Samstag, 28. Februar 2015

27. Februar 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in Hannover bei Gloria


Aperitif: Champagner Orange
Vorspeise: Lauwarmer Thunfisch mit Sesam-Koriander-Lack und scharfem Papaya-Salat
Hauptspeise: Sanft gegartes Kalbsfilet in süßer Pfeffer-Morchel-Soße, dazu Pastinakenpüree
Nachspeise: Kastanienparfait mit karamellisierten Apfelspalten

Laughing Out Loud

Tollkühn und verwegen schließe ich mich den jeweils sechs Punkten von Wiebke und Marko an. So müssen sie die öffentliche Schmach nicht allein ertragen, die über sie hereingebrochen ist. Sicher, Gloria hat höherwertig gekocht - aber hier wird die Gesamt-Note für die Show verteilt, bei der nur dem Anschein nach das Kochen im Vordergrund steht.

Die sechs Punkte von den beiden sind zudem der Beweis dafür, dass sie intern die Dinner-Woche beinahe genau so erleben wie der Zuschauer dies vor dem Bildschirm präsentiert bekommt. Allen Beschönigungen im Nachhinein ehemaliger Dinner-Teilnehmer zum Trotz: Aber ich lese das gar nicht erst. Daher bin ich auch nicht wirklich im Bilde, warum und weshalb sich manche im Nachhinein zu Richtigstellungen veranlasst sehen könnten.

Gloria ist Servicekraft in einer Schulkantine, was sie sicherlich täglich aufs Neue frustriert. Dafür ist in ihrem privaten Heim alles vorhanden, was sie braucht: Küche, Mann, Kinder und wie erwartet: kein Haustier. Sie sammelt kitschige Fächer und wenn sie das glücklich macht, so ist das völlig in Ordnung. Keine Punktlandung ist der Thunfisch auf den Tellern später am Abend.

Während sie mit ernster Miene und leidlicher Verbissenheit in ihrer Küche das perfekte Dinner für zumindest diese Woche vorbereitet, geben Sandro und Sabine das Comedy-Duo und präsentieren ihr Koch-Novizentum: Ein Parfait ist ein Kuchen respektive wird es im Backofen zubereitet! Von Sandro erwartet man nichts anderes, von der Besitzerin eines Cafes erwartet man hingegen schon grundlegende Küchen-Kenntnisse. Worüber sich die beiden im Folgenden schlapp lachen, ist nicht nachvollziehbar und kann unter Blagen-Kram abgehandelt werden. Im einzelnen geht es um so dramatische Dinge wie Pfefferkörner in der Soße. Dass das Parfait schließlich ein harter Brocken für alle darstellt, ist sicher darin begründet, dass es niemals einen warmen Backofen von innen erlebt hat.

Sieht man mal vom Thunfisch und vom Parfait ab, hat Gloria das beste Dinner der Woche zubereitet. Sabine, die Koriander-Atömchen herausgeschmeckt hat, will sich nun "Feinschmeckerin" auf ihre Fahne schreiben. Ein weiterer Beweis dafür, wie verlogen Fahnen sein können.

Am Ende geben die beiden Lachtauben jedoch jeweils neun Punkte für Glorias Dinner, können sich ins Wochenende verabschieden und ihr Leben weiter leben. Denn die Fan-Gemeinde vom Dinner stürzt sich konsequent auf zwei andere Teilnehmer: Auf Mirko und Wiebke, die Gloria nur die jeweils sechs bereits erwähnten Punkte zukommen lassen und somit als Doppel-Sieger aus dem Kram hervor gehen.

Mehr hätte sie auch von dieser Stelle nicht bekommen. Aber ich wiederhole mich.

Guten Morgen, Gruß Biene

Freitag, 27. Februar 2015

27. Februar 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Vorschau auf die nächste Woche

Foto: M. R.


Wünsch dir was

Die Crew um das perfekte Dinner schwingt sich auf, um den Zuschauern eine Variante des beliebten Formats zu servieren, die wohl den einen oder die andere der teilnehmenden Fraktion in die Bredouille bringen könnte. Jeder Kandidat schreibt sein Wunsch-Menü auf einen Zettel, alle Wünsche gelangen in die Verlosung. Und der Koch oder die Hobby-Küchenkünstlerin des Tages zieht am Morgen eines sicher ereignisreichen Tages einen Zettel - und muss kochen, was der Zufall ihr oder ihm zugeteilt hat.

Mit viel Glück zieht jemand sein eigenes Menü aus dem Topf - und darf sich daran versuchen. Diese Möglichkeit, das eigene Menü zu ziehen, sollte wohl auch Höhenflüge verhindern, um andere den Koch-Abgrund hinunter segeln zu sehen. So hat die Montags-Gastgeberin das folgende Abend-Erlebnis im Sinn:

Aperitif: Litschi Daiquiri
Vorspeise: Scampi-Knoblauch-Pfännchen
Hauptspeise: "Burger-Göttin" mit selbstgemachten Fritten und Trüffelmayonnaise
Nachspeise: Omas Apfel-Pfann-Küchlein

An welchem Tag dieses Dinner tatsächlich serviert wird, wissen wir Zuschauer natürlich noch nicht. Aber große Probleme sind bei diesem Menü nicht zu erwarten, es sei denn, ein Vegetarier kommt in Spiel und das Spiel mutiert dadurch zu einem recht bösen Event. Das erwarte ich jetzt aber nicht wirklich.

Andere Ideen gäbe es sicher in Massen, das Dinner aufzupeppen:

Man könnte mit verbundenen Augen kochen lassen. Da dies aber ohnehin viele scheinbar ohne weitere Vorgabe erledigen, ist diese Idee für die Tonne.

Nach einem vorgegebenen Motto zu kochen wäre eine Variante. Oder die, nach einer berühmten Menü-Vorlage eines Sterne-Kochs in den Wettkampf einzusteigen. Großmutters Küche ist sowieso schon weit verbreitet, aber ganz neue eigene Ideen, die mal nicht abgekupfert sind, wären ein Einfall - aber: wer sollte das überprüfen?

Film-Menüs wären eine Herausforderung: Babettes Fest steht ganz oben auf meiner Liste, verteilt auf fünf Tage.

Möglich wäre auch etwas Sinnvolles: Altersheim-Küche aufpeppen oder Kantinen-Essen revolutionieren.

Es gibt sicher noch viele Vorschläge mehr ...

Das Wunsch-Dinner beginnt am Montag, dem 2. März 2015 mit Katharina. Es findet in Düsseldorf statt.

Mal was Neues, Gruß Biene






26. Februar 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Hannover bei Mirco


Aperitif: Prosecco Red Beauty
Vorspeise: Knoblauch-Schaumsuppe mit gebackenem Salbei
Hauptspeise: Spanferkelrücken an Meerrettich-Wirsing und Kürbis-Kartoffel-Püree mit Salbeibutter
Nachspeise: Weinbrand-Tiramisu


Das Urteil

sagt in diesem Fall mehr über die Richter als über den (Hin-)Gerichteten. Das Hohe Gericht geben Sandro und Sabine, während Gloria als Beisitzerin im wichtigsten Nebenamt fungiert und schon im Vorfeld zu bemängelnde Umstände sieht, die sie nicht hinnehmen möchte: Wie zum Beispiel Mircos Hunde, die im selben Zimmer sitzen könnten, in dem sie speist. Falls ich Gloria jemals in einem Restaurant treffe, nehme ich den Tisch neben ihrem und lasse mich mit meinen zwei Hunden dort nieder. Sie hat ja nichts gegen Hunde, ABER ... Hoffentlich mag sie wenigstens Kinder, denen sie als Servicekraft in einer Schulmensa ihr Essen bringt?

Sabine ihrerseits punktet nur dann die höchste Wertung, wenn man neben einem gelungenen Mahl auch absolut ihren Geschmack trifft. Geschmacklich betroffen werden nun Kunden ihres Eltern-Kind-Cafes sein: Sie mag keinen Kaffee, kann diesen aber nicht von Kakao unterscheiden wie sich am Dessert zeigt. Nie und nimmer würde irgend jemand (außer Sandro vielleicht) eine Art Tiramisu mit Kaffee anstatt Kakao toppen. Um den besten Kaffee der Stadt für die Eltern und den besten Kakao für die Kinder wird sie sich folglich nicht bemühen können oder erfolglos bleiben. Von all den Zusatzstoffen in ihren Snacks mal ganz zu schweigen ...

Sandro geht für die Oscar-Verleihung ein bisschen spät ins Rennen: Seine Weinbrand-Phobie entlockt ihm eine schier unglaubliche Vorstellung seines Ekels vor demselben. Er kann sich überhaupt nicht mehr beruhigen, so sehr empfindet er Weinbrand als Zumutung oder gar Anschlag auf seine Person.

Diese drei Gäste braucht kein Mensch! Bevor man mit Sandro, Sabine und Gloria warm werden kann, ist ruckzuck die Hölle gefroren - und alle Versuche, ihnen nahe kommen zu wollen, werden in den Flammen erstickt.

Mirco lebt mit seinem Freund Markus im Hause seiner Mutter, offenbar in einer kleinen abgeschlossenen Wohnung. In einem uralten Haus, sehr sehr uralt - wie Gloria feststellt, als wäre dies eine charakterliche Unzulänglichkeit und stünde unabdingbar mit Kochkenntnissen in engster Verbindung. Nun - wenn auch Berufe mit Kochtalenten überkreuz gehen? Dann erwarte ich heute Abend nicht wirklich viel.

Mirco arbeitet als Visagist und seit neuestem auch als psychologischer Berater. Diesen Lehrgang kann man dringend auch allen Friseurinnen empfehlen, weil es den dort üblichen Small-Talk aufpeppen würde und jeder Friseurbesuch eine Reise in die Selbsterkenntnis wäre. Eine futuristische Vorstellung.

Mit seinem Liebsten bereitet er die Speisen vor, backt zwei Sorten Brot selber, hat die Brühe selber angesetzt und gibt sich jede Menge Mühe als Gastgeber und Koch mit Ambitionen. Sandro findet die Vorspeise langweilig: Ich finde Sandro langweilig bis zum Einschlafen. Und über sein eigenes Dilemma-Essen hängt das Damokles-Schwert des unaussprechlichen Ungenießbaren, von hier mit Null Punkten bewertet: Ein Novum.

Sabine mit der Schnauze vorneweg, aber ganz hinten mit dem Talent, irgendetwas Essbares bewerten zu können.

Mirco bekommt von alledem wohl so einiges mit, es ist ihm gleichgültig: Die einzig richtige Reaktion auf das Auseinandernehmen jeder Kleinigkeit von der Dreifaltigkeit der Katastrophen-Köche Sandro und Sabine. Was die Beisitzerin der Gerichtsbarkeit angeht, muss sie heute Abend unter genauester Beobachtung unter Beweis stellen, ob sie was auf der Pfanne hat.

Trotzdem: Mirco hat Schweinchen: Insgesamt geben sie ihm dreiunddreißig Punkte. Damit zieht er mit Wiebke gleich, der einzigen, die sich positiv von der Dreieinigkeit abhebt.

Guten Morgen, Gruß Biene

Donnerstag, 26. Februar 2015

25. Februar 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Hannover bei Sabine

Foto: S. B.


Aperitif: Feigen-Minz-Sirup mit Prosecco
Vorspeise: Tomaten-Zucchini-Crème
Hauptspeise: Ziegenkäse-Ravioli gefüllt mit Feige an Rosmarin-Honig-Butter und Prosciutto
Nachspeise: Terrine von Rose Grapefruit mit Mohnsoße



Stadt mit Keks

und öffentlich pinkelndem Prinzen wird angereichert durch das voxsche perfekte Dinner, in dem sich auch alle mehr oder weniger anpinkeln und auf den Keks gehen. Das Dinner gastiert in Hannover. Sabine, die ein Eltern-Kind-Cafe hat, lebt in einer Wohnung über ihrem Arbeitsplatz und kocht schon mal einen großen Topf mit Suppe für das Lokal. Ein bisschen etwas bekommen die Mitstreiter von dem Brei als Vorspeise gereicht.

Doch die Kandidaten, ganz auf Zack, sehen schon vor ihrem Cafe eine Tafel mit den angebotenen Speisen - und die ist identisch mit ihrer Menükarte. Das gefällt einigen nicht wirklich. Und auch Sabine tut sich  keinen Gefallen, ihr Cafe-Menü öffentlich zu machen - und zugeben zu müssen, das gekörnte Brühe ein leckerer Bestandteil desselben ist. So manch ein Elternteil könnte allergisch auf diese Inhaltsstoffe reagieren.

Bei allen Bemühungen, Sabine sympathisch zu finden, sieht sie zu sehr einer Schauspielerin ähnlich, die ich wegen ihrer übermotivierten Spielweise ziemlich ungern sehe - Katharina Schüttler. Am Abend schmeißt sie sich auch noch in Flohmarkt-Klamotten, und die goldene Kette, die allenfalls für den Schmelzofen taugt, schnürt ihr den Hals ab. Der augenscheinlich an diesem Abend immer dicker wird - die Aussage, froh zu sein, "die alle nicht mehr wieder sehen zu müssen" wird zwar nur in der Vorschau gezeigt und ist somit aus jedem Zusammenhang gerissen, aber deutlich genug.

Sandro hat sich auf sein Mecker-Teil zurückgezogen, hängt weiterhin wie ein Schluck Wasser in der Kurve und bekommt die Zähne nur zu scheinbar kompetenten Kritiken auseinander. Vermutlich erinnert ihn das ganze Essen zu sehr an sein eigenes - und dass das nicht in Ordnung war, weiß er in nachdenklichen Sekunden tief in seinem Innern.

Die Hauptspeise ist eigentlich nicht der Rede wert: Was soll dieser blanke Rucola-Kranz, bitter und trocken, nach flüssiger Hilfe schreiend, um die gefüllten Ravioli herum? Wem schmeckt das? Der dritte Abend, an dem unspektakulär bis desaströs gekocht wird, und die Nerven aller liegen blank. Essen und Trinken hält eben Leib und Seele zusammen und stimmt das nicht mit den Bedürfnissen überein, gehen beide vor die Hunde.

Zum Nachtisch gibt es was für die Sauer-Mienen: Grapefruit mit Mohnsoße. Die Laune geht den Bach runter. Und natürlich bringt der Mohn keine aufhellende Stimmung in diese Geselligkeit. Es sitzen fünf Menschen an einem Tisch, aber eigentlich wäre jeder gern ganz woanders.

Ich auch, Gruß Biene

Mittwoch, 25. Februar 2015

24. Februar 2015 - Vox - Goodbye Deutschland - Das Tränen-Drama in Berlin und Australien

Beschriftung an einer Brücke


Es geht eine Träne auf Reisen

... die stammt aus Berlin und berlinert sich durchs Leben. Seit einem Jahr ist sie mit Andy zusammen, der vier Kinder hat. Gefunden haben sich zwei Traumtänzer mit dem Hang zum Dramatischen und zu ganz, ganz vielen wechselseitigen Tränen. Bei Andy fließen diese in seine Worte, bei Susi fließen sie zudem auch noch aus den Augen heraus.

Andy lebt in einer Art Heiligenverehrung zu seiner früh verstorbenen Frau. Für Susi gehört diese Frau auch zu ihrem Leben, meint sie in einem Lippenbekenntnis. Zweifelhaft, dass solche Worte ehrlich gemeint sind. Die beiden haben Höhen und Tiefen hinter sich und drei Trennungen. Dabei sind sie erst seit einem Jahr zusammen. Da kann noch jede Menge Unmut zusammen kommen.

Nun sind sie in Australien gelandet, seiner Ursprungsheimat. Dort weint Susi unvermindert weiter. Eine Frau, deren Tränenfluss rein unendlich zu sein scheint. Sie vermisst ihren Hund Scotty - später erfährt man, dass sie auch ein paar Kinder hat. Egal, weinen, was das Zeug hält! Über alles und jeden, gefangen im schier unerschöpflichen Selbstmitleid.

Das erreicht sogar Vox: Die sponsern einen Flug nach Australien für ihre Schwester Mandy, die am anderen Ende der Welt mal ein paar Dinge gerade rücken möchte - oder ihre Schwester wieder mit nach Hause nehmen will. Ein Abschieds-Video von Susis Mutter an ihre ferne Tochter beweist: Das Heulen liegt in der Familie.

Tapfer erträgt nur der arme Hund Scotty sein Schicksal.

In Australien kämpft Susi mutlos, lustlos und auch noch krank - gegen die Alleingänge von Andy an, der alle Entscheidungen ohne Nachfrage trifft und sein Geld selbst verwaltet. Jobs haben beide noch nicht, nur jede Menge Vorstellungen, wie viel Geld sich verdienen lässt.

Gut, Mandy rückt ein paar Dinge gerade, die vermutlich so lange Gültigkeit haben, wie die Kameras laufen. Susi will an Andys Seite in Australien bleiben.

Vox wünscht den Auswanderern am Ende viel Glück - und das hört sich an, als wären sie froh, die Tränen-Chose endlich abgedreht zu haben. Für alles andere sind die Traumtänzer jetzt selbst verantwortlich. Das sind wirklich Sendungen, die kein Mensch braucht.

Goodbye, Biene

24. Februar 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Hannover bei Wiebke


Aperitif: Sekt mit einem Kuss von der Himbeere
Vorspeise: Jakobsmuscheln auf Zitronen-Risotto
Hauptspeise: Gekräuterte Lammlachse, Bohnen im Speckmantel und Rosmarinkartoffeln
Nachspeise: Bratapfel im Glas


Long Distance Love

Durch das Internet hat Wiebke vor zwölf Jahren ihren Freund Jens kennen gelernt und kommt seitdem nicht aus der Übung, die räumliche Distanz von dreihundert Kilometern sowie die körperliche Distanz von siebenunddreißig Zentimetern zu überwinden.

Erst vor kurzem hat sie auch die Distanz zum Kochen überwunden - es klappt laut eigener Aussage und der ihres Zwei-Meter-Mannes immer besser. Wenn das mal kein Grund ist, sich schnellstens bei einer Sendung zu bewerben, die sich "Das perfekte Dinner" nennt. Das ist die Sendung, in der viele eine ausgesprochen lange Distanz zum guten Kochen präsentieren.

Wiebkes Vorspeise sieht ansprechend aus - und verzückt den ansonsten stoisch bis abwesend drein guckenden Sandro (den mit der größten Distanz zum Kochen ever). Mir kommen Zweifel, ob Sandro die Tage bis zum Finale am Freitag wirklich durch steht.  Er sieht jetzt bereits überfordert aus: Vielleicht, weil er nicht mehr der Mittelpunkt der Runde ist?

Wiebkes Hauptgang ist ein Hauptgang. Die Bohnen in dem Speckmantel sehen aus, als wären sie einem Glas entsprungen. Dem Fleisch täte die Farbe rosa gut. Die drögen Kartoffeln in der Schale würde ein Sößchen aufpeppen. Bis zur Königsdisziplin des Kochens, der Soßenzubereitung, ist sie wahrscheinlich noch nicht vorgedrungen.

Die interessantesten Kritik-Punkte findet ausgerechnet Sandro, der schon bewiesen hat, dass er mein Prädikat "Kochverbot auf Lebenszeit" nicht zu Unrecht verdient. Doch man ahnt es schon: Vor ihm steht ein Redakteur, der ihn gekonnt auf die Spur guter Essenszubereitung bringt und ihm die Worte geradezu aus der Nase zieht. Denn Sandro insgesamt sieht ziemlich müde und desinteressiert aus und hängt in ihrer Wohnung rum wie ein schaler Schluck Wasser, kurz bevor mit dessen flüssiger Komplizenschaft eine Valium runter geschluckt wird.

Wiebke tut gut daran, sich am Ende selber kritisch zu bewerten. Dass die meisten Mitstreiter dem nicht folgen, zeigen dreiunddreißig Punkte.

Ansonsten verhindern die Plastik-Blumen in ihrer Wohnung, dass sich mein Eindruck über sie abrunden kann. Was sind das für Spezies, die so etwas schön finden? Oder sind die noch ein Relikt aus ihren vergangenen Berufstagen und so lieblos vergessen worden, wie sie in den Handel kommen?

Es ist Zeit, dass in die Hannover-Runde ein bisschen Schwung kommt, sonst dösen die Zuschauer noch zu Newtopia weg.

Müde Guten-Morgen Grüße, Biene

Dienstag, 24. Februar 2015

23. Februar 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Hannover bei Sandro


Aperitif: Limoncello
Vorspeise: Süßkartoffelstampf mit Mangold
Hauptspeise: Tofu-Gemüsepfanne mit Couscous
Nachspeise: Cassata Siciliana


Gib dem Affen Zucker

und verarsche mal ganz grundlegend das Publikum. Sandro hat sizilianische Eltern,  obwohl seine Eltern auch aus Schottland oder Schwaben kommen könnten: dem unterstellten Geiz dieser Bevölkerungsgruppen wegen. Muss er sehr lange nach den billigsten Zutaten suchen oder hat er das einfach auf der "Pfanne"? Der Fan der verpassten Kochfreuden könnte auch eine Wette verloren, sich beim perfekten Dinner beworben haben -  um zu zeigen, dass es ein jeder ins Fernsehen schafft.

Während ich noch überlege, welches der drei Menü-Bestandteile das mit der geringsten Daseinsberechtigung ist, bekommt Sandro von meinem Alter-Ego  bereits ein "Kochverbot auf Lebenszeit" - und ich finde heraus, dass kein einziges Bestandteil des sogenannten Dinners je den Weg in die Küchen der Nation finden wird. Zumindest nicht in die Küchen, die sich mit Töpfen und Pfannen und Messern und Löffeln bis zum Letzten zur Wehr setzen.

Warum er von den Mitstreitern fünfundzwanzig Punkte bekommt - bleibt als Rätsel erst einmal auf der Strecke. Selbst die fünf Punkte von Mirko sind mehr geschmeichelt geheuchelt als verdient und ehrlich gemeint.

Auch ernsthafte und lebensfrohe Vegetarier können sich niemals in Sandros nicht vorhandenen Talenten und dem Heißmachen von Lebensmitteln wieder finden. Allein für die Runde der "Schlechtesten der Schlechten" Dinner-Protagonisten taugt diese unterirdische Bewerbung. Diese Sendung darf dann aber gern die Vox-Schwester RTL II übernehmen.

Sandros Motto ist vermutlich "Frechheit siegt" und das nächste Tattoo ist dem Hautbilder-Süchtigem sicher: Der Vox-Aufwandsentschädigung sei Dank. Der Aufwand der Crew, seine Wohnung zu verkabeln und das Equipment zu platzieren, hat sich in keiner Weise gelohnt. Diese gruselige Show hätte man in drei Minuten mit einer Handy-Kamera abhandeln können.

Null Punkte für alles zusammen: Einkauf, Kochen, Anwesenheit.

Guten Morgen, Gruß Biene

Montag, 23. Februar 2015

22. Februar 2015 - ARD - Tatort - Das Haus am Ende der Straße


Das Haus am Ende der Straße

Um dem Tatort einen Einstieg ins eigentlich Gedachte zu ermöglichen, muss erst einmal ein Kind so unglücklich sterben, wie es im wirklichen Leben eher nicht passiert: Zwei Schüsse auf die Wand abgefeuert, durchschlagen diese zur Nachbarwohnung und treffen das Kind tödlich.

Zeuge des Totschlags ist Kommissar Steier, den Joachim Król letztmalig verkörpert. Vor Gericht wird seine Aussage über das Geschehen nicht berücksichtigt. Der Kommissar hat ein Alkoholproblem, und  der Anwalt des Angeklagten ist so auf Draht, dass er ihm den Alkohol-Promille-Gehalt für die Zeit als Zeuge - nachweist. Machen Anwälte derart detektivische Untersuchungen für einen Mandanten, deren Pflichtverteidiger sie sind? Und: Gelten Zeugenaussagen nicht, weil sie ein nicht völlig nüchterner Mensch macht?

Andere Frage: Warum sind dann die übrigen Ermittlungen aus den vorhergehenden Tatorten des Alkoholikers Steier eigentlich gültig?

Auf unlogischen Zufalls-Wegen führt der Tatort schließlich in das Haus am Ende der Straße, in dem der von Armin Rhode gespielte verzweifelte Mann lebt. Eigentlich war er ein Selbstmord-Kandidat nach all dem Unglück, das ihm widerfahren ist. Nun ist er der Rache-Gott in mächtiger Gestalt und raumfüllendem Bild-Profil. Überwältigt Einbrecher (nebenbei begehen diese auch noch einen Mord) und Kommissar. Der daraufhin in den kalten Alkohol-Entzug kommt.

Rhode und Król schenken sich schauspielerisch gesehen nicht die Bohne. Ein klaustrophobisches Katz- und Maus-Kammer-Spiel beginnt - und endet erst mit dem Übergriff der Polizei.

Viele Zufälle. Viel Getöse. Ein Tatort am Rande der Berechtigung, unter diesem Label zu firmieren.

Am Ende verabschieden die Kollegen, die Steier eigentlich nicht mögen, ihn aus dem Dienst, den er selber mit 54 Jahren quittiert hat. Was wird er nach dieser Zeit nur mit seinem Leben anfangen: Wodka-Flaschen sammeln oder als trockener Alkoholiker den Wahrheiten ins Auge sehen?

Mir geht es wie Steiers Kollegen: Gut, dass er seinen Abschied genommen hat. Die ARD hat ihm dafür noch eine Charakter-Studie auf den Leib geschrieben, als Empfehlung für weitere düstere Rollenangebote.

Der Titel weist zudem pschychologisch mit dem Holzhammer auf das Leben der agierenden Personen hin, die sich im Haus befinden. "Am Ende des Wodkas" wäre sinniger gewesen. Kleiner Spaß am Rande.

Guten Morgen, Gruß Biene

Sonntag, 22. Februar 2015

21. Februar 2015 - ZDF - Ein starkes Team - Stirb einsam

Foto: I. N.

Stirb einsam

Architekten haben mit ihrem Entstehen gleichsam Würde und Kreativität verloren: Die Plattenbauten. Hoch, zweckmäßig, billig, trist.

In einem solchen in Berlin-Marzahn wird Wochen nach Todeseintritt ein sogenannter "Stinker" gefunden, eine Frauenleiche. Niemand hatte die Frau vermisst, ihre  einzigen Anrufe galten lediglich einem Home-Shopping-Kanal. Die Bude ist zugemüllt mit Kitsch und Plüschtieren als Ersatz für andere Wärmequellen. Sinniger Weise wurde sie mit einer Schneekugel erschlagen - als Synonym für die Kälte in mancher Menschen Leben.

Nachbarn schlagen Verena und Otto Türen vor den Nasen zu. Ein äußerlicher sozialer Brennpunkt, der nur von den inneren sozialen Brandherden übertroffen wird. Auffällig benimmt sich ein Katzenliebhaber, der Hanf-Pflanzen in seiner Wohnung zieht.

Eine andere skurrile Figur treffen die Ermittler auf der Beerdigung der ermordeten Frau: Er ist nicht etwa ein Verwandter oder Bekannter. Er besucht Beerdigungen von Leuten, deren letzten Weg sonst niemand begleitet: Auf dem Friedhof nennen sie ihn "Den Einzigen". Ein völlig neues Hobby in der Welt der Vergessenen. Und er hat jede Woche zwei bis drei "Termine".

Der Nachbar Nader schließlich ist das Opfer seiner Krankheit, die ihn von Haus aus schon zum Außenseiter abstraft: Er hat eine soziale Psychose, was auch mit der Unfähigkeit einhergeht, sich normal zu benehmen. Er entzieht sich der Sozial-Kontrolle, was die in ihn verliebte Agentur für Arbeit-Mitarbeiterin nicht hinnehmen will. Ist er erst einmal ein Täter, so wird er am Ende das Opfer der ebenfalls sozial inkompetenten Frau.

Trotzdem ist der Film keine Aneinanderreihung von Trauer-Akten, sondern spannend bis zum Schluss und mit gewohnt heiteren Momenten. Für die einerseits der junge Ermittler herhalten muss, der sich als Profiler zu etablieren versucht - der jedoch seinen Durchblick über eine andere Person erlangt. Natürlich fehlt auch Ottos Freund Sputnik nicht, der immer in irgendeiner Bredouille steckt.

Ein passendes Umfeld für die beiden Ermittler Verena und Otto, die ihrerseits so einsam sind wie alle anderen Protagonisten im Krimi. Sie haben im Grunde nur einander - aber da steht einer für den anderen ein, das ist gewiss.

Guten Morgen, Gruß Biene

Samstag, 21. Februar 2015

21. Februar 2015 - Aus dem Bienen-Kästchen - TATORTE


 Blutschuld

Für ihren vorletzten Tatort "Blutschuld" hat Simone Thomalla viel Schelte einstecken müssen. Vorwiegend stürzt man sich auf ihren einen und einzigen Gesichtsausdruck für jede Situation. Das ist selbstredend stark übertrieben, einen Gesichtsausdruck dermaßen auseinander zu nehmen. Erwähnenswert wäre allenfalls, falls sie im letzten ihrer Tatorte mal eine zweite Nuance zeigen würde. Nur das Unerwartete ist der Rede wert.

Zur Ersten Hilfe springt ihr ausgerechnet Til Schweiger, der bekannt ist für seinen ewig gleichen Blick, eben ein Blick für Generationen von Gefühlen. Nicht die Thomalla sei Schuld am Desaster, sondern die Drehbuchautoren. Ist schon klar, dass die in ihr Skript geschrieben haben: Bitte keine Gefühlsregungen, die über ein Zucken hinausgehen!

Zwar ist Til Schweiger auf dem Weg zu Fernsehpreisen, weil er immer genau weiß, mit welchen "Stoffen" man die bekommt - und es wäre ja schofelig von den Preisvergebern, den Film über einen demenzkranken Mann leer ausgehen zu lassen. Dennoch sollte gerade er sich Urteile verkneifen, die morgen und gestern und übermorgen ihn selber treffen beziehungsweise trafen ...

Die Thomalla will nun irgendwas mit ihrer Tochter drehen (Blutschuld?), unter deren diversen Teppich-Auftritten auf den Spruchbändern steht: Schauspielerin. Leider hatte ich noch nicht das Vergnügen, sie in einem Film bewundern zu dürfen. Ist denn nun ein Gesichtsausdruck erblich? Kann man damit vielleicht einen Til Schweiger beeindrucken? Dann könnte er das Töchterlein der Thomalla  in einem Film über zum Beispiel  veganes Leiden verbraten. Denkbar wäre auch, sie als sterbenden Schwan hingebungsvoll der nicht mehr existenten Schwindsucht erliegen zu lassen, damit dieser Erb-Gesichtsausdruck richtig zur Geltung kommt.

Noch ein paar andere Fragen kommen auf, denke ich an Krimis am Abend:

Warum schickt niemand "Helen Dorn" ins pschychiatrische Dreieck, um sich mal ihrer unendlichen Traurigkeit anzunehmen?

Wovon lebt eigentlich Wilsberg? Der ewige Pleitier aus Münster, der mal hier und mal da die Fälle für lau löst, weil das so im Drehbuch steht. Klar, er ist ein Schauspieler! Und er bekommt seine Gage vom ZDF. Hätte ich gleich drauf kommen sollen.

Aber ich mag den Wilsberg und seine Anna und die anderen Typen aus Münster.

Warum niemand mal den Batic zum Friseur schickt, erschließt sich mir jedoch überhaupt nicht. Unter so vielen grauen Haaren kann keiner mehr seine grauen Zellen entdecken. Ein Gockel auf Mörderjagd, der besser in ein Münsteraner Antiquariat passen würde. Dort könnte er mit Wilsberg gemeinsame Sache machen und in der Taten-freien Zeit auf Parkbänken herum lungern. Gut zu ihnen passen würde auch die ewig schlecht gelaunte Inga Lürsen aus dem Tatort Bremen. Das wäre mal ein Trio der absonderlichen Art.

Ich freue mich auf den nächsten Tatort am Sonntag. Denn mal ehrlich: Was ist ein Sonntag ohne Tatort?

Außer, Til Schweiger ermittelt oder dieser Dortmunder Kommissar, der  zwar aus meiner Heimatstadt auf Sendung geht, aber intellektuell eher aus einer ganz anderen Region stammt. Da möchte ich jetzt aber nicht näher drauf eingehen.

Guten Abend, Gruß Biene

20. Februar 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in Offenbach bei Sven


Aperitif: Champagner
Vorspeise: Vitello Tonnato nach Piemonteser Art auf Rote-Beete-Carpaccio
Hauptspeise: Roastbeef im Kräutermantel mit Kartoffelstampf an Portwein-Rotwein-Reduktion mit hausgemachtem Calvados-Rotkohl
Nachspeise: Rote-Grütze-Parfait mit pinkem Champagner-Minz-Gelee und Sauce von der Tahiti-Vanille


Mich will ja keiner

Mit diesem öffentlichen Mitleid-Motto sucht Sven einen Mann: Da wird doch einer zu finden sein, der mit ihm auf gleicher Wellenlänge schwimmt und sich gern auch mal von ihm bekochen lässt?

Sven ist Pflegedienstleiter und nebenberuflich vertickt er als Kunststoff-Behälter-Berater bunte Sachen. Vielleicht liebt er die Parties im Kreise lustiger Hausfrauen? Sein Frauenbild ist ja das allerbeste und blumigste überhaupt. Aber diese Blumen pflücken? Nein, das dann doch bitte nicht. Gibt eben auch viele Kakteen unter den Pflanzen.

Zum Schnibbeln findet sich seine beste Freundin Katja in seiner schönen Wohnung ein. Sie bekommt einen ordentlichen Schluck als Motivationshilfe eingeschenkt. Während Sven weiterhin damit beschäftigt bleibt, buntes Plastik-Gedöns in die Zuschauer-Köpfe zu bringen.  So wird er mindestens noch der "Verkäufer des Jahres".

Insgesamt sieht sein Menü lecker aus, aber es reicht nicht an das von Markus heran. Zum Roastbeef gefällt mir der Rotkohl nicht besonders, ein bisschen zu durchgebraten ist das Fleisch leider auch.

Zum Nachtisch bekommt Laura das Minzgelee auch auf den Teller, obwohl Gelatine drin ist. Er weist sie jedoch darauf hin. Und oh Wunder, es scheint sie nicht zu stören. Ihre anschließenden neun Punkte kann man vermutlich nur als Insider begreifen. Ich falle hier raus. Es kommt nicht so wie ich es gerne hätte.

Denn Sabine gewinnt die Chose und kann sich einen weiteren Koch-Sieg in die Vita schreiben. Dass sie verdient gewonnen hat, wie Hendrik mit Trotz im Blick meint, ist allerdings nicht meine Meinung.  Doch: Was weiß Hendrik schon? Sven bekommt vierunddreißig Punkte und ist somit der erste Verlierer der Runde. Vielleicht gewinnt er jedoch schon bald das Herz eines tollen Mannes.

Guten Morgen, Gruß Biene

Freitag, 20. Februar 2015

20. Februar 2015 - Vox - Shopping Queen -

Flocki und ich, auch in Schwarz

Eine Bluse macht noch keinen Sommer

und eine Nudel noch keine Spaghettis. Permanente Überdosierungen in Goodbye Deutschland-Sendungen machen selbst für Vox aus Jennifer Matthias, der Ex-Ex-Ex von Jens Büchner, dem sexiest Man in Hell, noch keine Kandidatin für die Promi-Shopping-Queen?

Ich beeile mich also, um die Sendung zu sehen, in die ich mich sonst kaum verirre. Das Motto in dem Mallorca-Spezial für die Zuschauer und der kleinen Zwischendurch-Belohnung für die Produktionsfirma-Knechte lautet:

Viva Mallorca - Kreiere den ultimativen Partylook für die Insel.

Leider war Jennifers Tag bereits am Montag. Die ursprüngliche Freitags-Kandidatin liegt schwer erkrankt im Bett und lässt sich vom Kamerateam in fotogenen Posen ablichten. Gerade so wie das blühende Leben an und für sich. Gute Besserung.

Nach drei Krank-Tagen entscheidet man sich für eine Ersatzkandidatin: Timothea ist Nachrichten-Sprecherin beim deutschen Insel-Radio. Nicht jede kommt mit solch einer Stimme so weit ... aber das ist ja nicht das Thema. Sie rast, düst und wuselt sich mit ihrer Shopping-Hilfswilligen durch Palma.

Derweil bemängelt Jennifer, the Brain, dass Timotheas Kleidung im immer wieder kehrenden Stil sei und zwirbelt den Kleiderschrank-Inhalt durch ihre Hände. Nun ja, Kritik kommt immer besonders heikel rüber, wenn sie von bestimmten Leuten getätigt wird: Jennifer und ihre üblichen Schäfchen-Looks, auf die sie stolz ist - werden nur noch von ihrem Männer-Geschmack übertroffen.

Der Neue, den sie durchfüttert, liefert nicht mehr Potential als der alte: Michael könnte den Song "Arm, aber sexy" ebenso trällern wie ihr Mr. LovaLova. Eigentlich könnte man bereits eine Shopping-Queen-King-Sendung mit den jeweils verflossenen und gegenwärtigen Partnern der beiden drehen. Das gäbe aber mal ein Punkte-Dilemma in der Art armer Leute.

Nun gut, das Leben ist kein Wunschkonzert, Fernsehsendungen sowieso nicht.

Jennifer wirft ihre Haare permanent undekorativ durch die Lüfte und lacht ihr Lachen, das unbedarft, naiv oder einfach nur falsch ist. Man kann das eine nicht vom anderen unterscheiden.

Am Ende gibt es drei Frauen, die mehr oder weniger in schwarz zu einer Party gehen möchten. Jennifer ist gänzlich in schwarz gehüllt, was ihre Trauer über ihr Leben dramatisch untermalt (Drama, Baby!). Was treibt eine Frau dazu, nur nach schwarz zu greifen, wenn sie auf eine Party gehen möchte? Ich hoffe doch nicht, dass die Party in ihrem Kopf die Beerdigung von jemandem ist ...

Wenn jemand jetzt denkt, ich sei böse - dann muss man sich bitte erst einmal Guido anhören: Einer Verkäuferin quatscht er jede Menge davon gelaufene Juans an die Backe. Ich würde eher denken, sie ist seit hundert Jahren mit einem Don Juan verheiratet, der ihr leider nicht weg läuft. Aber egal ...

Es gewinnen Jennifer und Swetlana: Jennifer kann das Geld sicher gut gebrauchen. Sie könnte es in ihr Kind investieren, zum guten Beispiel.

Guten Tag, Gruß Biene

19. Februar 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Frankfurt bei Markus


Aperitif: "Purple Paul" -  Rosé-Sekt mit Brombeer-Likör und gefrorenen Waldbeeren
Vorspeise: King Prawns in Chili und Vanille gedünstet auf lauwarmem Papaya-Avocado-Salat mit frischen Kräutern
Hauptspeise: In Alpwiesenheu gegartes Rinderfilet auf Gorgonzola-Birnen-Soße, Steinpilz-Maronen-Soufflé und grünem Spargel im Speckmantel
Nachspeise: In Sherry-Teig gebackene Erdbeeren mit Basilikum-Honig-Pesto, Ingwer- und Veilchen-Eis sowie ein Schokotörtchen gefüllt mit Creme Caramel


Kann denn Kochen Sünde sein?
"Ein Comic für Genießer"

Nicht jeder kann oder will genießen! Und Kochen können kann durchaus Sünde sein - unter gewissen Umständen ...

Markus und seine Freundin Barbara leben in ihrer eigenen Welt, in der es ausschließlich nach beider Geschmack geht. Das ist auch gut so. In Haus und Garten gibt es zahlreiche von Barbara geschaffene "Kunstwerke" - und die größte Inspirationsquelle ist Hündin Minni, deren Konterfei allgegenwärtig ist. Dass ein Hund zur Familie gehört und sehr geliebt wird, ist kein Hinweis, dass ihn irgendwer als Kind-Ersatz bemüht. Aber es gibt Unterstellungen, die niemals mehr aus den Köpfen verschwinden ...

Sabine ahnt es bereits im Vorfeld, dass stille Wasser wie Markus tief sind. Andererseits hat sie Angst vor der Vielfalt in seinem Menü und dass sie davon erschlagen werden könnte. Nachdem sie mit ihrem eigenen Nummer-Sicher-Menü niemanden erschlagen hat, geht aber später ein ganz anderer furchtbar in die Knie.

Markus liebt seine Comic-Sammlung und sein eigens dafür eingerichtetes Zimmer, während Hendrik nur schwule Sachen mag, aber keinen Männerkram. Dafür müsste er auch erst einmal zu einem Mann heranreifen, was noch dauern kann.

Laura ist es weiterhin peinlich, Extra-Würste (nun, das ist jetzt auch ein falsches Wort, wenn es um vegetarische Varianten geht) zu bekommen. Sie wäre auch mit den Beilagen mehr als zufrieden ...

Hören sich manche eigentlich mal selber reden? Und verstehen sie dann den Sinn hinter ihren unsinnigen Worten? Und dass nicht die Worte wichtig sind, sondern die Taten! Wenn die ausbleiben, sind Worte null und nichtig.

Markus kann kochen, er kann sogar wunderbar kochen. Er hat Alternativen für Laura, nimmt auf andere Befindlichkeiten Rücksicht und kredenzt das beste Menü seit langer Zeit:

Vorspeise: Ein Träumchen! Hauptspeise und Nachtisch: Ein Traum!

Doch nicht jeder träumt denselben Traum: Hendrik gibt als Cliffhanger vor der Werbung den sterbenden Schwan. Und nach der Werbung macht er mit ganz "Kleinem Kino" weiter: Er schnappt nach Luft, er ringt um Worte, er bemüht sich nach Kräften, die Fassung zu verlieren, verdorrie nochmal  - immerhin musste er bis zum Dessert überlegen, was er jetzt mal so richtig nieder machen könnte. Das spricht dafür, dass er vorher nicht mal eine kleine Geschmacksentgleisung im Menü gefunden hat. Die im Dessert zieht er an den Haaren von seinem Alter-Ego Giselle herbei.

Als zweite Neiderin outet sich Laura: Freundlichen Worten folgt die Bewertungs-Tafel "Sieben". Gegen Ende der Woche lässt so manchen seine Maske im Stich und hervor kommen wahre Gesichter.

Sven gibt als einziger zehn verdiente Punkte. - Insgesamt bekommt Markus dreiundreißig Punkte, die für den Sieg leider nicht reichen.  Nominell könnte sich Sabine somit den dritten Sieg in einem Kochwettbewerb auf die Vita schreiben, in der Tat ist sie nicht die wirkliche Siegerin.

Und ganz egal wie Sven heute kocht - leicht wird es nicht, die Taktierer wieder auf die Spur zu bringen.

Guten Morgen, Gruß Biene

Donnerstag, 19. Februar 2015

18. Februar 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch in Frankfurt bei Hendrik



Aperitif: Fruchtiger Cocktail
Vorspeise: Kürbis-Curry-Suppe mit selbst gebackenem Baguette
Hauptspeise: Schweinebraten mit Ofengemüse und Soße
Nachspeise: Käsekuchencreme mit Fruchtsoße


Vom festen Grundsatz zum lockeren Mädchen

Man kann sich sehr gut vorstellen, wie er in dem Seniorenheim die alten Bewohner von vorne bis hinten betüddelt. Und die meisten werden in dieser Dinner-Woche vor dem Fernseher sitzen und ihrem Altenpfleger in Ausbildung die Daumen drücken. Genau so gut ist es vorstellbar, dass Hendrik in der Heim-Küche eine Ausbildung zum Koch macht.

Und in der Nacht mutiert er zu der beliebigen Drag-Queen Giselle, dem lockeren Mädchen auf Erkundungs-Tour durch die jungen Jahre. Beliebig deshalb, weil alle  uniformiert aussehen und man sie unter der vielen Schminke kaum voneinander unterscheiden kann. Doch wenn es ihm Spaß macht, muss er diesen Weg gehen.

Hendrik lebt in seiner Wohnung mit Freund Andre, der sich der einfallenden Vox-Crew verweigert. Dafür kommt seine Frankfurter "Mama" Chris vorbei und hilft beim Schnibbeln. Sie machen das gut, die zwei Jungs. Das einzige "Mädel" im Haus ist Uschi, die staub-saugende Roboterin: Bescheiden, aber fleißig, wie sie ist, braucht sie nur ein bisschen Strom.

Laura, die Vegetarierin der Runde, will niemandem Stress machen mit alternativem fleischlosen Essen: Sie sei genügsam. Das kann man für den Alltag gelten lassen, doch was ist ihr Grund, am perfekten Dinner teilzunehmen, wenn sie vom Essen schon nicht viel erwartet? Nur der Spaß, andere Menschen kennen zu lernen ... ? Ach, Leute!

Die Vorspeise, eine Kürbissuppe, birgt jedoch auch für Vegetarier keine zu überwindenden Hürden. Und zur Hauptspeise bekommt sie als Alternative einen Kartoffel-Kürbis-Auflauf. Eigentlich eine gute Idee - wenn es nicht schon wieder das gleiche Gemüse wäre. Auf eine einfallsreichere Variante kam aber selbst Sabine nicht - und servierte ihr gestern auch das, was bereits Menü-Bestandteil war: Sellerie.

Die anderen bekommen als Hauptgang einen dicken, fetten Schweinebraten. So richtig was für die Gaumen einer Großfamilie an Sonntagen. Mahlzeit!

Das etwas schwammige undefinierbare Dessert serviert Hendrik als halbe Giselle in high higher High-Heels: Schuhe, die nicht einmal zum Sitzen taugen, aber den Orthopäden mehr Geld einbringen als der Schuh-Industrie.

Dass Hendrik ein sehr guter Gastgeber ist, spricht positiv für ihn. Auch sein Menü ist durchaus ansprechend, wenn auch eher gut-bürgerlich. Und sein Alter Ego ist jetzt vielen bekannt.

Guten Morgen, Gruß Biene

17. Februar 2015 - Vox - Goodbye Deutschland - Phyllis und Recke zurück in Hamburg

Foto: M. R.

Die Welt ist groß und Rettung lauert überall

Phyllis, Recke und ihre drei Söhne wanderten in die Türkei aus, schlugen einen Bogen nach Mallorca, um wieder in die Türkei zurück zu wandern. Leben am Existenz-Limit und Lachen und Weinen lagen dicht beieinander. Tausend kruselige Ideen in den Köpfen und die fehlende, auch finanzielle Kraft, diese umzusetzen.

Nun trifft Vox auf die zurück gewanderten Auswanderer in Hamburg. Seit ein paar Monaten sind Phyllis und Recke kein Paar mehr. Während Recke mit seinem Sohn aus einer anderen Beziehung bei seiner Schwester an der Ostsee lebt, wohnt Phyllis bei ihrem Onkel in der Hansestadt.

Phyllis macht auch bereits die Nagelprobe und lässt sich ihr Recke-Tattoo durch ein anderes überstechen. Wenn das mal nicht eine deutliche Absage an eine Wieder-Versöhnung ist, dann vielleicht ihre Aussage, dass sie ihn nicht mehr liebt.

Acht Jahre haben die beiden vierundzwanzig Stunden am Tag miteinander verbracht. Zusätzlich wirft das bekannte Rechen-Genie Phyllis in die Waagschale, dass siebenundachtzig Prozent aller Auswanderer in ihrer Partnerschaft scheitern. Wer sonst hätte dies so genau beziffern können?

Nun muss sie dafür sorgen, dass dreiundfünfzig Prozent Phyllis mental wieder in Hamburg ankommt, dass zweiundneunzig Prozent Zufriedenheit bei ihren Kindern herrscht - und sie die Sache mit Recke zu Hundertprozent löst. Keine einfachen Rechenaufgaben für die temperamentvolle, zu "Schnellschüssen" neigende junge Frau, deren Ruhepol - von außen betrachtet - eher in ihrem Mann liegt.

Und vor allem müssen beide für den Erwerb der täglichen Brote sorgen. Denn bei Vox fallen sie als Auswanderer raus. Es sei denn, sie raufen sich wieder zusammen, gehen bei Didi und Hasi und den Bebensees in die Lehre, um später in Griechenland eine Lebenskünstler-Schule zu eröffnen.

Oder wird es doch nur eine Döner-Bude in Hamburg? Die Welt ist groß und Rettung lauert überall.

Guten Morgen, Gruß Biene

Mittwoch, 18. Februar 2015

17. Februar 2015 - Vox - Goodbye Deutschland - Jens ist immer noch arm und immer noch sexy

Foto: I. N.

Les Misérables

Die  hausgemachte voxxsche Karriere von Jens Büchner geht in die Verlängerungsrunde, doch die baldige finale K.O.-Runde bleibt auf keinen Fall aus. Der Protzknabe auf der einen und der Prügelknabe der Nation auf der anderen Seite, hat eine neue Frau aufgetan:

Manche Mädchen lernen auf Mallorca Dieter Bohlen kennen. Wenn es nicht ganz so gut  läuft, lernen sie Jens kennen. So ist es Sarah passiert. Die verhuschte Köchin aus dem Sauerland klebt ihm seitdem an den Hacken.

So wirklich recht scheint ihm das nicht zu sein. Vielleicht tun sich für ihn nicht mehr so viele Alternativen auf? Armer, aber sexy Kerl im Dauer-Notstand? Und dann hat Sarah sich auch noch die langen Haare abschneiden lassen, was der unterdurchschnittlichen Hausmannskost Jens so überhaupt nicht gefällt. Für ihn gilt immer noch das Motto: Haare gut, alles gut!

Obwohl Sarahs Mutter - zu Recht - bittere Abschiedstränen weint, zieht sie zu ihrem Mr. LovaLova auf die Insel, dekoriert die kargen 30 Quadratmeter seiner Wohnung zu einer Art Mädchen-Behausung mit katholischen Relikten um und bastelt ihm kleine niedliche Geschenke aus der Reihe "Kreatives für Kleinkinder".

Selbstverständlich bearbeitet Jens sie auch dahin gehend, sich schnell einen Job zu suchen: Als Köchin hat sie bisher in einem Seniorenheim gearbeitet. Das ist vielleicht mehr, als Jens je auf die Reihe gekriegt hat.

Vox könnte eine Mallorca-Runde in Angriff nehmen, um den Undercover-Koch im perfekten Dinner ausfindig zu machen. Jens gibt dann die Schnibbelhilfe und hackt sich die Finger ab, während ihm auf dem Weg ins Krankenhaus eine Sanitäterin gnadenlos verfällt.

Jens und Sarah in Mayrhofen im Tiefschnee ist vermutlich das Höchste der Gefühle, dass sie mit ihm erleben darf, bevor sie beide gnadenlos auf ihren Hintern den Abhang runter rutschen - und die nächste Frau ihn übernimmt.

Außer  Atem vor soviel Sex-Appeal in einem einzigen Kerl, Gruß Biene

Später kommt noch ein Beitrag über Phyllis und Recke.

17. Februar 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag in Frankfurt bei Sabine

Freundlicher Weise vom Künstler: Mg F. zur Verfügung gestellt.

Aperitif: Blanc de Noirs
Vorspeise: Gebackene Lachspraline / Rote Bete / Granatapfel-Vinaigrette
Hauptspeise: Supreme vom Maishähnchen / Trüffelfond /Zweierlei Sellerie
Nachspeise: Schokoladentarte / Portweinfeigen / Mascarpone-Eis


Eat. Drink. Man. Woman.

Sabine surft durch diverse Fernsehkanäle, um aller Welt ihre Kochleidenschaft nahe zu bringen. Die Kochshow "Das perfekte Dinner" ist ihr dritter Auftritt als Hobbyköchin, und zu ihrem Glück sind alle Konkurrenten bislang freundlich und wohlwollend unterwegs. Wenn sie diese Show abhaken kann, darf sie darüber nachdenken, welche Sendung ihr nächstes Ziel sein könnte ... Bei den bisherigen Referenzen hat sie sicher die freie Auswahl und wird mit Kusshand als Kandidatin genommen.

Keine Kusshand, aber einen Korb voller Lebensmittel, bekommt sie in einem Restaurant. Als wären  Lebensmittel, die von dort kommen, schon mal per se von besserer Qualität. Hier um die Ecke gab es mal ein Kochlöffel-Restaurant - und was dort teilweise abgeladen und hinein getragen wurde, kam durchaus aus den gängigen Supermärkten und war in gängige Verpackungen gehüllt. Und manchmal wunderte man sich auch darüber ...

Doch in ihrer Küche, die sie voller gelassener Leidenschaft anheizt, geht alles mit guten Dingen zu. Zum Schnibbeln kommt Freundin Sonja vorbei, die in manchen Dingen mit liebevoller Strenge angewiesen werden muss, aber im allgemeinen gut pariert.

Und so dürfen sich die Gäste zur Vorspeise an einem Lachstatar, von einer Panade umhüllt und knusprig im Öl ausgebacken, erfreuen und ihre Freude auch kundtun. Laura bekommt eine unfrittierte Käsekugel als vegetarische Variante.

Zum Hauptgang wird die Haut des Maishähnchens extra knusprig gebacken, und dass sie ihr Kartoffel-Sellerie-Püree nicht mit dem Zauberstab bearbeitet, bedarf vielleicht einer Erwähnung, aber keiner übermäßigen Lobhudelei.

Hier und da fehlt es an Raffinesse, aber wenigstens bekommt Laura keinen Tofu oder ähnliches, sondern nahe liegender Weise ein Sellerie-Schnitzel.

Großartige Geschmacks-Experimente sind vermutlich nicht Sabines Ding, sie bleibt lieber bei "Nummer Sicher". So wird ihr Eis im Nachtisch zwar als cremig, aber doch eher geschmacksneutral beschrieben.

Sie bekommt sechsunddreißig Punkte. Von hier satte acht Punkte. Sie hat sehr gut gekocht, doch ohne den besonderen Kick.

Guten Morgen, Gruß Biene

Dienstag, 17. Februar 2015

16. Februar 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Frankfurt bei Laura


Aperitif: Apfelsecco
Vorspeise: Grüne-Soße-Quiche
Hauptspeise: Pilz-Maronen-Ragout mit Semmelknödel
Nachspeise: Birnen-Schokoladen-Nuss-Strudel mit Ahornsirup und Vanille-Soße


Meet Your Meat

Laura hat schon lange mit Unbehagen Fleisch gegessen, und vor etwa zwei Jahren zog sie die Konsequenz und wurde Vegetarierin. Vielleicht kommt ihr auch noch die Idee, Kater Emil einen Gefährten für einsame Stunden an die Seite zu stellen.  Katzen sind zwar keine Rudeltiere, aber einen tierischen Gefährten wollen die meisten doch haben.

Noch kann die Frankfurterin es kaum glauben, endlich beim perfekten Dinner mitzumischen. Diese überraschende Tatsache teilt sie mit ihrer Mutter, die ihr in der Küche hilft. Beide nehmen aber den Umgang mit Kameras und Aufnahmeteam recht locker. Ist ja auch längst nichts Besonderes mehr, gefilmt zu werden.

Im Vorabinterview verwandelt Hendrik sich von himself zu einer Drag-Queen: Leider sehen fast alle unter jeder Menge Camouflage irgendwie ähnlich aus. Ähnlich vielen anderen Menschen ergeht es ihm auch mit Allergien: Er verträgt keine Äpfel und Nüsse.

Während dessen meint Sabine, ihre "Kinder haben schon diverse Haustiere durch". Das hört sich böse nach Verschleiß von Lebewesen an. Kinder und Tiere passen nicht immer wirklich zusammen.

Vier freundlich gestimmte Gäste trudeln bei Laura ein. Nach einer Minute meint einer gar schon, Laura würde seine neue beste Freundin.  Ein Schnellschuss, der von dieser Seite nicht erfolgen wird.

Nach dem Handkäse mit Musik macht Laura sich an die Vorspeise: Grüne Soße in einer Quiche - hört sich wirklich lecker an.

Diverse Pilzsorten werden für den Hauptgang angebraten und dann in eine bereits vorbereitete tief-dunkle Soße gekippt. Wäre schöner, die Pilze separat zu reichen. Selbst nehme ich immer nur eine Pilzsorte, keine wilde Mischung.

Der Nachtisch ist ein einfacher gefüllter Blätterteig, den man eben mal auf die Schnelle machen kann.

Alles in allem ist es trotzdem ein abgerundetes Menü und für vegetarische Verhältnisse auch einfallsreicher als viele andere zuvor gesehene. Sieben satte Punkte von hier.

Laura bekommt insgesamt einunddreißig Punkte. Und einen neuen besten Freund.

Guten Morgen, Gruß Biene

Montag, 16. Februar 2015

16. Februar 2015 - Karneval - Rosenmontag in Düsseldorf

Foto: S. B.

Am Rosenmontag bin ich geboren

Zum Glück ist das nicht so. Mein Geburtstag fällt genau auf den Tag, auf dem er es sich gerne bequem macht - und nicht auf einen unruhigen Rosenmontag, der sowohl hoch-geliebte wie auch ziemlich unbeliebteste Montag des Jahres. Arbeitnehmer werden teilweise zu einem Urlaubstag genötigt. Rosenmontagszüge blockieren Städte. Und wehe dem, der vergessen hat, etwas zum Mittagessen einzukaufen: Die Geschäfte haben geschlossen.

Trotzdem wird der Karneval besonders in den Hochburgen Düsseldorf und Köln und München mit viel Enthusiasmus zelebriert. Manch einer mit zuviel Zuneigung zum Alkohol landet dann unversehens in der Ausnüchterungszelle. Wie viele in fremden Betten landen, ist in keiner Statistik festgehalten, aber selbst bei einer Statistik wäre die Dunkelziffer vermutlich höher als eine veranschlagte Zahlenreihe.

In Dortmund geboren, kam auch ich früh mit dem Karneval in Berührung. Was man in Westfalen Karneval nennt, ist aber nur entfernt verwandt mit dem Kölner Jubel und Trubel und steckt noch immer in der Kennenlern-Phase. Karneval in Kinderschuhen, aber mit  Bemühungen nach Kräften so gut wie möglich ausgelebt. Wir wurden als Kinder auf eigenen Wunsch verkleidet und zogen gemeinschaftlich durch die Gegend, um nach anderen auch verkleideten Wesen zu forschen. Man musste schon ziemlich weit und lange laufen, bevor man fündig wurde.

Irgendwann habe ich für mich beschlossen, dass Karneval nicht mein Ding ist,  da ich mit einem terminbestimmten Heiterkeitswahnsinn nichts anfangen kann. Nachdem ich mir suggeriert hatte, dass dies aus mir keinen humorbefreiten Menschen macht, lebte ich lange Jahre sehr gut, in dem ich den Karneval weitläufig umschiffte.

Doch eines Tages war ich reif für einen Rosenmontag in Düsseldorf. Vielmehr hatte meine Freundin Inge mich so lange dahin gehend bequatscht, dass ich tatsächlich glaubte, ich könnte jetzt mal hingehen und den Karneval in Düsseldorf so richtig bereichern. Nein, so dachte ich selbstverständlich nicht. Ich wollte Inge nur den Gefallen tun, mit ihr den für sie höchsten Feiertag im Jahr stilgerecht zu verbringen. Mir grauste allein schon bei dem Gedanken an kommende Karnevals-Auswüchse. An bunte Menschenmassen, deren Ziel unermüdliche Fröhlichkeitsausbrüche waren.

Und vielleicht sollte jemand wie ich, die nicht schon mit der Muttermilch Kamelle und Tröööt-Musik eingesogen hat, es lieber gänzlich lassen, sich unters närrische Volk zu mischen.

Inge, ein paar andere Leute und ich fuhren mit dem Zug nach Düsseldorf. In dem einen Moment dachte ich noch: Uups, der Bahnhof sieht aus wie ein ganz normaler Bahnhof - da hatte mich auch schon irgendein Männerarm umschlungen und es gab erst mal Bützches zur Begrüßung. Was dem Hawaiianer sein Lei, ist dem Düsseldorfer Narren sein Küsschen ... Und er war nicht der letzte küssende Cowboy oder als was die Kerle sonst noch so rumliefen. Am Ende hatte ich sicher mehr Fremd-DNA-Spuren im Gesicht als eigene.

Den Rosenmontags-Zug wollten wir ausfallen lassen, um gleich in die Altstadt zu marschieren. Inge in Vollmontur als "Keine-Ahnung-was-das darstellt" mit schwarzer Langhaarperücke und rotem Gewand mit schwarzen Elementen - ich mit einer Katzenmütze auf dem Kopf, denn zu mehr hatte ich mich nicht durchringen können. Das war schon eher ein Zugeständnis. Woran? Schnell stand mir eher der Sinn nach einer Tarnkappe, die unsichtbar machte. Denn so einfach machte es uns der Zug nicht, in die Altstadt zu kommen: Der versperrte alle uns bekannten Wege.

Und mal ehrlich: Etwas Langweiligeres als einen Karnevals-Umzug kann ich mir bis heute kaum vorstellen.

Mein Kopf fing an zu brummen, was sehr selten der Fall ist. Der Griff nach einem Glas Bier war nahe liegend - aber nur dann, wenn man nicht vorher einen Blick auf mögliche Toiletten geworfen hatte. Beinahe standen dort mehr Fans als vor dem Zug direkt.

Zum anderen hatte ich mich an meiner Dortmunder Arbeitsstelle krank gemeldet: Ist sicher längst verjährt und verziehen. Ich glaube, ich habe das später sogar mal gebeichtet. Zudem der Rosenmontags-Dienst ohnehin nur bis zum Mittag dauerte. Doch damals an dem Zug, mit den vielen Kameras - ich hatte die depressive Sorge, dass mich Kollegen vor dem Fernseher ausfindig machen könnten. Nun, sie hätten schon auch erkannt, dass ich wirklich krank war ... so wie ich dreinschaute.

Mit der karnevals-verjeckten Inge konnten wir nach gefühlten drei Tagen endlich in die Altstadt abziehen. Warum eigentlich, dachte ich, fühlt sich Karneval dort besser an?

In mindestens Dreier-Reihen saßen die Leute in den Lokalen übereinander. Nun, wenn die das toll fanden - ich fand es definitiv zu eng. Dann warf ich demonstrativ mein blödes Katzenhütchen in die Runde und holte mein Zicken-Kostüm raus. Zuerst zickte ich die jecke Inge an, der das aber völlig schnurz war. Sie war in ihrem Element, und beachtete mich kaum. Die anderen konnte ich mit meinen Zickereien schon eher aus dem Karnevals-Takt bringen. Niemals hätte ich mich auf einen Rosenmontag in Düsseldorf einlassen dürfen.

Während um mich herum die Leute immer besoffener wurden, bekam ich kaum einen Schluck runter, um mir den Tag vielleicht doch noch schön zu trinken. Meine Laune sank weiter in den Keller, und es blieb mir nicht mal der Spaß, mich an dem betrunkenen Gerede zu erfreuen oder mich darüber lustig zu machen.

Irgendwie kamen wir irgendwann zurück nach Hause. Schlagartig verschwanden Kopfschmerzen und Missmut. Für mich käme es nur unter einer Bedingung je wieder in Frage, an Karneval nach Düsseldorf zu fahren: Wenn ich Inge diesen Gefallen noch einmal tun könnte ...

Denn meine verrückte Inge lebt nicht mehr.

Gruß Biene

Sonntag, 15. Februar 2015

15. Februar 2015 - ZDF - Frühstück bei Tiffany


Frühstück bei Tiffany

Nach einer Nacht mit einem ihrer vielen Verehrer steht sie mit einem Sandwich und einem Kaffee-Becher allein vor ihrem Traum-Schaufenster von Tiffany. Sie lebt in einer anderen Epoche und in der gab es sie auch schon: Diese Mädchen mit den Träumen vom Leben mit einem reichen Mann. Und alles wäre gut!

Ja, es wäre gut, wenn Holly tief drinnen nicht die verletzliche junge Frau wäre, perfekt verkörpert von der schönsten Möglichkeit Hollywoods,  Audrey Hepburn. Sie und ihre Katze ohne Namen leben in einem New Yorker Apartment, und das Leben ist voller Verheißungen: Einem dicken kleinen Mann mit Geld! Einem anderen, der auch Geld hat, sich aber als gesuchter Verbrecher herausstellt! Kerlen, die ihr 50 Dollar für die Restaurant-Toilette geben! Besuchen in Sing Sing, um geheime Mafia-Botschaften weiter geben zu können!

Fern von aufgespritzten Lippen und vergrößertem Busen wie heutige Mädels in gleicher Position wird sie erstens von ihrer Vergangenheit heimgesucht und zweitens von der Gegenwart in Gestalt von Paul "Fred" überwältigt. Er wird von einer älteren Frau ausgehalten. Als Schriftsteller glaubt er nicht mehr an sein Talent - bis Holly in sein Leben tritt.

Zwei, die drohen im Dschungel New York unterzugehen, finden Halt aneinander und letztendlich auch die Liebe. Der dritte im Bunde ist "Cat", die namenlose Katze. Das Finale im Regen, als beide auf der Suche nach der frei gelassenen Katze gehen, ist eines der schönsten überhaupt.

Pläne für ein Leben im Reichtum verlieren sich plötzlich im Regen und es kommt in der Dunkelheit zutage, was wirklich wichtig ist. Es finden sich die, die nicht an die Liebe glauben, und sie doch erleben. Auch der Tod ihres geliebten Bruders hat Holly die Augen geöffnet.

Neben dem Gefühlskram herrscht ein lockerer Umgangston, der durchaus mit heutigen Filmen mithalten kann. Er driftet nicht auf die Herzschmerz-Ebene ab, wenn auch die Szenen bei Tiffanys etwas sehr an Werbe-Kitsch erinnern. Was den Film betrifft, ist er bei weitem besser als viele heutige. Und daher auch zu Recht ein Klassiker.

Ein bisschen Holly steckt in vielen, ein bisschen Paul auch - und die namenlose Katze ist ein Sinnbild für das Unvermögen, sofort den richtigen Weg einzuschlagen, aber letztendlich doch dem Weg einen Namen geben zu können.

Zum Glück gab es niemals eine Fortsetzung der Story von Holly, Paul und Cat. Es wäre aber schön, zu wissen, welchen Namen sie Cat gegeben hat.

Gruß Biene

15. Februar 2015 - Karneval - Ein Beitrag von Viktualia






Ein Beitrag unserer Viktualia

Wo bitte geht's zum Klo?

Fasching, Karneval – ich selbst, als Kind, hatte das nie erlebt. Meine Hamburger Großeltern kannten es nicht, meine Hamburger Eltern waren ebenfalls diesbezüglich Unkundige.  Oma mütterlicherseits stammte zwar aus dem Rheinland, aber ihr Vater war ein sittenstrenger Pastor und der Rest ihrer frommen Familie zum Würgen bigott.

Wir lebten in Hamburg-Wellingsbüttel, seriöser 1-Familienhaus Stadtteil, da gab es für uns Kinder wenig Einfluss exotischer Kulturen. (Als solche erdreiste ich mich jetzt einfach mal, die mir befremdlich erscheinenden Sitten und Gebräuche, rund um den Ereigniskomplex „Fasching“ zu bezeichnen). Kindergärten besuchten wir damals in den 50ern nicht, das taten nur die armen Sprösslinge, deren Mütter arbeiten mussten. An diesen schrecklichen Verwahrorten der sogenannten „Schlüsselkinder“ wäre es eventuell denkbar gewesen,  mit so etwas wie Konfetti und Tröten in Berührung zu kommen.

Später auf dem „Gymnasium für Mädchen am Lerchenfeld“ bekam ich mit 14 Jahren noch Benimmunterricht, aber keinerlei Kontakt zu Kostümierung und Geschunkel. Und dass gleich nebenan Hamburgs berühmteste und sündigste Studentenfaschingsfete das „LILALE“ in der Hochschule für bildende Künste am Lerchenfeld stieg, das kriegten wir braven Töchter schon mal gar nicht mit.

Erst später, als Studentin, wurde ich dann mit gequatscht: An der neuen Fachhochschule in Bergedorf stieg das LILABE, die abgefahrenste Faschingfete Hamburgs. Riesige Feierfläche, mehrere Discos und zahlreiche Bars, schummrige Kuschelzonen, kultiviert als  „Fummelwiese“ ausgeschildert, Events und Bühnenshows – ich gruselte mich schon beim Zuhören, das war alles so gar nicht meine Welt. Aber der Gruppendruck sorgte dafür, dass ich mir eine der sauteuren Karten besorgte und mich mit meiner Freundin Yogi zu umfangreichen Vorbereitungen traf.

Sie hatte mir eine schwarze Langhaarperücke besorgt, die ich über meine hellblonden Fransen stülpte. Kleopatras schwarzes Ponygesicht starrte mich erschrocken an – sah aber ganz ok aus soweit, ich entspannte mich ein wenig. Yogi brauchte kein Kunsthaar, sie war Kleo-by-nature. Meine Leistung bestand darin, uns zu schminken, in der Beziehung war ich unschlagbar.

Da meine Eltern gerade auf irgendeiner Safari in Afrika weilten und ich zwecks Blumen giessen über ihre Wohnungsschlüssel verfügte,  hatte ich einen golden glitzernden Fundus an Modeschmuck und Strassblingbling für uns mesopotamische Zwillinge bei Stiefmutter „ausgeliehen“. Das war auch gut so, denn unser Kostüm bestand bisher lediglich aus großzügig umgeschlungenen weißen Bettlaken.

Als wir 2 Herrscherinnen vom Nildelta in Yogis R4 kletterten, fanden wir uns bildschön, leider waren wir gezwungen, in unpassende Winterstiefel und  Steppjacken zu schlüpfen. Zu diesem Zeitpunkt hätten wir bereits wissen müssen, dass der beste Teil des Abends vorüber war. Warum sind wir nicht einfach zu Hause geblieben, mit einer netten Buddel Sekt?

Nein, wir sind zum LILABE, einmal quer durch die Stadt geheizt,  in deren öden Osten. Kamen an, gingen drei Schritte hinein in die Hochschule für angewandte Wissenschaften, und sahen zu, wie diese tatkräftig bei uns angewendet wurden: Hintern kneifen,  von irgendwelchen aus dem Hals stinkenden Kerlen ungefragt in feste Umarmungen verwickelt werden, war scheinbar eine Pflichtdisziplin. Ich hatte irgendwann das Gefühl, dass ich nur noch rannte, weg von den Kneifern, aber von vorne kamen die Busengrabbler, das war dann wohl die Kür.

Wenn Kleopatra wenigstens einen orientalisch duftenden Lawrence von Arabien oder meinetwegen auch Richard Burton als Stalker gehabt hätte, aber bräsige norddeutsche Saufköppe aus Vierlanden und der holsteinischen Umgebung, nee echt. Wahrscheinlich verstand ich keinen Spaß, wie mir jemand ins Ohr lallte, und ich wollte einfach nur noch nach Hause und dann verlor ich Yogi und die Orientierung und fand einfach nicht mehr raus aus diesem 70er-Jahre-Kafka-Bau.

Vom Frohsinn umbrandet, der mehr und mehr in nackten Irrsinn umschlug, irrte ich durch die katakombenartig immer gleichen langen Gänge und Flure und Säle der Hochschule, bedrängt und befummelt von komplett Verrückten. Ein klein wenig war es so wie in dem Polanski- Film „Ekel“, wo Catherine Deneuve durch einen engen Flur wankt und plötzlich aus der Wand lauter Männerhände herauswachsen. Sie hat die Kerle am Schluss in Säure eingeweicht, glaub ich, in der Badewanne am Ende des Flurs…

Ich bin dann irgendwann auch ausgetickt und nur noch aufs Klo, hab zugesperrt, aber irgend so ein Typ ist hinterher und wollte mich da rausholen. Der stand ewig auf dem Damenklo, das muss man sich mal vorstellen, noch nicht mal an diesem stillen Örtchen konnte man sich sicher fühlen. Der Kerl ballerte gegen die Tür und rief „Cleo, meine Königin, komm raussa“, dann unterbrach er sich, um kurz ein paar kleine Feiglinge nach zu tanken, die er als Wegzehrung für seine Wüstenquerung bei sich führte.

Endlich, als sein Vorrat sich erschöpft hatte, und ihm ein Absacken seiner 2,9 Promille drohte, zog der Vollidiot ab. Ich  wartete noch eine halbe Stunde, rupfte mir die schwarzen Haare vom Kopf, schlug mich zur Garderobe durch und nahm mir ein Taxi vom letzen Geld. Nie wieder, schwor ich mir, wollte ich irgendetwas mit Fasching und Karneval zu tun haben.

Der Schwur hielt gute 15 Jahre, dann waren meine Kinder im Kindergarten. Ich hatte mich kaum von den anstrengenden Keksbackereien, dem Kranzgewinde und Sternengebastel  der Weihnachtszeit erholt, da verkündeten die beiden Erzieherinnen das nächste Projekt: Fasching. Ich dachte naiv, Konfetti, Luftschlangen, Volker Rosin& Rolf Zuckowsky aus dem Ghettoblaster, Chips, Brause und ein paar bunte Klamotten...

Aber weit gefehlt! Am Speckgürtel einer Großstadt leben die ambitionierten Gattinnen des ehrgeizigen mittleren Managements. Dieser möchte seine Brut von Anfang an nur mit dem Besten fördern. In diesem Falle: Selbstgemachte fantasievolle Kostüme. Und ein Motto musste her: „Unter dem Meer“ wurde abgestimmt, weil jetzt gerade das `Meer` Thema war. „Arielle“ „Nemo“ „Taucher“ , frohe Mütter riefen entzückte Vorschläge für ihre Kinder in den Raum. Sie sahen es schon vor sich. „Marie wäre doch so ein süße Nixe“, stieß mich meine Nachbarin aus düsteren Gedanken. Ich nickte matt und fuhr stumm nach Hause.

Ich war vernichtet. Es stimmte schon. Meine 4-jährige Tochter hatte lange lockige weißblonde Haare, war klein und zierlich, hatte ein hübsches Puppengesicht, aber leider, leider litt sie unter dem Lucky-Luke-Komplex. Will sagen, das Kind bildete sich ein, entweder ein mit Henrystutzen und Bärentöter bewaffneter Cowboy oder ein Indianer mit Messer und Federkrone zu sein. Darunter ging nichts. Und leider, leider steckte in diesem Kind, was diese seine innere Identität betraf, auch sehr viel Eigensinn und Kompromisslosigkeit. Will sagen, das Motto interessierte sie einen Scheissdreck.  

 Ich habe Fotos von dieser Veranstaltung. Von dunkelblaugrüner Kulisse, von Oktopussen, von zauberhaften Meerjungfrauen, von Neptunen, Haifischen und Tauchern mit Glocken auf dem Kopf und Harpunen in den Händen. Mitten in dieser fröhlich wogenden türkisen Meereswelt steht ein winziges verdrücktes Mädchen mit einem unglücklichen kleinen Gesicht und einer Masse blonder Locken. Man sieht das Mädchen kaum unter der Federkrone, die ihm bis zu den Füßen reicht. Tomahawk und Messer hängen schlaff nach unten. Wäre über ihr eine Sprechblase, „Wo geht es hier zum Klo?“ würde wohl darin stehen.

Ich habe noch einige solcher Bilder von meiner Tochter, sie wurde nicht schlau: Als Old Shatterhand  grinst sie auf halbmast, Marie, der schwarzlederne Rocker schmollt verzweifelt, die zu stark geschminkte Lolita verzieht angewidert ihr Gesicht…Mit 13 Jahren feierte sie das letzte Mal Fasching. Dann war sie endlich kuriert und durch mit dem Thema „Fasching“.

Mein Mann hingegen, als Klassenlehrer in der Grundschule musste sich verkleiden. Er hat es genauso inbrünstig gehasst, wie er seine Schüler inbrünstig geliebt hat. Da die ihn ab Ende Januar immer wieder löcherten „was gehst du als Fasching?“ (In Billstedt-Mümmelmannsberg pflegt man diesen elaborierten Code) sah er sich in der Verkleidungspflicht und schob, wie immer in letzter Sekunde, ordentlich Panik. Uns ist aber jedesmal was eingefallen. Mit Ommaperücke und Kassenbrille, olles Blumenkleid von mir, Tücher und Hüte auf, geschminkt, Zähne geschwärzt, wir haben uns fast bepinkelt vor Lachen und bis Mitternacht verkleiden gespielt.      

Einmal habe ich die langen Haare der aussortierten Barbies an eine Basecap genäht und mein Mann sah plötzlich aus wie ein echter Assi, die fehlenden Klamotten fanden sich schnell. Mit heißer Nadel genäht, mit der Nagelschere Fransen gesäbelt, Kluncker fix mit Uhu drauf geklebt, die Nachbarn genervt, das war immer lustig. Auch wenn seine Kinder am nächsten Tag oft ratlos fragten: „Als was gehst du denn?“ wenn ihr schnauzbärtiger Lehrer als Putzfrau mit dickem Busen, grauer Dauerwellperücke und langem Ohrring-Gebammel kam. Die hatten damals noch nichts von Conchita Wurst gehört, die Armen.

Dieses Jahr stellt er gerade mit tiefer Befriedigung schon zum zweiten Mal fest, dass Fasching ohne ihn stattfinden kann. Ich denke wir sind durch mit dem Thema.

Samstag, 14. Februar 2015

14. Februar 2015 - Aus dem Bienen-Kästchen - Der Valentins-Tag


Der 14. Februar

ist auch als Valentinstag bekannt. Bereits im 15. Jahrhundert wurden in England Valentinspaare gebildet, und zwar durch eine Art Verlosung. Die so zusammen gekommenen Paare machten sich dann kleine Geschenke. Seit dem viktorianischen Zeitalter wird der Brauch allgemein von liebenden Paaren genutzt. Englische Auswanderer brachten den Valentins-Brauch nach Amerika. Durch amerikanische Soldaten wurde er nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Deutschland etabliert.

Vermutlich ist der Tag nach Valentin von Terni benannt, der verheirateten Paaren Blumen aus seinem Garten schenkte. Er starb den Martyrertod.

Er ist also keine Erfindung der Blumen-Industrie, wenn diese auch den Brauch natürlich herzlich begrüßt. Längst partizipiert auch die Parfum-Industrie und die Gastronomie, die heute vermutlich ziemlich gut besucht ist.  Und vielleicht hat auch die eine oder der andere heute eine Kinokarte geschenkt bekommen, um sich gemeinsam mit der Liebsten oder dem Liebsten den Film "Fifty Shades of Grey" anzusehen.  Frohes Nachmachen. In England muss seit Start des Filmes die Feuerwehr vermehrt ausrücken, um Gefesselte zu befreien.

Da der diesjährige Valentins-Tag direkt in die heiße Phase des Karnevals fällt, sind auch Karten für entsprechende Veranstaltungen denkbar. Der Phantasie sind überhaupt keine Grenzen gesetzt, wenn es mal abseits vom Üblichen sein soll. Ein tolles Dinner zu Hause von einer guten Köchin ideenreich gezaubert, verachtet sicher kein Mann. Oder sei es drum, und es ist umgekehrt, und der Mann zaubert ein ausgefeiltes Dinner für seine Liebste.

Wenn man heute durch die Stadt geht, meint man ohnehin, nur Herzen zu sehen: In den Geschäften und in den Augen der Menschen, die gemeinsam bummeln. Der Mann macht seinem Mann heute vielleicht einen Heiratsantrag in romantischer Kulisse. Und die Frau schenkt ihrer Frau einen Luftballon, mit dem man symbolisch in hohe Höhen fliegt und vom gemeinsamen Leben träumt.

Mag man dem kommerziellen Hype um diesen Tag der Liebenden auch aus Prinzip abschwören, es schmerzt ja niemanden, mal ein bisschen über seinen Schatten zu springen ...

Doch wenn die eine oder der andere auch überhaupt kein Valentins-Präsent bekommen hat, könnte es sein, dass der Partner dieses Datum einfach nur nicht im Kopf hatte. Also nicht traurig sein - von hier gibt es ein dickes Herz für alle, ob Beschenkte oder nicht Beschenkte.



Happy Valentine, Gruß Biene


Freitag, 13. Februar 2015

13. Februar 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag in Hamburg bei Marcel

Foto: M. R.


Aperitif: Blueberry Bossa
Vorspeise: Braunkäppchen-Ouvertüre (Pilz-Cappuccino)
Hauptspeise: Amerikanisches Terzett mit Schaf, Rind und Mango (Burger mit Schafskäse, Mango-Currysoße und Kresse)
Nachspeise: Vivaldis Schlittenfahrt nach Italien (Lebkuchen-Tiramisu mit Mandarine und Grand Marnier)


Sex, Drugs And Rock'n Roll

und nie dem Image untreu werden, das von Julio Iglesias und diversen schmalzigen Vorgängern aus den Fünfzigern vorgegeben wird. Die wollten auch alle Sex, und hatten ihn. Und Drogen, die fanden die meisten im Alkohol. Rockn'Roll - bekannt seit Elvis.

Till himself hat sich in den letzten Tagen bemüht, wechselweise den einsamen Wolf oder die versexte Katastrophe zu geben. Sein Erfolg beim Publiklum tendiert vielleicht gegen Null, doch ist seine tatsächliche Chance heute gekommen, die eine, die nicht jeder bekommt. Ein Maulheld von Montag bis Donnerstag zeigt sich eventuell,  ganz eventuell wohlgemerkt, authentisch.

In seinem Wohnzimmer ist ein Miniatur-Studio integriert und "bewegte Fotos" sind zu bewundern.  Zu Drehzeiten ist er seit vier Wochen Single und sucht bereits das nächste Glück für's schnelllebige Leben, was sowohl einige abschrecken mag wie es andere anziehend finden. Und Dritte wiederum zu poetischen Überschlägen inspiriert. Von hier aus werden Überschläge jeder Art gerne vermieden, aber der Realität und dem Realismus gefrönt.

Mehrfach in den USA gewesen und auch heimische McDonalds vom Ignorieren kennend, denn immer arrogant vorbei gegangen, weil es dem geheimen Schwur gilt, nix von diesen Anbietern zu konsumieren - habe ich mich bereits selber nicht so erfolgreich an Hamburgern versucht. Immer sind mir diese Brötchen durchweichend dahin geschmolzen. Hilfe!

Till schafft das mit seinen Kurkuma-Brötchen. Neid!

Neid kennt Linda auch. Der betrifft das gute Fleisch, denn sie bekommt den Räucher-Tofu für ihren Hamburger und offenbart die Tatsache, dass ihr der nicht schmeckt. Zwar gibt sie Till nicht die Schuld dafür, zieht aber gleich Punkte ab. Wie soll ein Mensch ahnen, dass ihr etwas anderes als eigene graue Pampe auch schmecken könnte?

Testosteron-Overkill wegen Linda? Das muss in einem anderen Leben passiert sein. Marcel, ein eitler Gockel, ist lediglich in sich selbst verliebt. Und vielleicht ein kleines bisschen in seine Freundin, die ihn anhimmelt. Thomas liebt den schnuten-kastrierten armen Mops, den er als Kindersatz ansieht und erzieherischen Maßnahmen unterzogen hat, denen er sich selbst erfolgreich verweigert. Und warum überhaupt legt er einem ungezogenen Mops-Welpen nicht mal selber seine Hände auf? Dominik ist der Marathon-Junkie, der in dieser Woche die wenigsten Worte seine eigenen nennen konnte. Was ihm zugute kommt.

Till bekommt neunundzwanzig Punkte, die selbstverständlich übertroffen werden von den Punkten, die Linda-Grau-in-Grau, Marcel-Selbstverliebt  und Dominik-Gekonnt abgreifen konnten. Kaufen können sich die drei nicht viel davon. Geld macht nicht glücklich, und so wenig erst recht nicht.

Guten Abend, Gruß Biene