Donnerstag, 31. Dezember 2015

31. Dezember 2015 - Der Bienenstich - Meine Neujahrsansprache

Foto: S. B.


Wenn ich Königin von Deutschland wär' - Meine Neujahrsansprache

hätte ich Meinungen und nicht Parolen. Mir wäre auch die Frisur nicht scheißegal, und frei denken wäre mir ein Bedürfnis, wenn mir auch

ein Leitmotiv fehlen würde.

Also klaue ich mal eben das von Frau Merkel und sage "Wir schaffen das".

Dann muss ich mal scharf nachdenken, was  ich denn wie und warum überhaupt schaffen möchte und ob es mir gelingen könnte.

Die Nachbarin ist eine böse Nervensäge - ich schaffe das. Nein, nicht auch eine Nervensäge zu werden. Ich schaffe die!

Und schon stimmt beim ersten Versuch mein Motto nicht mehr.

Ich schaffe das, den morgendlichen Zug zu bekommen, ohne ihm hinterher zu laufen, und obwohl er sogar Verspätung hat.

Ich schaffe das, ein Mikrofon zu halten und liebe Worte zu einem lieben Mädchen zu sprechen. Aber dem Journalisten die richtige Antwort auf die Frage nach dem Warum zu geben - das schafft weder sie noch ich. Das überbrücken wir beide mit einem bösen Zwischenruf, der dem Reporter Einhalt und Redeverbot erteilt.

Ich schaffe das also auch, Reportern das Reden zu verbieten? Nein, das kann ich ihr nicht wirklich nachmachen, da ist sie einzigartig. Und ausdrücklich auch befugter.

Ich schaffe es, im Sommer auf einen Berg zu wandern und jodelnd in eine Klause einzukehren, weil unsere Kanzlerin das schließlich auch schafft.

Sie jodelt nicht? Wirklich nicht? Schafft sie das etwa nicht?

Ich schaffe das, Herrn Seehofer zu ignorieren - kein Problem - ich kenne ihn ja  gar nicht und er mich nicht. Sonst hätte ich längst ein Kind von ihm.

Weil ich der friedliebendste Mensch bin, den ich kenne - sollte man mir den Friedens-Nobel-Preis verleihen. Auf jeden Fall und einstimmig.

Aber das schaffen wir dann beide nicht.  Ein kleiner Trost für meine kleine Seele.

Ich schaffe es, Freunde und Feinde zu haben - da treffen wir uns wieder auf Augenhöhe. Leider kutschiert mich niemand in einem schusssicheren Auto nebst Bodyguard rechts und ja, auch links, neben mir - durch die feindliche Linie muss ich allein durch. Hoffentlich schaffe ich das.

Ebenso wie sie habe ich es letztlich geschafft, keine Kinder zu bekommen, die mich am Ende noch enttäuschen könnten oder gar der Öffentlichkeit böse Dinge über mich erzählen würden.

Puuh - Stirn abwischend frage ich mich: War das für sie so schwierig wie für mich - oder hatte ich einfach die noch unattraktivere Frisur?

Am absoluten Ende frage ich mich noch, ob ich  es schaffe, Angela Merkel zu mögen. Und ich gehe in mich, aus mir heraus und theoretisiere: Und sage:

Das schaffe ich nicht! Doch mit Sicherheit ist meine Ansprache ebenso gehaltvoll wie die der Kanzlerin. Und nun bin ich erst mal geschafft, denn im Gegensatz zu ihr musste ich alles selbst schreiben.

Guten Rutsch, Bienenbienchen












30. Dezember 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Die Pärchen-Tage - Mittwoch in Berlin bei Apurva und Henrik



Aperitif: „Wedding Kiss“ – Red Grapes & Coconut Refresher
Vorspeise: „Made for each other“ – Rava Methi Machli und Aloo Chaat
Hauptspeise: „Lammcurry à la Baba“ – Lammcurry mit Biryani und Bhaturas
Nachspeise: „Mitternachtsgenuss“ – Safran Gulab Jamun, Alphonso Mango Eis & Chai Crème Brûlée


Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht genug
für jedermanns Gier (Mahatma Gandhi)


Am letzten Tag des Jahres eine indische Lebensweisheit als Titel für das Dinner von Henrik und seiner indischen Frau Apurva. Sie lebt inzwischen lieber in Deutschland als in Indien, obwohl sie als kleinen Grund nur den Umgang der indischen Gesellschaft mit dem Müll anführt. Es gibt sicher noch ein paar Gründe, die sie nicht äußern will. Und manchmal ist es auch nur ein Gefühl.

Und vielleicht ist man auch dort zu Hause, wo die große Liebe wohnt. Hoffentlich bleibt sie den beiden erhalten.

Ihre Hochzeit haben sie drei Tage lang in Indien gefeiert, und es flogen sogar 45 Gäste aus Deutschland hierzu ein. Die Reise durch ihre bikulturelle Ehe kann beginnen. Und für eine Abwechslung sorgt die Teilnahme am perfekten Dinner.

Mit dem Lieblings-Füllwort vieler Dinner-Teilnehmer sind auch die beiden in Mexico und Indien aufgewachsenen Frauen genauestens vertraut, die anderen vier sowieso: Genau! Das nervt etwas.

Mein Wort des Abends aus dem reichhaltigen Wortschatz von Sami und von ganzem Herzen an ihren Mann gesprochen, lautet: Du Arsch!

Ihn selber freut diese Titulierung vermutlich, aber schließlich gelangt er zu dem Schluss, dass er "ein geiler Typ" ist. Wer das für einen Scherz hält ... Nein, so denkt er über sich. Um ihn am Ende ein bisschen vorzuführen, wiederholt der beliebte TV-Sender das gefühlte fünfzig Mal.

Henrik und Apurva fühlen sich wohl in ihrer Küche und liefern ein Dinner ab, das eigentlich den Drei-Tage-Wochensieg verdient hat.

Nur bei der Eismasse, die einen Tag lang ziehen muss und darum schon vorbereitet ist - habe ich so meine Zweifel. Ist die eher eingezogen aus der Eisdiele nebenan? Kleine Notlüge am Ende des Jahres?

Henrik nimmt sich für das neue Jahr nichts vor, denn er guckt lieber auf  das alte zurück. Timo muss für jedes Jahr gewisse Erfolge vorweisen können, die ihn letztendlich, was 2015 angeht, zu diesem geilen Ausbruch verleiten. Apurva kommt hier nicht zu Worte, weil ihr Henrik und Timo dasselbe abschneiden.

Ob die sechs nun miteinander Silvester feiern werden, ist nicht bekannt - aber möglich. Auch, wenn Haydee und Sami und die dazu gehörigen Herren am letzten Abend etwas kritisch werden und plötzlich jede Menge Kenntnisse über die indische Küche vorweisen wollen: Sie sei in diesem Fall nicht indisch genug!

Henrik und Apurva bekommen fünfzehn von zwanzig möglichen Punkten und stehen auf dem zweiten Platz. Es gewinnt das Team Mexico.

Und Timo kann sich zwar auf das letzte ausgehende Fähnchen in 2015 als Erfolg die Teilnahme am perfekten Dinner schreiben - nicht jedoch den Sieg. Mit Sami landet er auf dem letzten Platz. Das kann man drehen und wenden und auch Platz drei nennen - es ist das Schlusslicht.

Ich wünsche allen einen guten und unfallfreien Rutsch in 2016 und ein erfolgreiches und zufriedenes Jahr.

Und der Titel passt zu vielen anderen Dinner-Sendungen besser als ausgerechnet zu dieser, aber es hat mir gut gefallen, am Ende des Jahres meine Dinner-Revue in einen einzigen Satz zu packen.

Guten Morgen, Gruß Biene


Mittwoch, 30. Dezember 2015

29. Dezember 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Pärchen-Tage - Dienstag in Berlin bei Haydee und Robert

Foto: S. B.
Ein Spaziergang durch die mexikanische Kultur

Aperitif: Paloma
Vorspeise: Crema de Elote – Maiscremesuppe
Hauptspeise: Taco-Party mit verschiedenen marinierten Fleischsorten und diversen Salsas
Nachspeise: Chimichangas – Frittierte, süße Burritos


That's Why God Made Mexico

und die Lebensmittelhändler hat er auch nicht vergessen, bei denen man die Hauptbestandteile aus vereisten Kühltruhen und Hilfsmittel-Regalen kaufen kann. Ich sehe nur Tacos, Tacos und Mais aus der Dose.

Und wenn es nach dem eloquenten Timo geht, haben wir es hier zusätzlich noch mit drei Kartoffeln und drei Gewürzen zu tun: Diese sitzen sich gegenüber als müssten sich Kartoffeln und Gewürze vor der Annäherung ausgiebig und sehnsüchtig angucken. Wenn er sich gerne mit einer Kartoffel vergleichen möchte, ich persönlich sehe in mir keinerlei Ähnlichkeit dazu. Es steht jedoch zu vermuten, dass er zuvor einige weibliche Kartoffeln kannte, die ihm um die Ohren geflogen sind - und weg waren sie.

Insgesamt geht er mir weiter auf die Nerven - soll er lieber wieder Trockentücher zusammen falten.

Bewundernswert, wie ruhig Haydee und Robert in ihrer kleinen Küchen miteinander arbeiten und dieses und jenes zusammen rühren und sich nicht einmal dabei in die Wolle kriegen. Im Gegenteil gibt es Küsschen. Als Dekoration muss die Kennenlerngeschichte der beiden leider genau so doppelt herhalten wie die Tacos zum Hauptgang und Nachtisch.

Interessanter sind die Totenköpfe in der Deko - und die, die anschließend an die Mitstreiter verteilt werden. Insgesamt haben die mehr mit der mexikanischen Kultur zu tun als dieses Essen, das auch vom Mexikaner-Grill um die Ecke hätte sein können.

Die Mexikaner feiern Ende Oktober bis Anfang November mit einem fröhlichen Fest ihre Toten: Dia de los Muertos.

Ob Haydees Leguan, den sie vor ein paar Jahren noch mit in die Uni genommen hat, auch bereits unter den Toten weilt? Der war nach den Fotos zu urteilen am Ende schon ziemlich groß geworden. Und mir fehlt das Verständnis für solch ein Haustier. War das eines in der Art, wie es für Paris Hilton ihre Chihuahuas sind? Oder waren? Man sieht und hört ja nichts mehr von ihr. Nicht, dass ich darüber traurig bin.

Soviele langweilige Fragen von der Vox-Crew, aber die, was aus dem Leguan geworden ist - die kommt leider nicht.

Den Mitstreitern schmeckt der mexikanische Abend samt den Speisen, und sie vergeben fröhlich siebzehn von zwanzig möglichen Punkten.

Aber waren das wirklich göttliche, mexikanische Speisen? Oder hätte Gott sich danach eher umgedreht und gesagt: Wenn ich Mexico schon erschaffen habe, dann solltet ihr es auch in der Fernsehsendung von Vox viel besser vertreten. Sonst schicke ich Haydee zu Shopping-Queen.

Guten Morgen, Gruß Biene




Dienstag, 29. Dezember 2015

28. Dezember 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Pärchen-Tage - Montag in Berlin bei Timo und Samrawit

Silvester-Berliner
Eritreische traditionelle Küche trifft auf westeuropäische moderne

Aperitif: Chai-Tee Cocktail – Brauner Rum & Earl Grey mit Vanille, Zitrusfrüchten und Gewürzen
Vorspeise: Sambusa – Teigtaschen mit roten Linsen und Mango-Ingwer-Chili-Dip

Hauptspeise: Injera – Tsebhi Dorho, Alisha und Shiro – Sauerteigfladen mit dreierlei Beilagen: Geschmortes Hähnchen mit Ei in pikanter Berbere-Sauce, Ingwergemüse und Sauce aus gemahlenen Kichererbsen

Nachspeise: Beles Sorbet – Sorbet von der Kaktusfeige


Was Sie schon immer über Sex wissen wollten ...

erfahren Sie in einer Kochsendung, die von Stadtneurotikern ausgerichtet und von vermutlich eben solchen in ihren Küchen angerichtet wird. Denn wer ein Trockentuch derart akkurat faltet wie Timo und es erst zufrieden zurück legt, wenn eine Kante korrekt über der anderen liegt und das Muster gerade Linien bildet, der könnte dies einerseits aus Verlegenheit tun - andererseits aber auch, weil er nicht anders kann.

Sonst spricht Timo gern Fäkal. Er lief bei seinem ersten Kocherlebnis mit Sami alle zehn Minuten aufs Klo und da er nach ein paar Jahren feststellt, dass er in ihrer Gegenwart die Erlaubnis zum Furzen hat, kann geheiratet werden. So kommt der erste Knaller noch vor Silvester direkt über den Schirm, getarnt als "perfektes Dinner".

Die Bitte geht doch dahin, nicht zu böllern. Ab sofort weiß ich zumindest, dass dies nicht nur allen Tieren in den Ohren und den Seelen wehtut - sondern mir auch.

Aber noch nicht genug damit. Über den ersten Sex mit Sami muss er sich auch noch auskotzen, und wie gut der war. Wer es nötig hat, darüber viel zu sprechen ...?

Die Höchstpunktzahl wie er sie beim Sex mit seiner jetzigen Frau verteilt, bekommen die beiden als Team nicht von den Jury-Mitgliedern. Es werden nur vierzehn von zwanzig möglichen Punkten. Aber alles kann ein Mann auch nicht wuppen.

Bereits über den Aperitif gibt es zu bemängeln, dass er zuviel Rum und zu wenig Tee enthält. Die vier eingetroffenen Berliner sind da pingelig. Schließlich ist man hier nicht am "Bahnhof Zoo". Keine harten Drogen in so jungen Jahren!

Vor- und Hauptspeise haben dann wieder zu wenig Wumms. Das haben sich die Gäste irgendwie pikanter vorgestellt. Ich persönlich hätte es mir schöner angerichtet denken können. Aber man kann nicht alles haben: Outings ungefragter Art und ein hübsch anzusehendes Menü.

Nun gut, der dürftige Nachtisch sieht niedlich aus.

Weiß wie die Wand und nicht wirklich niedlich sieht Gast Henrik aus, was aber einen Ausgleich in seiner hübschen Frau Apurva findet. Zwangsläufig passiert es, dass sich manchmal die Frage stellt: Wie kommt so ein unscheinbarer Mann an solch eine Frau?

Vielleicht erkenne ich das dann in den nächsten Tagen. Und auch wenn ich es nicht erkenne, wird mich zumindest Timo mit ein paar weiteren Schoten nerven - damit ich nicht vor dem Fernseher einschlafe.

Er findet sich selber ziemlich toll und würde es vermutlich nicht verstehen, dass er bei anderen nur gähnende Langeweile hervorruft.

Guten Morgen, Gruß Biene






Montag, 28. Dezember 2015

27. Dezember 2015 - Vox - Das perfekte Promi-Dinner - 4 Schauspieler aus der Serie "In aller Freundschaft"



In aller Freundschaft

Nachdem ich das perfekte Promi-Dinner anfangs regelmäßig geguckt, dann aber schon vor Jahren eher weg geguckt habe, wollte ich gestern sehen, wie sich die durchweg sympathischen Darsteller aus der Serie "In aller Freundschaft" schlagen. Die Sendung gucke ich ganz sporadisch, und auch nur die Wiederholungen. Bis auf den Jüngsten aus der Runde, Karsten Kühne, kannte ich die Teilnehmer.

Hendrikje Fitz ist die Tochter von Peter Fitz, der u. a. am Burgtheater große Rollen gespielt hat. Auf einer DVD besitze ich seine Serie "Die Bertinis" - absolut sehenswert. Nach dem Buch von Ralph Giordano.

Der erste Abend dieser Promi-Runde fand bei Hendrikje statt, die in Berlin-Charlottenburg lebt. Lebt sie dort in einer Durchgangswohnung? Ganz offensichtlich ist es eine Wohnung - aber kein Zuhause. Während der Dreharbeiten wohnt sie jedoch in einer Leipziger Wohnung, und die Sehnsucht treibt sie immer wieder in das Haus der Familie, das in der Toskana steht.

Da die Geschmäcker verschieden gelagert sind, hoffe ich, sie fühlt sich in dieser Charlottenburger-Behausung wohl. Mir würde in der die Seele fehlen.

Nun ja, dann ging es ans Kochen. Und ihre hübsche Nichte kam als Hilfe vorbei und blieb auch noch zum Servieren. Nun kommt es mir zugute, dass ich auch bei den normalen Dinnern nicht wirklich viel über die Menüs schreibe - denn was sollte ich hier drüber schon Schriftliches hinterlassen?

Einiges aber doch: Kochen gehört sicher nicht zu ihren Leidenschaften.

Und mit einem ganz besonders gelagerten Humor fabrizierte die an Brustkrebs erkrankte (und zu diesem Zeitpunkt gedacht Geheilte) als Nachtisch ein "Möpse" genanntes Cremchen in Form einer Brust inklusive Brustwarzen und Vorhof - aus Himbeeren und Himbeermark. Ist das Galgenhumor, Selbstironie? Auf jeden Fall sah das Dessert nicht besonders schön aus, soll aber geschmeckt haben.

Das nächste Dinner sollte in Leipzig bei Michael Trischan stattfinden, der auf jeden Fall eine Wohnung hat, die man auch ein Zuhause nennen kann.

Leider kann Hendrikje an seinem Dinner nicht teilnehmen. An eben jenem Tag hat sie von ihren Ärzten die Hiobsbotschaft bekommen, dass der Krebs Metastasen im Gehirn gestreut hat. Sie muss sich einer neuerlichen Chemo-Therapie unterziehen.

So begann diese Dinner-Runde an einem heißen Tag im Sommer, der besonders Michael und Karsten zu schaffen machte - und endete erst viele Wochen später im kühlen Herbst.

Auf Wunsch von Hendrikje wurden die Dreharbeiten nicht vollständig abgebrochen, sondern fortgeführt.

Berührend ist die Art und sind die Worte, mit der sie diese Krankheit und ihr Leben beschreibt. Ich wünsche ihr, dass ein Wunder geschieht.

Guten Morgen, Gruß Biene





Samstag, 26. Dezember 2015

26. Dezember 2015 - Aus dem Bienenkästchen - Fazit

Fazit

Weihnachten ist (fast) vorbei, und viele Gänse haben das Fest der Liebe nicht überlebt:

Ruhet in Frieden auf den Millionen Hüften und gesellt euch zu Lebkuchen und Egg Nogs und noch so allerlei hinzu. Zusammen bildet ihr die Rettungsringe, die im nächsten Jahr vielleicht Überlebens notwendig sind.

In manchen Küchen ist einiges schief gelaufen und konnte nicht mehr gerade gerückt werden, als es sich über die Tische und üble Nachreden ergoss. Als erste am Start der üblen Nachredner sind die eigenen Verwandten. Sie haben immer schon geahnt, dass Gabi oder Petra oder Ricarda nicht kochen können. Wenn Peter kocht, sind sie nur halb so streng.

Wie gut für die Gastgeber, wenn man diese Leute nur einmal im Jahr einlädt. Und wie wäre es, sie überhaupt nicht mehr einzuladen?

Allen voran keine kritischen Schwiegermütter mehr, die seit je her ihren Sauerbraten schmoren, weil sie schlauer sind und keine Experimente wagen? Der gelingt immer, und wenn er noch vom Pferd ist, ja, dann kocht aber auch die Schwiegertochter ihr böses Süppchen und trällert den Läster-Akkord. Sie mag Pferde und würde sie nicht essen - hat aber kein Argument, warum sie Rind isst. Da lacht der Schwiegermutter Herz und triumphiert. Wie auch immer - manchmal kann man nur auf ganzer Linie verlieren.

Weihnachten ist nur etwas für die starken Nerven - und wem diese als erstes flöten gehen, hat sowieso schon verloren.

Es gibt immer Leute, die Weihnachten länger üben konnten als andere - und die sind durchaus im Vorteil.

Zwar haben sie teilweise Opfer lassen müssen in der langen Übungszeit - und der Partner, mit dem sie einst Weihnachten den Baum gezündelt haben, war letztlich nicht der, mit dem sie ins neue Jahr getanzt sind - aber was soll es?

Wenn auch, wie in diesem Jahr, Weihnachten von außen so gar nicht nach dem Allgemeinverständnis abläuft und Frühlings ähnliche Temperaturen serviert, so ist bedingt durch diesen Zufall, der keiner ist, und der gerne unerkannt bleiben möchte, auch der äußere Umstand so gar nicht freundlich zur Heiligen Nacht und den zwei Weihnachtstagen - und dem mentalen Verständnis davon.

Zwei Weihnachtstage und davor der Heiligabend - Herrje, wer hält das aus, wenn nicht die ganz coolen Socken?

Wenn dann noch ein Sonntag folgt, wird es allerdings dramatisch. "Nichts ist schwerer zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen" hat bereits Goethe festgestellt.

Und wir dürfen nun alle merken, was er damit gemeint hat.

Nichts für ungut, mit einem Augenzwinkern, Gruß Biene


26. Dezember 2015 - Geschichten: Adrian, Jonas und Bonbon - 2. und letzter Teil



Kurzgeschichte von Silvia Gehrmann
2. und letzter Teil


Adrian, Jonas und Bonbon

In der folgenden Zeit traf Adrian den süßen Hund und den kleinen, und wie er schnell bemerkte, blitzgescheiten Jungen häufig wieder. Am Anfang passierte es, ohne dass sie sich verabredeten. Später wartete Jonas auf seinen neuen Freund an einer gewissen Stelle im Wald, die beide als besonders schön empfanden.

In der Zwischenzeit befreite sich Adrian von allen alten Möbeln, in denen seine Mutter sich so wohl gefühlt hatte - die ihn aber mehr und mehr erdrückten und sogar Atemnot verursachten. Eine neue Leichtigkeit sollte in sein Leben - und dazu gehörten auch helle und freundliche Gegenstände. Je mehr er durch Neukauf ersetzen konnte, um so leichter fühlte er sich. 51 Jahre wanderten auf den Sperrmüll - und es konnte nur besser werden.

Ganz nebenbei verlor er nach und nach sein Selbstmitleid. Es war nicht allein die Schuld seiner Mutter, dass aus ihm ein lebensuntüchtiger Mann geworden war - er hätte selber etwas für sich tun müssen. Und das Versäumte wollte er nun nachholen.

Die Freundschaft mit Jonas war ein erster Schritt. Gut, Jonas war ein kleiner Junge, aber auch Adrian musste den ehemals kleinen Jungen in sich selber erst einmal entdecken, bevor er wie ein Mann leben konnte. Insofern war diese Freundschaft eine große Bereicherung und brachte ihm Erfahrungen, die er nie hatte machen dürfen. Selbst die Begegnung mit Bonbon verhalf ihm zu der Erkenntnis, dass er immer nur geglaubt hatte, Hunde und andere Tiere nicht zu mögen, weil er kritiklos die Ansichten seiner Mutter übernommen hatte. Und dies in jeglicher Hinsicht. Nun warf er sie über Bord, fragte sich hier und da, was sie zu diesem oder jenem gesagt hätte - und dachte genau gegenteilig. Denn nur das Gegenteil von den Meinungen seiner Mutter - konnte richtig sein. So weit war er nun schon.

Immer nach vorn sehen, nie zurück - war Jonas häufige Aussage. Und Adrian war auf dem besten Weg dorthin.

Aber Adrian war auch ein Mann. Und als solcher bemerkte er einiges nicht, das einer Frau wohl nicht entgangen wäre: Jonas trug immer das gleiche T-Shirt und die gleiche Hose. Erst als es Oktober und etwas kälter wurde, fiel dies auch Adrian auf. Sollte er den Jungen mal dezent nach seinem Elternhaus fragen?

Aber einen verwahrlosten und unglücklichen Eindruck machte Jonas überhaupt nicht auf ihn. Er lachte viel und ärgerte ihn manchmal auf kindliche Art. Auch Bonbon sah aus wie ein rundum zufriedener Hund.

Adrian traute sich nicht, dem Kind etwas zum Anziehen zu kaufen - obwohl er genau dies gern gemacht hätte. Andererseits sah er nicht, dass Jonas fror. Er war auch bei größerer Kälte die glückliche Frohnatur und ausgelassen wie immer.

Trotzdem fragte Adrian sich, ob der arme Kerl ein wirklich armer war und seine Eltern sich kaum um ihn kümmerten. Oder ob er einfach nur ziemlich abgehärtet gegen Kälte und uninteressiert an neuen Kleidungsstücken war? Er sah ein, dass er noch viel souveräner werden musste, um in solch einer Situation angemessen, aber dezent, eingreifen zu können.

Es war der 24. Dezember, und es schneite. Adrian hatte zu Hause auf einen Weihnachtsbaum verzichtet - einfach, weil es seiner Mutter nicht gefallen hätte, ohne Baum das Fest der Liebe zu begehen. Hätte sie nur mehr Liebe und weniger Bäume zu Weihnachten gehabt, die Reihenfolge hätte gestimmt.

Nun war die Gelegenheit, Jonas etwas zu schenken. Er hatte ein große Tüte gepackt, in der viele Süßigkeiten und ein paar dicke Kleidungsstücke verstaut waren. Tagelang war er dafür in der Stadt herum gelaufen, da er ja ungeübt war, für ein Kind etwas einzukaufen. Mit der Hilfe einiger Verkäuferinnen hatte er eine stattliche Auswahl zusammen gebracht.

Aber Jonas war nicht wie sonst an der üblichen Stelle im Wald und wartete auf ihn. Nicht einmal Bonbon hörte er bellen, wie er es sonst tat, sobald Adrian sich näherte. Es war ein freudiges, erwartungsfrohes Bellen. Das ihm nun fehlte.

Adrian wartete eine Weile und ging weiter, als von Jonas immer noch nichts zu sehen und von Bonbon nichts zu hören war. Er lief immer schneller, und Verzweiflung machte sich breit: Dieses Kind und dieser Hund hatten sein Leben bereichert. Und nun? Wo waren die beiden?

Nach einer Stunde erreichte er eine Bank, auf der er sich nieder ließ. Er wird mit seinen Eltern Heiligabend feiern, kam ihm plötzlich in den Sinn, sie werden ihn heute nicht allein spazieren gehen lassen wollen.

Und - wenn es doch anders war? Er den Jungen und Bonbon nie mehr sehen würde?

Das wäre schlimmer für ihn als der Tod seiner Mutter. Dies gestand er sich schonungslos und mit seiner neuen Sicht aller Dinge ein.

Er bemerkte die Frau, die sich der Bank näherte erst, als sie bereits neben ihm Platz nahm. Sie sah ihn nicht an, sondern packte einen Blumenstrauß aus. Dann erhob sie sich, ging ein paar Meter zur Seite und legte den Blumenstrauß vor einen Baum. Dabei starrte sie auf den Baum.

Adrian wunderte sich und stand ebenfalls auf. Er war nicht mehr derselbe Mann von vor ein paar Monaten, der sich Fremden niemals genähert hätte.

Warum legte die Frau Blumen im Wald ab? Und warum starrte sie auf den Baum?

Er trat neben sie und folgte ihrem Blick auf den Baum. Dort waren einige Metall-Schildchen mit Inschriften angebracht. Und sie ließ das Schild mit der Inschrift:

Peter, Jonas und Bonbon

nicht aus den Augen. Peter, Jonas und Bonbon? Adrian wurde kreidebleich. Was bedeutete dies?

Ohne ihn anzusehen, sprach die Frau nun zu ihm: "Peter war mein Mann, Jonas mein Sohn und Bonbon sein geliebter Hund. Sie sind alle drei vor zehn Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Und sie liegen hier in diesem Friedwald."

Sie sprachen noch viele Stunden miteinander, und es wurde der schönste Heiligabend seines Lebens. Die Frau, die Annette hieß und um ihre ganze Familie trauerte - und der Mann, der Adrian hieß, und auf dem besten Weg war, sich selber anzunehmen und sich endlich kennen lernen durfte.

Ende

Copyright Silvia Gehrmann





Freitag, 25. Dezember 2015

25. Dezember 2015 - Geschichten - Adrian, Jonas und "Bonbon" - Teil 1

Kurzgeschichte von Silvia Gehrmann
Teil 1



Adrian, Jonas und "Bonbon"

Adrian war ein Mann von einundfünfzig Jahren, der weder besonders attraktiv noch hässlich, sondern nur auf eine anerzogene Art unscheinbar war. Die Liebe einer Frau hatte er nie kennen gelernt, dafür jedoch, was Mutterliebe aus einem Mann machen konnte: Einen geduckten Kerl ohne eigene Ansichten und ohne jegliche Träume. Sein ganzes Leben hatte er den Wünschen, Bedürfnissen und Befehlen seiner Mutter Karoline untergeordnet. Sie hatte es schon, als er noch ein Kind war und auf Bäume klettern wollte verstanden, ihn von anderen Kindern fern zu halten. Sie hatte es verstanden, aufkeimende Liebesgefühle im Keim zu ersticken, als er heran wuchs.

Vor vier Wochen war Karoline gestorben. Und sie wurde im Kreise ihrer Bet-Schwestern, wie er den kleinen Radius ihrer Bekannten stets mit einem Anflug von Rest-Humor oder eher dem kargen Humor, den er besaß, nannte, zu Grabe getragen. Auf die ehrliche Art eines einst abhängigen Kindes und späteren Erwachsenen bemühte er sich um Trauer über den Verlust.

Doch Adrian empfand nur Erleichterung. Er hatte die uralten schweren Vorhänge zwei Tage nach der Trauerfeier von den Fenstern gerissen und dem Müll übereignet. Ihren Eierlikör goß er achtlos in den Ausguss und er wollte nie wieder in seinem Leben solch ein Gesöff trinken. Dann kaufte er sich eine Flasche Whisky, die Karoline niemals in ihrem Hause geduldet hätte, und betrank sich: Zum ersten Mal in seinem Leben, denn nie zuvor hätte er sich getraut, sich heimlich mit Alkohol vorübergehend aus der Realität zu verabschieden.

Er packte ein paar Säcke mit Kleidungsstücken für das Rote Kreuz - obwohl ihn der Geruch von Mottenkugeln beinahe davon abgehalten hätte, diese Sachen weiter zu geben. Aber seine Mutter hatte auf Ordnung stets viel Wert gelegt, und die Sachen waren gut erhalten. Sie sollten anderen Menschen Freude machen - Freude, die sie zu ihren Lebzeiten nur wenigen Menschen zukommen ließ. Hartherzig war sie durch die einundfünfzig Jahre gegangen, die er an ihrer Seite war - und vermutlich auch in den zweiundzwanzig Jahren zuvor.

Adrian bemühte sich, mehr zu empfinden als pure Erleichterung, aber es gelang ihm nicht. Er war einerseits wütend, dass sie ihn verlassen hatte und andererseits kämpfte er gegen ihre Hinterlassenschaft an ihn an: Sie hatte aus ihm einen regelrechten Waschlappen gemacht, der nun auch noch Angst vor der Zukunft ohne ihre richtungsweisenden Ansprachen hatte.

Schon in der Schule wurde er ihretwegen gemobbt - lange, bevor man dieses Wort benutzte. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass er der Außenseiter schlechthin war - schon immer, und vielleicht noch lange über ihren Tod hinaus. Wenn es ganz schlecht lief, bis zu seinem eigenen Tod.

Recht orientierungslos suchte er nach einem Sinn, den er in seinem restlichen Leben finden könnte. Er dachte an eine Partner-Vermittlung oder an Vereine, denen er beitreten könnte. Doch weder wollte er eine Frau auf solchen Wegen finden noch war er der Typ für irgendwelche Clubs, womöglich sogar eines Fußball-Clubs oder der von Briefmarkensammlern. Selbstkritisch stellte Adrian fest, dass er in etwa der weltfremdeste Mensch war, den er sich selber vorstellen konnte. Außerdem war er ziemlich interessenlos, denn sein vorheriges Leben hatte sich einzig um seine Mutter gedreht.

Vielleicht sollte er sich einen Hund anschaffen - das würde seine Mutter noch posthum verärgern, denn sie hasste Tiere. Aber auch er hatte keinen wirklichen Bezug zu ihnen.

Immerhin kam er durch diese Idee auf den Wald. Wo gingen die Leute mit ihren Hunden gern spazieren und atmeten durch? Im Wald! Vielleicht würde auch ihm dies gut tun und auf Ideen bringen, wie sie nur die frische Luft verursachen konnte? Er wollte es probieren.

Ohne große Hoffnung, aber mit minimalem Tatendrang fuhr er mit einem Bus zum Wald. Ein Auto besaß er nicht, weil seine Mutter dies für überflüssigen Luxus gehalten hatte. Und wieder kam ihm in den Sinn, dass er überhaupt kein eigenes Leben geführt hatte.

Am Waldeingang orientierte er sich an Hinweis-Schildern und ging den Weg, den sie hier "A 1" genannt hatten, entlang. Hier und dort sah er Spaziergänger, Jogger und Hunde-Leute. Und er sah viele Buchen und ein paar Tannen-Abschnitte. Natürlich war ihm bewusst, dass er hier nicht das finden würde, was er vielleicht suchte - und nicht einmal benennen konnte. Auf einer Bank machte er schließlich Rast und überdachte sein Leben:

Das war geprägt von Selbstmitleid. Völlig unerwartet kam ihm das in den Sinn. Und es gefiel ihm überhaupt nicht. Lieber wäre er ein mutiger Held gewesen, der sich den Kämpfen des Lebens selbstsicher stellt, als diese arme Seele ... die sie aus ihm gemacht hatte.

Gedankenverloren spürte er plötzlich etwas Feuchtes an seiner schlaff herunter hängenden rechten Hand. Er blickte erschrocken auf, denn er hatte sich derart in tiefen dunklen Gedanken verloren, dass er seine Umwelt für einen Moment vergessen hatte.

Ein Hund rieb seine Nase an seiner rechten Hand. Ein mittelgroßer, freundlich aussehender Mischling unbekannter Abstammung. Aber was wusste er schon über Hunde?

Im nächsten Moment sprang ein Junge auf ihn zu und grinste ihn breit an. "Sorry", sagte das vielleicht zehn Jahre alte Kerlchen, "Bonbon ist ein Freund aller Menschen."

Aller Menschen, dachte Adrian - auch von mir? Bezog dieses "alle" in der Tat auch ihn ein?

"Lustig, der Name Bonbon", sagte Adrian, "und wie heißt du?"

Er, der auch mit Kindern nicht wirklich etwas anfangen konnte, hatte plötzlich das Bedürfnis, mit diesem Jungen zu reden.

"Ich bin Jonas", antwortete der Junge. Und lachte und zog seinen Hund Bonbon ein Stück an die Seite.

Fortsetzung folgt:
Copyright Silvia Gehrmann



25. Dezember 2015 - Frohe Weihnachten


Frohe Weihnachten allen Besuchern meines Blogs und regelmäßigen Lesern.

Frohe Weihnachten meinen Mit-Schreibern.

Ich wünsche allen eine besinnliche Zeit. Mit leckerem Essen und guten Gesprächen.

Euer Bienenbienchen



Donnerstag, 24. Dezember 2015

24. Dezember 2015 - Adventskalender 2015 - 24. Türchen - Weihnachten in meiner Kindheit





Weihnachten in meiner Kindheit


Und ich schwöre - spätestens am 1. Weihnachtstag lag immer Schnee über Dortmund. Und wir Kinder holten unsere Schlitten aus den Kellern und trafen uns an einem beliebten, unheimlich steil bergab gehenden Weg, der zum Runter-Schlittern nur so einlud.

Vor einiger Zeit war ich mal wieder in Dortmund - und bin mit Absicht an genau diesem "Berg" vorbei gegangen. Und ich musste feststellen, dass sich Proportionen verschieben, je länger die Erinnerung her ist oder je größer man selber geworden ist:

Der Mountain High ist ein kleiner Hügel. Gerade mal für jüngere Kinder geeignet, damit ihnen nichts passieren kann.

Doch egal, damals war er eine Herausforderung ...

Eine kulinarische Herausforderung war jedes Weihnachtsfest auch für meine Oma. Sie plante um das traditionelle Pfefferpotthast an Heiligabend und das Kaninchen am 1. Weihnachtstag herum - schließlich wollte sie alle glücklich machen. Die Familie bestand aus meinen Eltern, meinem Onkel - ihrem anderen Sohn - seiner Frau und meinem Bruder Heinz und mir.

Dazu reiste sie von dem einen in den anderen Vorort Dortmunds und war mit Sicherheit an jedem Weihnachtsfest die glücklichste Frau weit und breit. Diese Erinnerungen sind auch nicht verblasst, als sie später dement geworden war.

Es war Omas großer Auftritt, ohne dass sie sich jemals in den Mittelpunkt gestellt hätte.

Ein Weihnachten ist mir etwas negativ im Gedächtnis geblieben, weil ich schon im Vorfeld meine kindlichen Illusionen durch einen reinen Zufall verlieren musste:

Ich guckte von Omas Schlafzimmerfenster hinaus in den weitläufigen Garten. Und da geschah, was ich nicht geahnt hatte. Ich sah Onkel Hardy (ein Cousin meines Vaters) wie er ein Kaninchen aus dem Stall holte - und ihm die Kehle durchschnitt.

Vorher hatte ich nie darüber nachgedacht. Vor der Freude kommt das Töten? Nein, keinen Kaninchenbraten an Weihnachten für mich. Bis heute übrigens.

An Heiligabend nun kamen am Nachmittag mein Onkel Franz und seine Frau Inge zu uns. Alle hatten sich fein gemacht, während Omas schickes Kleid unter einer großen Schürze verborgen war - die sie kaum mehr ablegte an den Feiertagen.

Gegen 17.00 Uhr wurde die Wohnzimmertür abgeschlossen, und die Bescherung - insbesondere für uns beiden Kinder - vorbereitet.

Danach oder davor? - ich habe es vergessen, glaube aber, dass wir vorher gegessen haben - gab es Pfefferpotthast. Mit Salzkartoffeln und Rote Bete. So isst man das in Dortmund. In Westfalen.

Irgendwann gingen Heinz und ich ins Bett, während Oma im Kreise ihrer Söhne und Schwiegertöchter das einzige Glas Alkohol des Jahres trank: Einen Eierlikör.

Der nächste Tag begann nach dem Frühstück mit Gesellschaftsspielen und meinem detektivischen Auge auf meinen Weihnachtsteller. Wenn ich nicht aufpasste, stiebitzte Heinz davon. Im Endeffekt konnte ich den Mundraub jedoch nie ganz verhindern. Er war der Süßigkeitsverfressene in der Familie, während mein Teller ohne ihn bis Ostern gereicht hätte.

Meine Mutter fand das lustig, weil sie alles lustig fand, was Heinz machte - während sie mir Humorlosigkeit vorwarf (was sie übrigens häufig tat).

Am 2. Feiertag endete die stets schöne Familenzusammenkunft, indem Onkel, Tante und Eltern in der Gaststätte Möllmann andere Verwandte trafen, während wir mit unserer geliebten Oma, die jedesmal völlig erschöpft sein musste, allein zurück blieben.

Wie schön ist es, diese Erinnerungen teilen zu können.

Ich wünsche allen einen schönen Heiligabend, Gruß Biene

23. Dezember 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Weihnachts-Spezial - Mittwoch in Loop bei Heiner und Susanne


Aperitif: Champagner mit Granatapfel
Vorspeise: Gebeizte Kräuter-Forelle mit Radieschen-Kopfsalat, Kartoffelpuffer und Buttermilch-Chili-Dip
Hauptspeise: Schmorbraten vom Galloway mit Kirschsoße an Wintergemüse und Selleriepüree
Nachspeise: Currymousse-Torte mit karamellisierter Ananas und Fruchtsalat


Nicht lange gefackelt

hat Heiner, als er Susanne kennen lernte - und ihr nach zwei Wochen einen Heiratsantrag gemacht. Es könnte aber auch sein, dass er zwei lange Wochen brauchte, um nach den richtigen Worten für so einen wichtigen Schritt zu suchen. Nun sind sie seit zwanzig Jahren verheiratet - und sie besitzen in Loop eine Art Antiquitätenladen plus Kitscheinlage und Kuchen-Buffets für den Nachmittags-Kaffeeklatsch, wenn die Damen des Ortes laut tönen: Aber bitte mit Sahne!

Auch Susanne hat zu oft "mit Sahne" gerufen - denn nun ist sie seit einem Jahr auf einer kohlenhydratfreien Diät. Hat sie wirklich nirgendwo einen Nachtisch gegessen? Und was war mit all den anderen Kohlenhydraten in den Menüs? Gesund ist so eine Diät auf keinen Fall, und glücklich macht sie schon dreimal nicht. Aber: Nach einem realen und nicht nur gefühlten Jahr ohne Kohlenhydrate müsste sie schlank wie eine Tanne sein.

Zwei wohlerzogene Pflegekinder leben seit vier Jahren mit Heiner und Susanne, und als der achtjährige Junge sagt: "Es ist eine Ehre, in diesem schönen Haus leben zu dürfen" - kommen mir fast die Tränen. Ich mag ja schon keine dressierten Tiere ...

Dann sehe ich den Rosenkohl, den die kleine Sophie entblättert - und krame in meiner Erinnerung an die müden letzten Tage: Ist es nicht so, dass Heiner gar keinen mag?

Andererseits würde Susanne nie etwas zubereiten, was dem drögen Kerl nicht schmeckt - da bin ich ganz sicher. Das käme ja einer Bauernhof-Revolution gleich.

Unterdessen nach den Genüssen der ersten Happen sehe ich Jury-Mitglied Sascha, und er ist den Tränen nahe. Ihm fehlt sogar die Sprache, als hätte Heiners Wortkargheit bereits erste Früchte getragen und abgefärbt: Dabei ist es doch so einfach, zu sagen, wenn es einem nicht schmeckt. Und ihm schmeckt es nicht. Dass es seiner Mutter Brigitte auch nicht mundet, erleichtert ihn dann ungemein.

Die beiden Jungs sind plötzlich ebenfalls ziemlich kritisch. Und es kommt sogar die Neuigkeit zutage, dass Markus kein Rindfleisch mag ...

Zwischen all dem Suchen nach Wahrheit über ein Dinner, das so keinem richtig schmeckt - sehe ich ein paar Fotos von Heiner. Heiner mit Hunden und den Kindern - er kann ja sogar herzlich lachen!

Welcher der Daniels am Ende den drei Jungs und der Mutter und Schwiegermutter einen Tipp über die Punktevergaben der heutigen Gastgeber gegeben hat, wird vox-intern noch zu klären sein. Ein hauseigener Detektiv, vielleicht einer aus CSI Miami, ist im Einsatz.

Zwölf Punkte, je sechs pro Dinner-Paar, bekommen Heiner und Susanne. Somit geht ihre Rechnung nicht auf, und sie landen auf dem zweiten, aber auch letzten Platz. Den Gewinn teilen dürfen sich die Bottroper und Osnabrücker.

Zum preisgekrönten Kuchen, mit "Beste Torte" ausgezeichnet (oder vertue ich mich jetzt, und eine andere Torte wurde Preis gekrönt), reicht Susanne einen kleinen Schnaps mit der Vorgabe, ihn Schlückchen für Schlückchen zu genießen.

Ich nehme jetzt auch mal einen und kippe den weg wie nix. Denn alles, was Susanne von sich gibt, ist irgendwie ... nicht richtig. Meistens trifft genau das Gegenteil zu.

Einen schönen Heiligabend wünscht Biene





Mittwoch, 23. Dezember 2015

23. Dezember 2015 - Adventskalender 2015 - 23. Türchen - Heiligabend beim Friseur - Ein kleines Märchen


Heiligabend beim Friseur


Gelangweilt stehen sie sich die Beine in den Bauch, denn Kunden wollen heute einfach nicht durch die Tür kommen, um sich für die schöne Heilige Nacht herrichten zu lassen.

In den letzten Tagen war es stressig und nervenaufreibend, aber nun ist alles still. Still wie Stille Nacht?

Draußen eilen nur wenige Menschen durch die Einkaufsstraße und menschenleer ist auch der Weihnachtsmarkt, der heute geschlossen hat.

Ein Weihnachtsmarkt, der Weihnachten überhaupt nicht geöffnet hat, und ein Friseur, der null Umsatz zu erwarten hat?

Das passt nicht, denkt sich der Weihnachtsengel - dort arbeiten so freundliche junge Leute. Das ganze Jahr über kümmern sie sich um die Verschönerung ihrer Kunden - und heute möchte niemand ihre Dienste in Anspruch nehmen.

Also bespricht sich der Weihnachtsengel kurz mit dem Mann im roten Dress, dessen Bart dringend Pflege benötigen könnte, und den Engel-Kolleginnen.

Kurze Zeit später bevölkern fünf als Menschen verkleidete Engel und der Weihnachtsmann den schönen Friseurladen. Hohoho, verspricht sich Santa Klaas - und bekommt gleich einen posaunenmäßigen Dämpfer von einem Engel.

Die drei Friseurinnen freuen sich über die Abwechslung, die die Stunden bis zum Feierabend - und zur eigenen Heiligabendfeier - rascher vergehen lassen.

Nun lassen alle Engel ihre Mützen von den Köpfen gleiten und prächtige Haare werden sichtbar. Das ist eine Freude für jede Haar-Schnibblerin und Locken-Dreherin.

Die drei machen sich ans Werk und formen die blonden Haare zu gefälligen Wellen.

Der Mann mit dem roten Gewand bekommt plötzlich von einem etwas schmuddelig aussehenden Gesell eine große Tasche gebracht - und packt herrliche Plätzchen und dampfenden Glühwein aus.

Im Nu ist aus dem Friseur-Salon eine Filiale der Weihnachtsstimmung geworden. Alle sind bester Laune und die Zeit vergeht wie im Fluge.

Am Ende sind alle glücklich und zufrieden über die Weihnachtsfeier am stillen Heiligabend in der stillen Stadt. Es wird noch das eine oder andere Lied geschmettert, denn der Glühwein bringt nicht nur die Wangen, sondern auch die Stimmen zum Kochen.

Und ihr habt die Engel nicht gesehen? Kein Wunder, wenn ihr an Heiligabend alle zu Hause bleibt und die Stadt so leer ist. Nur ein paar Ehemänner kamen am Laden vorbei - auf der Jagd nach den ersten Weihnachtsgeschenken.

Einen schönen Adventstag wünscht Biene


22. Dezember 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Das Weihnachtsspezial - Dienstag in Osnabrück bei Mats und Marko


Aperitif: Lebkuchen-Granita mit Prosecco
Vorspeise: Feldsalat in Cranberry-Vinaigrette mit gratiniertem Ziegenkäse, Feige und Walnuss
Hauptspeise: Rosa gebratene Entenbrust an Honig-Pfeffer-Soße mit Orangen-Maronen, Rotkohl und Kartoffelklößen
Nachspeise: Spekulatius-Tiramisu mit Gewürzkirschen und weißem Schokoladenparfait


Weihnachtsschimpfe

von zwei Weihnachtsschlümpfen, genannt Heiner und Susanne, aber möglicher Weise gehen sie auch als Fischköppe durch und sind auf Comedy-Reise durchs kurz vor Weihnachten um eine viertel Stunde verlängerte Dinner. Stefan Raab hat schon ein Comeback angedeutet, denn diese beiden will er unbedingt in seiner Nacht-Sendung verbraten.

Zu spät: Der Konkurrenz-Sender Vox hat sich längst die Rechte an diesem schmucken Pärchen gesichert und plant Großes mit ihnen. Allein dieses Wangenrot der beiden, das sich im Laufe des Abends zu einem dunklen, bedrohlichen und großflächigem Rot auswächst und durch beider Gesichter blüht - da wäre sogar Rudi mit der roten Nase ziemlich neidisch.

Ausgiebig wird zunächst die Fünfer-Wohngemeinschaft in Osnabrück vorgestellt. Vier der fünf Studenten sitzen auf einem Bett und erzählen von ihrem lustigen Leben - und ich bemerke nur das Bett. Und werde müde ... müder ... reiße mich am eigenen Willen wieder hoch ... und werde trotzdem erst wieder richtig wach, als die Sendung vorbei ist.

Mats und Marko machen sich dann irgendwann nach endlosem Geplänkel recht ernsthaft ans Kochen. Und Probieren. Da schlecken alle vier aus einem Topf, und es ist nicht unmöglich, dass dies mit dem selben Löffel passiert ... Denn die beiden Köche kennen da keine Hemmungen und tunken Löffel rein ins Töpfchen, schmecken ab - und stecken dasselbe wieder in die ganze Chose.

Wenn das nicht wäre - ja, dann würde mir ihr Menü gut gefallen. Sie haben es drauf, Mats und Marko.

Doch da ist die unglückliche Miene von Brigittes Sohn Sascha. Er hat doch nicht etwa zwischen den Gängen eine schlechte Nachricht per Telefon erhalten? Oder gar den einen oder anderen Erziehungsansatz seiner Mutter über sich ergehen lassen müssen?

Nein, ihm schmeckt nur dieses und jenes nicht.

Brigitte ihrerseits kritisiert einen fehlenden Weihnachtsbaum. Schon völlig in der Voxschen Zeit verirrt, geschieht dies irgendwann Anfang November bei den Dreharbeiten. Da kann man wirklich noch gnädig über so etwas hinweg sehen.

Nicht Brigitte. Und nicht Susanne. Auch ihr ist es zu wenig Deko für ein weihnachtliches Dinner. Wenn ich da an die Vorschau zu ihrer Präsentation denke, kann ich das gut verstehen: Neben diesem Overkill an Nippes stinkt jeder Weihnachtsmarkt ab.

Der Nachtisch kommt wie er noch ein jedes Mal kommt - auf den Tisch. Brigitte und Sohnemann sind hin und weg. Soviel Lob, auch für die Gastgeber, und dann zücken sie die sieben-Punkte-Tafel.

Heiner, der Schokoladen-Fan und einstige Karate-Kämpfer (wegen Erfolglosigkeit soll er den Sport aufgegeben haben) sagt nicht viel, aber unterhält die Dinner-Gemeinde von allen am meisten. Schokolade ja - aber weiße? Wem keine weiße Weihnachten ins Haus stehen, dem schmeckt auch die weiße Schokolade nicht. Der Rotkohl ist zu süß, der Kloß ... keine Ahnung, habe ich vergessen. Die Haut der Ente ist nicht kross genug. Und manch einem fehlt eine Tasse im Schrank.

Das dröge Ehepaar gibt sechs Punkte - nach eigens fürs Dinner erdachtem System, der privaten Relativitäts-Theorie sozusagen. Die führt zwangsläufig zum Gewinn des 3.000 Euro-Sacks, direkt vom Weihnachtsmann. Es sei denn, der Konkurrenz schwant da etwas ...

Insgesamt bekommen sie dreizehn von zwanzig möglichen Punkten - und somit liegen sie gleichauf mit den Vorkochern Sascha, Daniel und der Schnibbelhilfe Brigitte.

Eine Bewerbung für weitere Pflegekinder geben die Fischköppe mit ihrem Auftritt irgendwie nicht ab. Zu streng, zu kritisch, und auch ein bisschen Hinterhalt ist im Spiel. Ein paar Lockerungs-Übungen wären vorm täglichen Kuchen-Essen angebracht.

Guten Morgen, Gruß Biene


Dienstag, 22. Dezember 2015

22. Dezember 2015 - Adventskalender 2015 - 22. Türchen - Der Hase Bonnie

Fotos: S. B.
Der Hase Bonnie

war ein Weihnachtsgeschenk für ein kleines, recht verzogenes Mädchen aus der weitläufigen Verwandtschaft meines Mannes. Hin und wieder und nur auf größeren Familienfeiern trafen wir auf diese Familie, die aus Vater, Mutter und verzogenem Kind bestand.

Dem Kind wurden keine Wünsche verwehrt, die man irgendwie in der Lage war, zu erfüllen.

Eines Tages bat die Mutter der Teufels-Prinzessin meinen Mann um Hilfe, und er fuhr zu ihr. Um ihr weiter zu helfen, musste er im Keller der Leute nach geeignetem Werkzeug suchen:

Was er fand, war der Hase Bonnie ... abgemagert, allein im Dunkeln vor sich hin vegetierend, und dem Tode näher als dem Leben.

Am selben Tag noch brachte er mir den armen Hasen mit nach Hause.

Ein Tierarztbesuch folgte und Bonnie konnte endlich wieder Helligkeit sehen und fressen und sich kindisch aufführen, wie es auch kleine Hasen tun.

Er wurde kastriert, denn auch das hatten die Leute versäumt - ging es ihnen ja auch lediglich darum, dem Kind einen der vielen Weihnachtswünsche zu erfüllen. Dass es Puppen und anderen Gegenständen nicht viel ausmacht, anschließend in einer Ecke zu landen - einem lebenden Tier aber schon, war der ganzen unheiligen Familie nicht klar.

Nach längerem Suchen fanden wir privat einen neuen Platz für Bonnie, denn behalten hätte ich ihn nur, falls sich keine andere Möglichkeit gefunden hätte.

Er kam zu einem älteren Herrn, der ein Haus mit Garten hatte - und den Hasen zu einem anderen hinzu gesellte.

Einige Monate später besuchten wir jemanden aus der Familie meines Mannes, als plötzlich für mich unerwartet diese Sippschaft der Dreibösartigkeit auftauchte. Ich bin nämlich der Überzeugung, dass auch Kinder ein Lebewesen von einem Gegenstand unterscheiden können - und so zähle ich das Mädchen zu den Bösen hinzu.

Oh je, das kann hier und jetzt nicht gut enden, waren meine Gedanken und meine Hände waren zu Fäusten in der Tasche geballt. Ihren Gruß erwiderte ich überhaupt nicht.

Stattdessen bekamen sie ein paar verbale Tiefschläge ins Gesicht geschleudert. Die Fäuste in den Taschen haben mir nicht viel genutzt. Bereut habe ich jedoch nicht ein einziges Wort.

Ich weiß nicht mehr genau, was dann geschah: Sicher ist nur, dass entweder diese Leute sofort gingen oder wir ...

Ich habe diese Leute übrigens nie wieder gesehen. Einem möglichen Zufall bin ich immer noch zuvor gekommen.

Bitte keine Tiere unter den Weihnachtsbaum legen! Und schon gar nicht Kindern den Wunsch danach erfüllen, wenn man ihn nicht selber auch hegt und bereit ist, ein Tierleben lang dafür zu sorgen.

Einen schönen Adventstag wünscht Biene

21. Dezember 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Weihnachts-Spezial - Montag in Bottrop bei Daniel und Sascha mit Schnibbelhilfe Brigitte


Aperitif: BOTpunsch
Vorspeise: Festtagssuppe mit Klößchen-Variation und Weihnachtseinlage
Hauptspeise: Hirschhüfte mit Whisky-Haselnuss-Bacon-Kruste und Semmelknödel-Soufflés
Nachspeise: Lebkuchen-Parfait auf Fruchtspiegel mit Schnee-Engel


Drei sind eine zuviel

Eine Schnibbelhilfe, die auf Reisen geht, um zwei andere Menüs zu genießen (vielleicht) und zu bewerten - das ist neu. Wie nur hat sie ihren Sohn Sascha früher satt bekommen? - Sie erzählt, dass sie heutzutage gerne für die beiden Jungs Kohlrouladen zubereitet, beim Sauerbraten ist dann aber schon vor dem Genuss Schluss mit der kurzen Ein-Posten-Liste der aufgezählten Essen, die sie ihnen kredenzt. Den kann die Oma schon besser. Welche und wessen Oma auch immer.

Dafür kann Brigitte Rosenkohl schneiden, zu Wasser lassen und Suppe auffüllen, am Kopf des Tisches sitzen und sogar Tassen und Teller vorher zu den Gästen transportieren.

Das wird Diskussionen vor der Bewerbung beim Sender gegeben haben, denn obwohl die eigentlichen Köche Sohn und Schwiegersohn sind - muss Brigitte die erste Geige spielen. Ihre Küche, ihre Sendung! Oder: Ihr Sohn, ihre Befehlsgewalt?

Die drei versichern, sich gut zu verstehen. Das verstehe ich nur, wenn ich die Tatsache berücksichtige, dass Männer ihre Ohren gut auf Durchzug stellen können ... Die kleinen und mittleren Spitzen bekommen die doch überhaupt nicht mit!

Die Gäste reisen auch jeweils zu zweit an, und ob es später weitere wichtige Schnibbelhilfen geben wird, zeigen die nächsten zwei Sendungen.

Hans, der Heiner genannt wird, und seine Frau Susanne kommen aus dem hohen Norden, um den tiefen Westen nicht so ganz zu verstehen. Er ist der dröge Typ, dem nicht viel wirklich schmeckt: Wortkarg und geizig mit Punkten. Fünf ziehen die beiden am Ende.

Die beiden Jungs Mats und Markus, die alles lustig finden - zücken die acht. So bekommt die Runde um Mutter und Schwiegermutter Brigitte dreizehn von zwanzig möglichen Punkten.

Aber vielleicht bekommt sie zu Weihnachten den gewünschten Swimming-Pool, um sich selbst zu Wasser zu lassen.

Ganz abtauchen aus dieser Sendung für die kommenden zwei Tage würde mir persönlich besser gefallen.

Guten Morgen, Gruß Biene






Montag, 21. Dezember 2015

21. Dezember 2015 - Todesfälle - Ein Jahr ohne Udo Jürgens


Und die Welt dreht sich noch

Heute vor einem Jahr wurden Fans, Nicht-Fans und alle anderen von der Nachricht überrascht, dass Udo Jürgens plötzlich verstorben sei. Der jüngste 80jährige, den man sich denken kann, ist genau den Tod gestorben, den jeder vor Augen hat, wenn es um den eigenen geht.

Von jetzt auf gleich, schmerzlos, radikal schnell und ohne Abschied von den Menschen, die ihm nahe standen, und nach einem reichhaltigen Leben voller Liebe, Glück und Erfolg.

Über viele Jahrzehnte hat er viele Generationen in seinen Bann gezogen, ohne dass er Menschen, die ihn vielleicht doch nicht so gut fanden, mit einer Überpräsenz auf die Nerven gegangen wäre. Nur so geht Dauer-Star sein! Immer da sein, permanent am Erfolg arbeiten - aber nicht permanent penetrant in der Öffentlichkeit stehen.

"Mitten im Leben" hieß sein letztes Album und auch seine letzte Tournee nannte er so, die er am Ende nicht mehr abschließen konnte. Vielleicht ein Motto, das ihm mehr am Herzen lag als andere zuvor. Ein 80jähriger singt von der Zeit "Mitten im Leben" und meint damit nicht die Vergangenheit, sondern seine Gegenwart.

Ist das mutig, ironisch, hochtrabend oder ist einfach nur der Wunsch der Vater der Textidee?

Am Ende, am 21. Dezember 2014,  hat das wahre Leben gezeigt, dass es sich nicht von interessanten Ideen-Ansätzen täuschen lässt. 80 Jahre, meinte das Leben im Einklang mit dem Tod, seien auch für einen wie ihn genug.

Und die Welt dreht sich noch ... Wenn auch der große Alltags-Poet nicht mehr mit am Rad und an den Gedanken seiner Fans dreht.

Welche Texte hätten ihn wohl umgetrieben in diesem einen Jahr? Immer nah an der Jetzt-Zeit wäre es vermutlich der Anschlag auf Charlie Hebdo gewesen, der ihn wütend beflügelt hätte.

Die Flüchtlingswelle hätte ebenso ein Lied bekommen wie die Gegner der Menschlichkeit Hiebe von ihm erhalten hätten. Vielleicht hätte er sogar Helmut Schmidt einen Song gewidmet.

Die alltäglichen Dinge (Ein ehrenwertes Haus, Aber bitte mit Sahne)  und die politischen und die lustigen wie auch die nachdenklichen suchen nun einen Nachfolger, um weiter beackert zu werden.

Auch, wenn nicht alle Texte - im Gegensatz zu den Kompositionen - von ihm waren - finden sich hier für die noch lebenden Texter offenbar keine Sänger, denen sie den Stempel eines großen Udos aufdrücken können. Weil es nicht Musik und Texte allein sind - sondern das Gesamtpaket im Sinne von Charisma.

Für manche Menschen gibt es keine Nachfolger.

Ruhe in Frieden, Udo.

Guten Morgen, Gruß Silvia




21. Dezember 2015 - Der Adventskalender 2015 - 21. Türchen - Ein Beitrag von VIKTUALIA Suleyka


Fotos und Beitrag von Viktualia Suleyka


Rührendes beim Rühren

Kochsendungen gucken? Ich? Da könnt man ja gleich seinen Füssen beim Einschlafen zuschauen...
So war ich drauf, 15 Jahre sind es wohl her, dass ich diesem Vergnügen genau so wenig Attraktivität beimaß, wie der TV-Aufzeichnung einer Schachweltmeisterschaft oder – der Herr-steh-mir-bei: Eiskunstlauf.
Aber, wie so vieles, änderte sich auch diese Einstellung grundlegend, mit dem ebenso ernst- wie dauerhaften Erwerb von Kindern.
Zwei Stück, auf einen Schlag und eines davon, der David, wurde mit zunehmendem Alter nicht einfacher, sondern immer schwieriger.
Als Hardcore-Autist pflegte er ziemlich viele, ziemlich nervige Macken und geriet häufig in wütende Erregungszustände, wenn irgend etwas nicht so lief, wie es in seiner akribisch geregelten Welt immer haargenau zu laufen hatte.
Man musste David ständig betreuen, immer aufmerksam in seiner Nähe sein, ihm dabei aber trotzdem Raum lassen.
Weil das sehr anstrengend war, gab ich das Pflegegeld, was ich, als Pflegeperson für David, erhielt, (er hatte Pflegestufe 3+) für fähige junge Leute aus, die ihn am Nachmittag von 15.00 bis 18.00 Uhr betreuten.
Das waren insgesamt drei in 15 Jahren, ehemalige Zivis und eine Schulbegleiterin, sie sind uns über die Zeit wie weitere Kinder an's Herz gewachsen und wir haben heute noch engen Kontakt.
Die Stunden nutzte ich, um freiberuflich arbeiten zu können, aber auch zum einkaufen, kochen, der ganze Hausfrauen-Mix halt – gelegentlich fiel auch nochmal ein Kaffeestündchen extra für meinen Mann und mich ab. Das war immer eine tolle Regelung und half uns sehr.
Nur nach 18.00 Uhr, in den Ferien und an den Wochenenden hatten wir viele, viele Stunden alleine herum zu bringen.
David fuhr gerne Auto, spielte ausgiebig im Garten, matschte oder ließ stundenlang Wasser von einer Gießkanne in die Regentonne rinnen, karjohlte mit mir in einem großen 2-sitzigen Kettcar mit Anhänger durch die Dorfstrassen. Aber was er auch unternahm, er musste stets und ständig intensiv betreut werden.
Zum einen, weil er keinerlei Gefahrenbewusstsein hatte (Straßenverkehr!) aber körperlich ungeheuer flink und mobil war, anderseits machten ihm urplötzlich Dinge große Angst, verunsicherten ihn und seine Stimmung kippte.
Wenn man ihn kannte, merkte man lange vorher, dass sich etwas zusammenbraute und entwickelte Gegenmaßnahmen. Je entspannter ein Nachmittag verlief, um so besser war auch die Prognose für die Nacht, den nächsten Tag und so weiter...
Wenn wir nun im Winter, es war schon früh dunkel und noch lange nicht Bettgeh-Zeit, im Wohnzimmer saßen, musste ich schon sehr kreativ sein, um noch Beschäftigungen zu finden, die meinem Sohn und mir entspannte Stündchen verschaffen konnten.
Fernsehen war, bis auf bestimmte Videos, nicht sein Ding, er verstand es nicht, es fesselte und interessierte ihn nicht die Bohne. Ich beneidete einmal mehr Eltern, die ihre Kinder so dann und wann mal vor der Glotze parken konnten.
Als das Benjamin-Blümchen-Video zu Ende war, machte ich David im Bad fertig: Badewanne, Windel und Lieblingsschlafi an (da war er 12), er flitzte schon rüber, ich räumte noch auf, hatte wie immer die Ohren gespitzt …
Mein Süßer war gut drauf und juchzte so ansteckend, wie nur er es konnte. Ich ließ alles stehen und liegen, denn nicht immer konnte man so einer extremen Freude trauen und eilte aus dem Bad in's Wohnzimmer.
Dort hatte sich inzwischen das Video aus- und der TV-Kanal wieder eingeschaltet und der war auch der Grund für die Freudenschreie meines Sohnes:
Ein älterer, unablässig freundlich plaudernder Herr, rührte mit einem altmodischen Holzkochlöffel in einer großen irdenen Schale. Ab und an probierte er, indem er an dem Löffel schleckte und laut und verzückt „Mmhhh“ machte.
David lag bäuchlings auf dem Boden – so sah er immer fern, wenn ihn etwas vollkommen begeisterte sprang er aus dieser Stellung quasi direkt kerzengerade, senkrecht an die Decke. Das alles geschah sekundenschnell, in einer einzigen fließenden Bewegung. Akustisch untermalt wurde die Choreografie durch einen Juchzer, der Glas zum Klirren bringen konnte.
Der Mann schleckte jetzt den Holzlöffel auf eine nicht sehr appetitliche Art, ziemlich sabbernd, aber sehr genießerisch ab und begann wieder zu rühren.
Neben ihm stand eine dicke Frau und schnibbelte tausend braune Dinge kurz und klein, die sie dann energisch in den riesigen Hintern eines großen Geflügels stopfte.
Auch sie redete ununterbrochen. Kam mir irgendwie bekannt vor, also die Frau, der ältere Löffellecker ebenso...Hm? Ich kramte die TV-Zeitung hervor: „Alfredissimo“ und erfuhr, dass jeden Samstag an diesem Sendeplatz gekocht wurde, von dem freundlichen Brillenträger und prominenten Gästen.
Das war die Geburtsstunde von Davids und meiner jahrelangen Samstagsbeschäftigung. „Die Rühren“ „Die Probieren“ hieß die Sendung bei meinem Sohn und er hatte einen Narren an Biolek gefressen.
Die Gäste waren ihm wurscht, es sei denn, sie rührten viel, aber niemand konnte so schön probieren und so wunderbar „Mmhhh“ sagen wie Bio, der Held von Davids Samstagen.
Irgendwann musste wohl eine Nachbarin mitbekommen haben, dass ich die Sendung schaute, daraufhin schenkte sie mir zum Geburtstag ein „Alfredissimo“ Kochbuch.
Dieses Missverständnis, denn so sehr ich die entspannte und frohe halbe Stunde auch genoss, als kulinarische Sternstunde habe ich diese Sendung nie betrachtet, erfreute David jedoch über alle Maßen: Ein ganzseitiges Farbfoto von Mann und Löffel in Schleckpose, wer wollte da noch ein dreifach aufzuklappendes Playboydingens haben?
Mein Sohn verfügt jedenfalls heute über die komplette Alfredissimo- Bibliothek.
Und vor 10 Tagen fand ich ein Video „Alfredissimo“, das ich aufgenommen hatte. Bio und Marianne Sägebrecht kochten gemeinsam „Ente bayrisch-surynam und böhmische Knödel“
Als Konserve für schlechte Zeiten hat uns dieses Tape oft gute Dienste geleistet, es war ja nicht immer Samstag..
Jetzt wollen wir es noch digitalisieren und auf Davids Computer drauf bringen, Mal sehen, was er heute dazu sagt.

Was Kochsendungen betrifft, geht es mir heute noch genau so, schrecklich. Langweilig. Bis auf eine, aber die auch nur, weil da eine handvoll nette Menschen mit schauen.