ecke seine Eismaschine bemühen musste ...

Zwischen Vorspeise und Hauptgang gibt es eine Premiere im Programm:

Gudrun muss in der Küche alles stehen und liegen lassen, um ihren siebenmonatigen Sohn Finn zu stillen.

Weil sie stillt, reist auch ihr Mann Chris, Baby im Gepäck, in dieser Woche mit ihr durchs Land - aber am Vortag ist mir nicht aufgefallen,

dass sie zum Stillen die Wohnung von Ingo verlassen musste.

Wie sieht das in den nächsten Tagen aus: Behinderung der Dreharbeiten, um das Baby satt zu machen?

Auf jeden Fall steht eines fest: Finn ist heute der einzige, der ein perfektes Dinner bekommt.

Den meisten liegt das Kritisieren ohnehin näher als das selber Kochen und vor allem auch anrichten. Aber an so wenig Nachsicht mit irgendetwas kann ich mich bei Dinner-Kandidaten überhaupt nicht erinnern - an soviel Einigkeit untereinander auch nicht: Außer George, der nur vier Zähler rausrückt, geben die anderen drei Männer je sechs Punkte.

Obwohl ... zu bekritteln gibt es hier jede Menge, und das betrifft nicht nur das Essen:

Die Gäste müssen sich selbst bedienen, um nicht zu verdursten. Eine, irgendeine, sinnvolle Überbrückung während ihrer Still-Tätigkeit, bietet sie ihnen auch nicht an.

Einfallslos geht der Abend zu Ende. Sie kann es besser, gibt sie selber zu - und suggeriert damit doch nur, dass sie heute einfach Pech hatte. Nun ja, wer es glauben will ...

Sind schon mal Teilnehmer beim Dinner vor Langeweile gestorben? Oder eingeschlafen, wenn sie sich später selber im Fernsehen gesehen haben?

Ich halte übrigens George für den in dieser Woche gesuchten Koch, nur so nebenbei - und weil ich mir viel mehr Gedanken über das gestrige Dinner nicht machen muss.

Guten Morgen, Gruß Silvia

Dienstag, 15. November 2016

14, November 2016 - Vox - Das perfekte Dinner - Wer ist der Profi - Montag in Gießen bei Ingo



Aperitif: Allendorfer Klosterbitter, Prosecco mit Quittenlikör
Vorspeise: Erdnusssuppe, Riesengarnele
Hauptspeise: Rinderfilet, Sesamgnocchi, Kalbjus, rotes Thai-Curry-Gemüse
Nachspeise: Pekannuss-Brownie, Schmand-Limonenblatt-Eis, Ananas-Mango-Chutney


Jede Beerdigung ist lustiger

als diese heutige Veranstaltung, die den Auftakt zur unentspannten Suche nach dem Kochprofi bildet. Lustige Themen kommen nicht auf, dafür wird beäugt, beschnuppert bis man fast mit der Nase in der Soße liegt und kritisiert, als drehe sich die Welt nicht weiter, wenn die Suppe nicht schmeckt oder ein Brownie eben nur ein Brownie ist,

den jeder backen kann. Ja, auch ich kann das. Und von daher ist die Kritik gerechtfertigt, weil ich nicht zu den Künstlern in der Küche gehöre.

Nach und nach fallen immerhin alle Sender, ob privat oder öffentlich-rechtlich, in den Kochwahn, denn wem hierfür nicht gleich mehrere Sendeformate einfallen, der ist so was von out.

Trotzdem sind Köche nicht der Dreh- und Angelpunkt der Welt.

Ingo darf sein Können beweisen und erzählen, dass er Steffen Henssler kennt ... ich kenne ihn nicht, und alle Ausschnitte, die ich aus seinen Sendungen gesehen habe, sind doch recht grenzwertig, was seine Ausdrucksweise angeht.

Also angeben kann man mit ihm eher nicht.

Jedoch gibt Ingo am Ende seines Menüs mit diesem an - und meint, dass es neun Punkte wert und fast, beinahe, ja, vielleicht auch in Wirklichkeit - ein perfektes Dinner war.

Wenn dem so ist, kann man diese Sendereihe beenden, denn das perfekte Dinner wurde gefunden.

Allerdings sind seine Mitstreiter mit jeweils nur acht Punkten dabei und das summiert sich auf zweiunddreissig insgesamt.

Hier und heute kocht Ingo, der vermutlich nicht der Profi-Koch, dafür ein Gastrosexueller ist - mit all seinen Gerätschaften und dem Top-Messer ...

würde er sich in den Finger schneiden, es wäre wenigstens ein bisschen Action in der Sendung.

Und dann schlägt George auch noch vor, dass sie alle mit ihren Berufen hinter dem Berg halten sollen bis Freitag, damit

die Spurensuche nicht beeinflusst wird.

Vier Detektive und ein Gesuchter: Das scheint ihnen zu gefallen.

Das erschwert die Identifizierung allerdings auch für diejenigen Zuschauer, die es nicht abwarten können, den Koch zu enttarnen.

Wäre es doch ein Leichtes, Zahnarzt Stephan durch ein paar Fragen als solchen oder eben nicht solchen zu identifizieren - und somit auszuschließen ... oder eben nicht.

So What! Während Ingo sich einen Wolf in seinem Essen rührt, lehne ich mich mit dem Gedanken zurück,

dass es mir völlig egal ist, wer hier der Profi ist. Wenn nur mal einer aus seiner Haut raus käme und den bitteren Ernst aus diesem Theater entfernen würde.

Guten Morgen, Gruß Silvia

Montag, 14. November 2016

14. November 2016 - Jens Büchner zieht demnächst ins Dschungel-Camp



Kakerlaken bespaßen

Denn sein nächstes Konzert findet exklusiv für alle Kakerlaken im australischen Urwald statt und wird Jens Büchner an die Spitze der Kakerlaken-Vereinigung katapultieren. Das gibt ein Stechen und Beißen und

Wehklagen von Mr. LovaLova.

Dass er nun in den Dschungel ziehen wird, macht es für die Zuschauer einfach, denn die, die ihn kennen und die anderen, die ihn schnell kennen lernen werden,

müssen sich keinen Kopf mehr darum machen, wen sie in jede Dschungel-Prüfung schicken: Man will ihn leiden sehen! Das wird für alle ein so natürliches Bedürfnis werden wie essen und trinken.

Die höchste Weihe im Bereich der deutschen Privatsender hat ihn endlich erreicht, denn mehr im Leben zu schaffen, ist quasi nicht möglich, weil es sich hier um Endstationen handelt,

und um die persönliche Freigabe des letzten Hauchs einer eigenen Identität zur absoluten Lächerlichmachung hin.

Die Stilblüten-Schreiber wetzen bereits ihre Stifte und können sich auf seine Steilvorlagen für Lästereien freuen.

Der Sender sollte es sich nicht nehmen lassen, Jens größten Fan mit in den Ring zu schicken, damit das Spiel durch ein bisschen Liebe aufgeputscht wird - selbst, wenn es schwierig sein dürfte, solch einen weiblichen Fan ausfindig zu machen: Aber irgendwo in der Z-Promi-Liga gibt es ihn! Ich bin zuversichtlich.

Man darf sich außerdem auf Gespräche am nächtlichen Lagerfeuer freuen, in denen Wehklagen über private Desaster oder wahlweise auch private Sender in den Ring geworfen werden und auf seinen unglücklichen Blick,

wenn er ohne jeglichen Sprit auskommen muss

und sich völlig auf sich selbst gestellt um Kopf und Kragen redet.

Ich orakel, dass Dr. Bob bereits nach ein paar Stunden einen richtigen Arzt zu Rate ziehen muss, um Jens B. wieder auf die Beine zu stellen,

denn vor lauter Angst schlottern ihm Knie und gefährliche Infektionskrankheiten lauern in Form von Killer-Tierchen in jedem Busch, und noch nie hat der Urwald jemandem so schlimm mitgespielt wie diesem Mann.

Und falls er am Ende als Dschungel-König das Camp verlassen sollte, wird er erst recht völlig durchdrehen

und glauben, er sei der König der Welt - oder zumindest der der RTL-Gruppe. Sicherlich hat er neben dem Tattoo "Vox" noch einen freien Platz für eines mit "RTL",

das aber macht ihn auf Lebenszeit für andere Sender untauglich, die nicht dieser sonderbaren Fernseh-Verwandtschaft angehören.

Während dessen ist seine Nicht Angetraute im Hotel Versace den ganzen Tag damit beschäftigt, Leute, die in den sozialen Netzwerken das Dschungel-Geschehen kommentieren,

zu blockieren. Inklusive natürlich auch die Autoren dieser Sendung.

Bis Januar übt er noch zu Hause auf Mallorca den Satz, der in das ziemlich verlogene Konzept passt und ruft den ganzen lieben langen Tag:

"Ich  bin ein Star, holt mich hier raus ..." - Das Wort Star im Zusammenhang mit sich selber hat es ihm angetan.

Obwohl er natürlich in Wahrheit seit ein paar Jahren gerufen und permanent bei RTL angerufen hat:

"Ich bin ein Star, lasst mich endlich in den Dschungel."

Guten Tag, Gruß Silvia