Dienstag, 31. März 2015

30. März 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag im Großraum Tegernsee (Kolbermoor) bei Cathrin

Eine schöne Osterwoche für alle

Aperitif: Frozen Orange
Vorspeise: Steirischer Vorspeisensalat
Hauptspeise: Zwiebelrostbraten von der Lende mit gelbbraunen Zwiebelringen an Duett von grün-weißen Butterspätzle
Nachspeise: Panna cotta auf Himbeerspiegel


Kalender-Girls

In diesem Film nach einer wahren Begebenheit sind die Girls, wenn auch nicht unbedingt hübscher und schon gar nicht jünger als Cathrin - so aber doch bei weitem interessanter als die Kosmetikerin mit dem Hang, sich öffentlich zu präsentieren. So kann man sie in einer TV-Werbung übersehen, während man in dem Bauern-Kalender, sofern man den erwirbt, einen ganzen Monat lang hinsehen bis zum sattsehen muss.

Ihr ebenso hübscher Bruder Markus präsentiert sich gleichfalls der Kamera, bevor er nach München zum nächsten Termin düst.  Wenn ich das so sehe, ist es mir überhaupt nicht bang um unsere "Lieblings-Sendung": Es gibt jede Menge Nachwuchs; seit dem Bestehen der Sendung ist gar eine neue Generation herangewachsen, die nun alt genug ist, im Fernsehen aufzukochen. Die Tatsache, dass von den Sendemachern nicht erwartet wird, dass die Leute gut oder überhaupt kochen können, erweitert den Kreis der Kandidaten beträchtlich.

Auch Cathrin kann nicht wirklich kochen. Das kaschiert sie durch Freundlichkeit und ein hübsches Gesicht und nette Zurückhaltung. Denn mit den übrigen drei Gästen in der Karwoche reist auch Rosemarie an: Gleich in den ersten Minuten bewirbt sie sich mit einem ausführlichen Lebenslauf und outet sich als eine aus Velbert Zugereiste.

Sascha, der Heilpraktiker, kann sich nicht durchsetzen und kommt so gut wie nicht zu Worte: Da müssen heute die Karten neu gemischt werden, denn durch eine räumliche Trennung beim Interview von der alles-übernehmenden Rosemarie bin ich sicher, dass auch er mal richtig aufdrehen wird. Ach ja, die nächste Köchin ist Rosemarie - da erledigt sich dieses Problem erst einmal.

Ganz neue Wege in der Datenbank der Unverträglichkeiten freiwilliger und unfreiwilliger Art beschreitet Rosemarie zusätzlich: Sie ist eine Pseudo-Vegetarierin. Fleisch am Stück kann sie nicht essen, Leberwurst zum Beispiel schon. So verzichtet sie auf das Steak in der Hauptspeise zugunsten eines pappigen Käses, den Cathrin ihr unter die Spätzle brät, schmilzt, rührt: Lecker, lecker, lecker ... geht anders.

Cathrin bekommt am Ende des Tages zweiundzwanzig von dreißig möglichen Punkten. Insgesamt habe ich zu bemängeln, dass ich beinahe eingeschlafen wäre - wenn Rosemarie nicht so viel geredet hätte - was aber nicht unbedingt zur Unterhaltung, sondern nur zum Wachhalten taugte.

Guten Morgen, Gruß Biene

Montag, 30. März 2015

29. März 2015 - ARD - Tatort Kiel - Borowski und die Kinder von Gaarden


Borowski und die Kinder von Gaarden

Am Ende des Films läuft der bullige Anlagehund in einem atemberaubenden Tempo fort von Kiel-Gaarden, um aufzuzeigen: Dies ist die einzige Möglichkeit, dem Stadtviertel und seinen düsteren, perspektivlosen Einflüssen zu entkommen. Doch der Lauf ist sehr wahrscheinlich ein sinnloser, denn wo ist die Alternative für den Hund, der menschlichen Schutz braucht?

So wie die Kinder von Gaarden Schutz benötigen, die  aus ihrer Perspektive nicht den Hafen mit seinen Luxuslinern sehen können - der in der Luftlinie zum Greifen nahe ist,  in Wahrheit eine unerreichbare Größe darstellt. Verloren inmitten einer Wohlstandsgesellschaft, doch schön säuberlich getrennt von dieser in einem Ghetto.

Hier wird Onno Steinhaus erschlagen aufgefunden: Der pädophile, verwahrloste und versoffene Mann, der gerne die Jungs der Gegend zu Besäufnissen und Pornos eingeladen hat. Man ist nicht nur einmal geneigt, den Kindern zu folgen, die meinen, um den sei es nicht schade. Wie aus dem prallen Leben gegriffen, tangiert das Treiben des Kinderschänders kaum jemanden? Nein, so ist das Leben nicht wirklich! Eine Mops-besitzende Nachbarin interessiert sich hier zumindest für das Schicksal des Hundes, den der Ermordete besaß und an dem er gleichermaßen seine Liebe wie auch seinen Frust abarbeitete. Der kleine Leon kümmert sich regelmäßig um den bulligen Hund.

Und der Revier-Polizist Thorsten Rausch hat immer ein Auge auf den heruntergekommenen Typen gehabt. Wenn man auch schnell denkt: Das muss mehr als ein berufliches Motiv gewesen sein, da gibt es noch eine Geschichte hinter dem ganzen Dreck, die alles noch schmutziger macht.

Von Anfang an ist der Polizist Rausch, den Sarah Brandt aus ihrer Kinderzeit kennt, verdächtig, die Tat begangen zu haben. Als er schließlich nach einem Spiel mit Wahrheit und Wodka verhaftet wird, lüftet sich der Deckel langsam, der die Vergangenheit des Polizisten beinhaltet: Einst lebte Onno mit seiner Mutter zusammen und hat ihn missbraucht. Doch nicht das Verbrechen steht im Vordergrund seiner Erinnerungen, sondern die vielen positiven Erlebnisse, die er mit dem damals noch nicht abgehalfterten, aber immer schon perversen Mann hatte.

So geht es am Ende gar nicht um die Rache an einem, der Kinder missbraucht hat - sondern um die große Wut im Bauch des kleinen Mannes Leon: Er konnte nicht mit ansehen, wie dieser seinen Hund quälte, um auch ihn damit zu quälen - und hat den immens betrunkenen Onno erschlagen. Man möchte beinahe sagen: Einer musste das ja übernehmen.

Ein sehenswerter Tatort mit drei guten Hauptdarstellern und authentisch aufspielenden Kindern. Aber nach diesem im Dreck wühlenden Tatort wäre mal wieder einer aus einer normaleren Gegend angesagt.

Guten Morgen, Gruß Biene

Samstag, 28. März 2015

28. März 2015 - Servus TV - Grüne Tomaten


Grüne Tomaten

Die Buchvorlage ist von Fanni Flaggs und heißt: "Fried Green Tomatoes at the Whistle Stop Cafe". Mit Absicht habe ich das Buch nie gelesen, denn ich möchte mir den schönsten Film dieses Genres, den ich kenne, nicht durch eine möglicher Weise noch bessere Romanvorlage zerstören lassen.

Ein Film, der direkt und ohne Umwege in die Seele zielt, einem die gute Laune ins Haus bringt - und manche sehen ihn gar immer wieder gerne. Man entdeckt immer etwas Neues, auch wenn man ihn schon oft genüsslich konsumiert hat. Wer jetzt denkt, es handele sich um einen Kochfilm, den muss ich leider enttäuschen: Die titelgebenden grünen Tomaten sind eine Speise aus Idgies Whistle Stop Cafe, im dem eher derb und mit amerikanischem Südstaaten-Flair gekocht wird. Eben ein Imbiss - aber in dem treffen sich die Menschen des Ortes, hier erfüllen sich Schicksale und hier schließt man Freundschaften.

Und um zwei Frauenfreundschaften im Besonderen geht es in diesem Film, der sich fern von der Kitschebene daran macht, aufzuzeigen, was Freundschaften bedeuten können.

Die eine Freundschaft betrifft Evelyn Couch, eine etwas zu dicke unglückliche Ehefrau, die ihre Vagina plötzlich nicht mehr sehen kann - und die wesentlich ältere Ninny Threadgoode, die eine Freundin ins Altersheim begleitet hat. Hier lernen sich Evelyn und Ninny kennen, hier erzählt Ninny ihrer neuen Freundin die Geschichte von Idgie und Ruth. Das ist die zweite Dimension des Films.

Idgie, die Bienenbetörerin, die ihr Leben lang unter dem Tod ihres Bruders leidet - und sich mit Ruth anfreundet, die nicht so ganz unbeteiligt am Tod des Bruders war. Die Annäherung dauert lange - aber dann sind beide beste Freundinnen. Idgie befreit in einer starken Szene die Freundin aus den Händen des prügelnden Ehemannes, und sie eröffnen gemeinsam das Whistle Stop Cafe.

Ninny hilft Evelyn durch ihre Erzählungen, von einer grauen Maus zu einer selbstbewussten Frau zu werden, die es endlich lernt, sich gegenüber ihrem Ehemann durchzusetzen - und sich auch sonst keine Butter mehr vom Brot nehmen lässt. So rammt sie kurzerhand auf einem Supermarkt-Parkplatz das Auto von zwei jungen Frauen, die ihr den Platz streitig gemacht haben mit den Worten: Wir sind jünger und schneller. Evelyn hält drauf und meint gelassen in Ninny-Art: Ich bin älter, und viel besser versichert.

Es gibt so viele schöne Szenen in dem Film - man kann sie nicht alle erzählen, und ich möchte auch nichts vorweg nehmen - da er heute Abend um 20.15 Uhr auf Servus TV gezeigt wird.

Köstlich die Passage, als Idgies Angestellte sagt: Das Geheimnis liegt in der Soße. - Ja, im wahrsten Sinne des Wortes. Ein bisschen Krimi ist auch integriert.

Besonders erwähnenswert ist die Leistung und die Präsenz einer schon betagten Jessica Tandy, die einst in dem Hitchcock-Thriller "Die Vögel" die herrische Mutter des Hauptdarstellers spielte. Hier spielt sie eine vom Leben gezeichnete Frau, die trotz allem nicht ihren Humor verloren hat und noch ein Auge auf die Zukunft hat.

Jessica Tandy ist zum Verlieben, und es wundert nicht, dass sie zu den 100 schönsten Menschen der Welt gezählt wird.

Wer immer heute einen kleineren oder größeren Kummer hatte oder noch hat: Dieser Film wird ihn ein bisschen lindern. TOWANDA!

Gruß Biene

27. März 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Wer ist der Profi - Freitag in Alsdorf bei Aachen bei Katharina

"Zum Kaiser"

Aperitif: Portwein
Vorspeise: Jakobsmuschel - Zwiebel / Zitrone
Hauptspeise: Lammkarree - Wurzelgemüse / Kartoffeltaler
Nachspeise: Kaiserliche Variationen - Schoko / Vanille / Quark

Über die Grenze

des guten Geschmacks verirrt sich Kristof in seiner allgemeinen Kritik an anderen in ziemlich deftigen und bösartigen Worten über Katharinas Figur: Ich muss den chauvinistischen Unsinn hier nicht wiederholen. Mir gefällt auch seine Frisur nicht. Und? Verliere ich ein Wort darüber? Nein!

Carolina rast mit schnellen Worten durch die Sendung, und es wird einem ziemlich schwindelig dabei. Immerhin ist es der fünfte Tag, an dem sie die Nerven anderer strapaziert. Der Koch der Woche, er heißt Kirill und nannte sich in altbewährter Geheimdienst-Manier eine Zeitlang Stefan, kann es kaum noch erwarten, sich erstens zu outen und zweitens die ganze Chose zu gewinnen. Das geballte Selbstbewusstsein eines selbst verliebten Selbstdarstellers kommt zum Vorschein, wo ein bisschen Mäßigung angebracht wäre.

Doch die Herren der Aachener Kaiser-Runde sind in ihrer Wichtigkeit kaum zu überbieten: Und wo die Kritik über das Menü nicht mehr hinreichend ausreichend ist, muss eben etwas Persönliches herhalten - oder diffuse Kleinigkeiten mehr Wertigkeit erlangen als ihnen zukommen: Ein Klecks auf dem Tellerrand bringt Kristof gar vollkommen aus der Fassung. Das hätte ihm in der Tat nicht passieren können bei seiner Klein-Klein-Kleckserei in die konzentrierte Tellermitte.

Die toughe Katharina im niedlichen Anzug und mit einer schicken Fliege ausgestattet, kocht nicht zum erstenmal. Man merkt auch, dass sie gerne kocht. Dass sie den Kerlen das Wasser nicht reichen kann - entscheiden die mit ihren jeweils sechs Punkten am Ende selber: Kirill ist überkritisch böse - wie jener Orkan vor ein paar Jahren, der so ähnlich hieß wie dieser Schlauberger allererster Güte. Glaubte ich gestern noch, er sei vermutlich ein Gärtner, so muss ich heute einsehen: Man muss nicht jedes Restaurant betreten, das gerade geöffnet hat.

Katharinas Selbsteinschätzung ist natürlich übertrieben hoch gegriffen. Sie bekommt am Ende nur fünfundzwanzig Punkte - genau so viele wie ihre Mitstreiterinnen. Die Herren hingegen sind mit jeweils zweiunddreißig Punkten die Gewinner. Dass Kirill seinen Gewinn spendet, ist nichts, was man besonders heraus heben muss: Das ist eine voxsche Vorgabe, und in der Hinterhand bekommt der Koch der Woche die Gage gut geschrieben.

Ich konnte in dieser Woche nicht viel gut schreiben auf die Konten der Teilnehmer. Einen Sieger oder eine Siegerin der Herzen habe ich nicht, ich habe nur eine Kartoffel der Herzen gefunden.

Guten Morgen, Gruß Biene

Freitag, 27. März 2015

27. März 2015 - Stille Stunden - For You 9525


For You 9525

Ausnahmsweise erzähle ich einmal etwas über mich: Mein Bruder starb bei einem ähnlich traumatischen Unglück wie jenes, das jetzt alle Passagiere und Besatzungsmitglieder des Germanwings-Fluges getroffen hat. Sein Tod war plötzlich, erschreckend und hat die ganze Familie in eine tiefe Trauer und auch Verzweiflung gestürzt. In dieser Zeit haben wir einen enormen Zuspruch von überall her erfahren - ohne dass es damals das Internet überhaupt gegeben hat (zum Glück!). Die tröstenden Worte kamen in persönlicher Form und in schriftlicher oder telefonischer, je nachdem, wo jemand wohnte. Zur Beerdigung hatten sich so viele Menschen eingefunden, dass man einerseits im Meer der Mit-Trauernden untergegangen ist, andererseits sicher und geborgen war.

Den ersten entsetzlichen Tagen folgten weitere furchtbare, ich möchte sagen: Jahre. Für meine Eltern wurde die Welt nie mehr, wie sie einmal war. Meine Mutter konnte ihrer Trauer zumindest Worte geben, während mein Vater alles stumm in sich hinein fraß. Vielleicht ist er deshalb nicht so alt geworden wie sie. Doch bis an ihr Lebensende mit 80 Jahren hat sie der Verlust nie mehr wirklich glücklich werden lassen.

Diese Trauerbewältigung haben die Angehörigen der Opfer von Flug 4U9525 noch vor sich, und für viele wird dieser Weg ein steiniger, einer mit vielen Hindernissen und mit dem unweigerlich kommenden Unverständnis vieler Leute: Irgendwann passiert es, dass die anderen den Trauernden nicht mehr zuhören möchten, können, wollen. Was aus der Sicht der nicht direkt Betroffenen allzu verständlich ist.

Die Eltern der Opfer einer Schule in Haltern am See sind somit bei all dem Unglück noch in einer Gemeinschaft geborgen. Eine direkte Selbsthilfegruppe bietet sich dringend an: Hier versteht einer den anderen, und es geht sogar um dasselbe Unglück - welches man ohnehin nie begreifen wird. Da kann man noch so viel im Kreis reden, hinterfragen und nach einem Sinn suchen: Es gibt keinen Sinn. Doch Reden hilft immer, und die betroffenen Eltern werden vielleicht auf immer jemanden zum Reden brauchen.

Andere werden allein sein in ihrer Trauer und in der langen Zeit nach dem Unglück. Ein jeder von ihnen muss einen Weg finden, damit weiter leben zu können - und wenn es gut läuft, eines Tages wieder lachen zu können.

Nur die Angehörigen und besonders die Eltern des bereits öffentlich schuldig gesprochenen Co-Piloten haben erfahren, dass es etwas gibt, das noch schlimmer ist als der Tod eines Kindes: Wenn ihr Kind der vermeintlich Schuldige am Geschehen ist.

Allen voran eine bestimmte Zeitung bildet da die Meinungen in äußerst aufdringlicher Art und Weise. Und ohne irgendwelche Rücksichten auf Unschuldige haben sie den Namen des First Officers veröffentlicht und seinen Wohnort bekannt gegeben. Damit die Hatz los gehen kann.

Und so verlieren viele den Rest von Anstand, z. B. auf Facebook, wenn sie Kommentare abgeben, die sie nie wieder zurück nehmen können, und die vermutlich so unterirdisch bösartig sind, dass es einem angst und bange wird. Ich lese nicht auf diesen Profilen, ich habe aber davon gehört.

Liebe Leute, die ihr meint, derart niederträchtig posten zu müssen, der Co-Pilot ist bereits verstorben. Ihm könnt ihr nichts mehr anhaben - umso mehr aber seinen Angehörigen. Die aber sind ebenfalls in Trauer, sind ebenfalls betroffen und werden ohnehin ihres Lebens nicht mehr froh.

Es wäre mal ein ganz neuer Akt, die bebilderte Zeitung zu ignorieren und eigene Wege zu beschreiten: Zum Beispiel den Eltern des A. L. zu kondolieren, und das aus ganzem Herzen, da ja nun mal bekannt ist, wer sie sind. Warum der Co-Pilot diese Tat begangen hat und ob es überhaupt eine Tat war, ist überdies noch nicht wirklich endgültig geklärt. Vielleicht bringt eine spätere Obduktion engdültige Erkenntnisse. Vielleicht klärt sich der wahre Sachverhalt auch niemals gänzlich auf.

Und den Medien sei das Taktgefühl zurück zu wünschen bzw.überhaupt zu wünschen: Lasst die Leute in Ruhe, postiert euch nicht vor Häusern von Trauernden, um der Sensationsgier Fraß zu geben.

Von hier aus wünsche ich allen Trauernden viel Kraft, Mut, Zuhörer und irgendwann, ganz viel später, viele schöne Erinnerungen an eure verstorbenen Lieblinge.

Guten Tag, Gruß Silvia

26. März 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Wer ist der Profi - Donnerstag in Berlin bei Kristof


Aperitif: "Berlins Finest" mit Bier
Vorspeise: Rote Bete - Räucheraal - Joghurt
Hauptspeise: 72-Stunden-Rind - Karotte - Zwiebel
Nachspeise: Topinambur - Karamell

Ich liebe meine Küche

Sieht man sich in der Küche von Kristof um, merkt man: Auch er liebt seine Küche mit dem Maschinenpark, dem Dampfgedöns und was-weiß-ich - nur ein paar einfache Töpfe sind hier Mangelware: Aber irgendwas ist ja immer, sonst hätte ich auch keinen Spaß daran, auf meiner geliebten Tastatur ein Dinner zu belästern.

Kristof betreibt einen geheimen "Supper-Club" irgendwo in Berlin, in dem er an den Wochenenden für Leute kocht, die sich wohl auf ebenso geheimen Wegen finden lassen. Dann bekommen sie ihr Pünktchen- und Show-Dinner von ihm kredenzt. Sind diese Clubs für die Finanzämter und vor allem die Gesundheitsämter auch geheim? Ich habe keine Ahnung, mir hat sich der Weg zu versteckten Ess-Events bislang nicht erschlossen.

Kristof hat für sein Dinner regionale Produkte ausgewählt, die er ausführlich erwähnt, so dass es sich vielleicht um gesponserte Produkte handeln könnte. Nicht aus seiner Region kommen die Mitstreiter: Allen voran Carolina, die inzwischen jede schöne und erträgliche Variante ihrer Stimmlage verloren hat - und Stefan, der das Menü nicht genießt, sondern seziert, um bei den minimalen Kostproben jede Geschmackverirrung mitzubekommen.

Kristof ist flink, organisiert - und er leckt sich im Gegensatz zu einigen anderen nicht ständig die Finger ab. Was er jedoch ohne seinen Maschinenpark anrichten würde, bleibt im Dunkeln. Zweiundsiebzig Stunden sous-vide gegartes Rind - welch ein Schnickschnack! Immerhin gart dieser Quatsch ohne weiteres Zutun vor sich hin.

Seine Anrichtungsweise erinnert an den Montags-Koch: Schnörkelig und so minimalistisch, dass man nach dem Dinner gern noch eine berühmte Berliner Curry-Wurst zu sich nehmen möchte, um mal was Handfestes zwischen den Zähnen zu haben - Zähne wollen richtig zubeißen und nicht flüchtig gestreift werden.

Stefan, der Mann ohne Tisch-Manieren, was sich eigentlich widerspricht, wenn man sich an sein Dinner erinnert: So preisverdächtig kitschig angerichtet, und dann über den Tellern hängend wie ein ...

Kristof bekommt zweiunddreißig Punkte und liegt somit gleichauf mit Stefan: Die beiden werden sich wohl den Hedwig-Courths-Mahler-Gedächtnispreis für Küchenromantik teilen müssen.

Es sei denn, Katharina überzeugt heute Carolina von ihrem Dinner. Das Super-Deern ist mangels eigenen Kochkünsten eine besonders kritische Bewerterin. Blond eben. - Ach, ich bin ja auch blond.

Guten Morgen, Gruß Biene

Donnerstag, 26. März 2015

25. März 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Wer ist der Profi - Mittwoch in Hamburg bei Carolina


Aperitif: Soup Champagner
Vorspeise: Straußentatar ohne Federn, Scampi Piri Piri, Bread Roll und Avocado-Salat
Hauptspeise: Zebrasteak Windhoek, Kartoffel Lüderitz, Aubergine mit Couscous-Dattel-Füllung
Nachspeise: Friedensteller Nelson Mandela - Waffelschale gefüllt mit karamellisierten Heidelbeeren, an Brownie mit Sahnehaube und Peace-Cake


Jenseits von Afrika

träumt Carolina von ihrer Straußenfarm in Namibia und zollt dem Land tiefen Respekt mit ihren Wildlife-Klamotten, die in etwa aus der gleichen Zeit stammen wie ihr Arschgeweih-Tattoo. Ich sehe sie vor mir auf dieser Straußenfarm, die ihr Metzger-Mann als Ausweichmöglichkeit zur Rinderproduktion in der BSE-Krise schlau wie ein Fuchs aufgebaut hat. Ich sehe sie in ihrem hundertfach gesicherten und bewachten Haus, in dem sie wie eine African Queen residiert: Und ob Afrika Carolina genau so liebt wie Carolina Afrika liebt - bleibt ein Geheimnis.

Nun ist die BSE-Krise vorbei, die Straußenfarm Geschichte - und ihr Mann betreibt einen Metzger-Großhandel, während die dominante Sr. Carolina-Rabiata in einem Operationssaal als Anästhesie-Schwester fremde Leute in den Schlaf schickt, indes sie der Dinner-Gemeinde einen Adrenalin-Stoß nach dem anderen versetzt:  Diese docken direkt an den sensiblen Nervenenden an. Sie redet schnell, oft, ohne zu denken und mit einer vielfach geübten gelassenen Überheblichkeit.

Die Wohnung, in der sie kocht, gehört vielleicht einer ihrer Zwillingstöchter? Möchte sie in einem Anflug von Bescheidenheit ihr wirkliches Zuhause nicht zeigen? Und vor allem nicht die vielen Trophäen aus Afrika? Wir werden den Fall nicht mehr lösen können!

Straußentatar ohne Federn? So lautet der Titel ihrer Vorspeise, der von einer gehörigen Respektlosigkeit dem Tier gegenüber spricht. Tiere, die man isst, sollte man nicht noch veralbern. Lustig geht anders.

Ein Zebrasteak zum Hauptgang hätte sie sich sparen können. Man muss nicht alles essen, was man in den Mund schieben kann.

Die investigativen Gäste können ihren Nachtisch nicht mit Afrika in Bezug bringen und haken nach: Oh je! Die Brownies erinnern an die Hautfarbe von Nelson Mandela! Er hätte sich schön bedankt, dass sie ihre Waffelschale Friedensteller nennt und ihn selber mit einem Kuchen vergleicht. Wie bringt man eine Waffel mit dem Wunsch nach Frieden überein?

Ich bedanke mich auch für diese Lehrstunde, in der sie zeigt, wie man ein perfektes Dinner auf keinen Fall wuppen kann. Sie bekommt fünfundzwanzig Punkte, und das sind viel, viel mehr als sie verdient. Von hier bekommt sie drei Punkte ausschließlich dafür, dass sie sich so aufschlussreich geoutet hat. Man liest nur hinter den Worten und Taten wirklich gut.

Guten Morgen, Gruß Biene

Mittwoch, 25. März 2015

24. März 2015 - Vox - Goodbye Deutschland - Die Bebensees auf Gran Canaria

Foto freundlicher Weise von Biggy Bebensee zur Verfügung gestellt


Life Is A Cabaret

Manchmal fehlen Birgit Bebensee auf Gran Canaria die klaren und eindeutigen Regeln, die es in Deutschland gibt. Und gerade diese Mentalität unterscheidet die Bebensees von einer Meute von Auswanderern, die eben genau diesen Regeln zu entfliehen wünschen - und sich auf dem Boden der Tatsachen wiederfinden, der dann auch noch ein fremder und steiniger Boden ist.

Seit nunmehr sechs Jahren leben sie ihren Traum auf der Sonneninsel, und nicht immer ist alles nur Friede-Freude-Cabaret, sondern harte Arbeit. Wenn man die nicht scheut, wie Birgit Bebensee und ihre Familie, vernünftige Pläne gemacht hat, ein bisschen Glück hinzu kommt - dann kann man sein Leben im Ausland genießen.

Hinzu kommt ihr überaus herzliches und natürliches Wesen, so dass jeder von ihrer wirklich integren Persönlichkeit überzeugt ist, der je mit ihr zu tun hatte. Von der Überheblichkeit manch einmalig in der Öffentlichkeit aufgetretenen Möchte-Gern-Fernsehstars hat sie rein gar nichts.

Und das wird das Muttertier an ihre Tochter Bianca weiter gegeben haben, davon bin ich überzeugt. Endlich hat Vox einmal Abstand davon genommen, kleine Querelen zwischen Mama und Tochter zum Inhalt eines Up-Dates über die Bebensees zu machen. Zwischen Mutter, Vater und Tochter passt doch in Wirklichkeit kein Blatt ...

Nobby Bebensee ist froh und glücklich über seine tatkräftige, energische Frau, die alles in ihre Hände nimmt - und irgendwie zu einem glücklichen Ende bringt, auch wenn die Umstände manchmal widriger Natur sind.

Ihre neueste Idee muss von Bianca und den übrigen Angestellten ausgeführt werden: Ein Show-Dinner á la Cabaret! Da werden die Tanzbeine geschwungen und die Stange bearbeitet, dass es eine Freude ist, den Leutchen hierbei zu zu sehen. Selbst ein älterer Herr, der zur Fortbewegung einen Stock benötigt, hatte seine Freude an der Show und fühlte sich gleich wie "mittendrin".

Und noch mehr mittendrin ist eine strahlende Biggy, die die Früchte harter Arbeit trägt - und sicherlich auch weiterhin das Herz ihrer kleinen Familie bleibt.

Und weil Vox am Ende über die hübsche Bianca spricht - füge ich hinzu: Auch Birgit ist eine sehr hübsche Frau - äußerlich und innerlich.

Weiter so, Familie Bebensee - Shit was auf die Dezibels. Bis die von den zuständigen Behörden bemerkt werden ... hat die Mama einen Ausweg gefunden.

Gruß Biene

24. März 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Wer ist der Profi - Dienstag in Hamburg bei Alisha

Foto: M. R.

Aperitif: Frischer Citrus-Kiwi-Drink mit Minze
Vorspeise: Samtige Suppe von der Pastinake und Apfel mit Ingwer und Dill verfeinert
Hauptspeise: Dreierlei Püree mit feiner Kalbsleber an Salbei, Rotweinsauce und warmen Birnen
Nachspeise: Schokoladen-Mandel-Parfait mit warmen Beeren und Minze


Unter Verdacht

Die Spannung steigt ins Unerträgliche, wer halbgottmässig und beruflich kocht, und vielleicht sieht deshalb der Aufzug zu Alishas Wohnung hinauf aus wie eine Gummizelle: Damit sich die Gemüter mal gründlich abregen können und die ewigen Wiederholungen der so wichtigen Spekulationen, wer denn nun derjenige, welche ist, runterkochen! Einer von denen, die seit Jahren die Hauptrollen im Fernsehen geben: Die Köche!

Es wird hin und her spekuliert, aber unter Verdacht gerät nicht jeder oder jede der dieswöchig Kochenden. Der Architekt der blühenden Gärten steht ganz oben auf der Liste der Verdächtigen. Dass sein Essen kalt war, findet Stefan selber nicht so schlimm - und da springt ihm Kristof schon mal klug vorausschauend zur Seite.

Dass Alishas Vorspeise, eine Suppe, nicht so gekonnt gemalt aussieht wie die Bilder, die sie  zeichnet, bemängelt vor allem Stefan: Was hat er erwartet? Eine Suppe, die sich gleich einem Wasserfall über den Tisch ergießt, umgeben von satten Blütenträumen und Brotscheiben als Bötchen auf einem Meer von Schnulzen? - Stefan nimmt sich selber ausgesprochen wichtig und beansprucht für sich selber demnächst den Titel: Der Hedwig Courths-Mahler der koch-energischen Wichtigtuer.

Alishas Mutter hilft ihr beim Schnibbeln, und die beiden haben ziemlich gute Laune. Dass später noch eine Wein-Kennerin alle Getränke reicht, aber zu diesen nicht viel sagen darf (raus geschnitten?), macht es erträglicher als der letztwöchige Sommelier, der universitätstaugliche Vorträge gehalten hat.

Schon mal vorab für Sympathiepunkte werbend, blendet Vox im Untertitel ein: Der Profi spendet im Falle eines Gewinns seine Prämie! - Er wird aber per se nicht leer ausgehen, sondern eine Gage erhalten. Dass er oder sie die 5.000 Euro spenden würde, ist also nur eine Augenwischerei und Zuschauerverschaukelung, die schon vorab vom Sender fest gelegt wird.

Alisha bekommt fünfundzwanzig Punkte - und niemand der Mitstreiter hält sie für die professionell Kochende in dieser Wichtig-Woche. Warum eigentlich nicht? Gerade unter den Köchen gibt es so viele schwarze Schafe, die ganze Restaurants in den Ruin kochen.

Ich erinnere mich ausgesprochen positiv an Eric Daniel, den jungen Wilden, der in Dortmund lebt und in Essen im Residence kocht. Kein Wichtigtuer, kein Aufschneider, aber ein göttlicher Koch - einen von seiner Qualifikation erwarte ich in dieser Woche überhaupt nicht.

Guten Morgen, Gruß Biene

Dienstag, 24. März 2015

24. März 2015 - Stille Stunden - Ein tief-trauriger Tag


Ein tieftrauriger Tag

Eine Maschine der Lufthansa-Tochter German-Wings ist heute in Südfrankreich nach einem plötzlichen Absinken der Flughöhe auf unter 2.000 Meter abgestürzt. Der Zielflughafen sollte Düsseldorf sein. Inzwischen geht man von keinen Überlebenden aus, und Angehörige in Düsseldorf werden von Notfall-Seelsorgern umsorgt.

Von dem entsetzlichen Unglück sind 150 Menschen betroffen, darunter sind zwei Babies und Schüler eines Gymnasiums in Haltern am See.

Das traumatische Erlebnis eines gewaltsamen Todes wird von manchen Angehörigen nie verarbeitet werden, und für Eltern, die ihre Kinder verlieren, kann es auch das Ende der eigenen Hoffnung auf die Zukunft bedeuten. Verwaiste Kinder, deren Eltern vielleicht in der Maschine saßen, warten ein Leben lang vergebens auf Antworten. Aber auch verwaiste Ideen und Pläne starben in Südfrankreich.

Wenn jemand davon spricht, dass dies für Angehörige der schwärzeste Tag ihres Lebens ist - so denkt er nicht an die vielen noch kommenden schwarzen Tage: Voll tief empfundenen Mitgefühl hoffe ich auf ausgesprochen  professionelle  Hilfe, gepaart mit viel Herz, für eine Trauer, die unter Umständen nie endet, sondern nur im Laufe einer langen Zeit gemildert werden kann.

Unser Blick geht heute nach Südfrankreich und Düsseldorf. Unglücke sind so furchtbar sinnlos.

Guten Tag, Gruß Silvia

23. März 2015 - Vox - Wer ist der Profi? - Montag in Hamburg bei Stefan

Foto: M. R.

Aperitif: Champagner
Vorspeise: Ente, Cranberry und Süßkartoffel
Hauptspeise: Ochsenbacke, Petersilienwurzel, Apfel und Trüffel
Nachspeise: Passionsfrucht, Whisky und Schokolade


Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen

Und es darf gerne ein guter Koch darunter sein: Der muss sein Handwerk nicht erlernt haben, sondern nur ein bisschen Liebe zum Kochen auf Wolke Zwölf mitbringen. Doch der Hamburger Stefan sollte es nicht sein - weil zum Genießen weitaus mehr gehört, als gut kochen zu können.

In filigraner Kleinkunst-Arbeit richtet er seine Teller ganz nach dem Motto an: Das Auge isst mit, der Magen kann sehen, wo er bleibt. Satt wird der nicht von diesen fotogenen Mini-Portionen. Besonders die Vorspeise ist ein blühender Witz: Pünktchen hiervon, Pünktchen davon - fertig ist die Blumenwiese inklusive eines gestopften Entenleber-Kleckses. Schönes Bild rein äußerlich, innerlich viel Qual und Pein.

Stefan ist in seiner Küche so sehr mit seiner Vorspeise beschäftigt, dass alles andere unsichtbar vorbereitet werden musste. Ob sein Freund David, in dessen Restaurant er einkauft, hier ein Verbündeter der unbekannten Größen ist? Oder ob Stefan letztendlich als gelernter Koch die Oberaufsicht über das Vorbereitete hatte - spielt hier keine Rolle. Ochsenbäckchen kann er nicht zeitnah zubereiten, weil sie sich sonst nicht portionieren lassen!? Wie bitte? Wenn das so ist, dann muss ich eigentlich aufhören, meinen Beitrag zu schreiben - weil mein Essen für Donnerstag vorbereitet werden muss ...

Die Gäste trudeln ein und bemerken gleich einem größten Drama schnell, dass er die Champagner-Flasche nicht auf die Art öffnen kann, wie sie es verdient. Na, so was! Niemals hat jemand beim Dinner einen größeren Fauxpas begangen.

Die Schmackofatz erscheinen wie aus dem Nichts von irgend wo her, aber die kriegen schnell ihr Fett weg. Wie sich das so gehört.

Der Hauptgang ist eine ebensolche Erscheinung wie die Nachspeise: Sie sind plötzlich da und betreten die Bühne, um ausgiebig bestaunt und beklatscht zu werden. Damit niemand merkt, was so alles in der Küche nicht brutzelt - verzichtet Vox darauf, den Kochenden in seinem Reich heimsuchen zu lassen.

Stefan, der angeblich als Restaurantfachmann arbeitet (er könnte aber auch Gärtner sein), bekommt am Ende zweiunddreissig Punkte. Ich muss mich enthalten, denn ich habe nur das Chaos für die Vorspeise ein bisschen miterleben dürfen, alles andere ist im Nebel vieler Kenner-Worte von Stefan verschleiert worden.

Guten Morgen, Gruß Biene

Montag, 23. März 2015

22. März 2015 - ARD - Tatort Berlin - Das Muli

Foto: I. N.

Das Muli

Mit einem spektakulären Auftritt für die Freunde des modernen Theaters verpufft der Stress der Neu-Ermittlerin Nina Rubin (Meret Becker) in einer schnellen Nummer in einer schnellen Nacht mit einem Kollegen. Dass daraufhin der gehörnte Ehemann wohl endlich genug von seiner wilden Hummel hat und sie und die drei Söhne verlässt, ist ein Einstand, der auf weitere private Enthüllungen deutet. Das weltberühmte Berliner Herz leidet. Eine Kommissarin, die weint, weil sie als Ehefrau versagt hat. Das Weinen steht Meret Becker jedoch besser als ihr zeitweises Herumgeschreie.

Ihr neuer Kollege aus dem Drogendezernat ist Karow (Mark Waschke), der völlig cool und ein bisschen undurchsichtig durch die Filmlandschaft den Streifengang durch die Hauptstadt unternimmt. Selbstverständlich hat er als ehemaliger Drogen-Ermittler ein paar Kontakte zu Mitgliedern des organisierten Verbrechens.

Allen voran Kida Khodr Ramadan, der einen bitterbösen und gestressten Verbrecher der übelsten Sorte abgibt - und am Ende in veritabler Scharfschützenmanier hingerichtet wird. Doch erst einmal ist er sowohl der fürsorgliche Familienvater zweier kleiner Töchter - als auch der, der junge Mädchen aufs schlimmste missbraucht: Als sogenannte Mulis bekommen sie einen komfortablen Urlaub spendiert, um anschließend Kondome mit Drogen zu schlucken - und nach Deutschland zu transportieren.

Und wenn dann so ein Päckchen platzt ... ja, dann wird der Krimi ziemlich blutig. In einer Szene schneiden er und ein Helfer einer noch lebenden Kurierin die Säckchen aus dem Magen heraus. Je mehr und je deutlicher Blut fließt, je größer der Erinnerungsfaktor an den Krimi. Sex und Blut verkaufen sich gut.

Eine andere mit Drogen vollgestopfte Kurierin kann fliehen und ihren straffällig gewordenen Bruder zu Hilfe rufen. Sie können sich verstecken und führen ein sicher interessantes Gespräch über all die Vorgänge, dem ich leider nicht folgen kann - weil die Darstellerin ziemlich undeutlich vor sich hin nuschelt. Man hätte ihr vorab mal ein paar Stunden Sprech-Unterricht gönnen sollen.

Kein neues Thema, kein Handlungsstrang, der nicht schon einmal irgendwo durch gekaut wurde, aber ein durchaus spannendes Ermittler-Team:  Bleibt nur die Frage, ob die Ermittler spannender sein müssen als ihr zu ermittelndes Verbrechen.

Guten Morgen, Gruß Biene

Sonntag, 22. März 2015

21. März 2015 - ZDF - Der Kommissar und das Meer: Wilde Nächte


Der Kommissar und das Meer: Wilde Nächte

Schwungvoll zur Stelle ist Kommissar Anders, der eigentlich ein Picknick mit der Familie geplant hatte, als die junge bezaubernde Elsa sich von den Steilklippen in den Tod stürzen möchte, und rettet ihr Leben.

Zuvor sieht man einen alternden Mann, der sich an einer Wodkaflasche festhält und sich mit seinem Pferd über philosophische Dinge und sein Selbstmitleid unterhält. Und eben dieser Mann ist jetzt tot, und die junge Frau ist seine Tochter. Ist es denkbar, dass die Frau so entsetzt über den gewaltsamen Tod des Vater ist, dass sie auch nicht mehr leben möchte? Nein, und eben dies macht sie von Anfang an verdächtig.

Neben der verhinderten Selbstmörderin greifen noch andere Motivlagen in das Geschehen ein: Sexsucht ebenso wie Prostitution, und ein windiger Geschäftemacher ist obendrein am Start. Doch am Ende ist es die Tochter, die ihrem Vater gewaltsam eine Wodkaflasche in den Hals gezwungen hat - und der dadurch ertrunken ist. Und natürlich hat er sie als Mädchen missbraucht: Man lässt dieses ungern aus in einer guten Verquickung von im elenden Unglück endenden Familien.

Viel Drama und Sex im landschaftlich beschaulichen Schweden - mit tollen Naturaufnahmen, sowohl von den Landschaften als auch von nackten Körpern. Als Pathologin ist eine alte Bekannte von vielen Kindern im Einsatz: Die einstige Darstellerin der Pipi Langstrumpf, hier aber ganz vernünftig und sortiert und auch nicht mit zweierlei Strümpfen durch die Hallen laufend.

Wir müssen schlucken, dass wir Deutschen immer ein bisschen verklemmt sind - aber dass überall Vorurteile gegen alles und jeden herrschen, ist keine Neuigkeit. Mal ist was Wahres dran, mal nicht. Ich kenne nicht alle Deutschen und habe daher kein weiteres Statement zu dieser Aussage.

Der Film ist insgesamt eine solide TV-Unterhaltung, doch am Samstagabend gibt es bessere Krimis. Für die Herren der Fernseh-Gucker ist die weibliche Episodenhauptrolle Ida Engvoll sicher schon Grund genug, diesen Krimi zu mögen - da dieses Motiv bei mir keine Anwendung finden kann, bleibt nur zu sagen: Man konnte sich den Film ansehen, er war ganz nett. Ohne kleine Schwester.

Guten Tag, Gruß Biene

Samstag, 21. März 2015

20. März 2015 - ARD - Alleine war gestern


Alleine war gestern

Fünf Menschen, die unterschiedlicher Vita nicht sein können, finden zueinander und gründen eine Wohngemeinschaft. Das einzige, was sie miteinander verbindet ist ihr Lebensalter: Sie sind alle über sechzig, und sie wollen noch einmal miteinander durchstarten, frei nach dem mittlerweile zu einem geflügelten Wort gewordenen Udo-Titel "Mit 66 Jahren ...". Doch nicht nur in dieser Altersklasse kommt manchmal das Schicksal dazwischen, um eine gut gemeinte Gemeinsamkeit auf den Gemeinsinn zu überprüfen.

Uschi, die Seele der neuen Lebensart, die eigentlich noch so viel vor hatte, erleidet einen Schlaganfall. Und das ist gerade zu ein tiefer Schlag für die anderen vier, die sich uneins sind über Krankheiten und deren Pflege und der Verantwortung, der sie mit dem Eingehen gemeinsamen Wohnens aufgesessen sind. Schnell trennt sich der gute Wille vom Unwillen, für einen anderen Menschen präsent zu sein und damit ein Stück Eigenleben aufzugeben.

Harry zieht aus, will sich noch nicht damit anfreunden, was alles passieren kann und auch passiert ist. Die anderen sind ebenfalls nicht die besten aller Pfleger, obwohl ein Arzt unter ihnen ist, der ihnen beratend zur Seite steht, aber eher den neu erweckten Gefühlen nachgeben möchte als sich auch im Pensionsalter nicht allein dem einstigen Beruf, sondern auch der für ihn ziemlich neuen Pflege von Patienten widmen soll.

Uschi hat Quatsch gemacht und ist krank geworden. Das sprengt die sich noch jung fühlende Gemeinde - und ohne an eigene kommende Wehwehchen zu denken, klappt das nicht wirklich. Fortan muss sie sich im Rollstuhl fortbewegen und hindert die anderen an der freien Entfaltung ihrer letzten noch einigermaßen jungen Jahre.

Eine gute Idee ist solch eine Wohngemeinschaft auf alle Fälle - aber für den Fall der Fälle muss dringend vorab Sorge getragen werden und Vereinbarungen besiegelt werden.

Dass in diesem Film gekifft werden muss, ist vermutlich dem Alter der Protagonisten geschuldet, denn man könnte denken, diese Generation hat das Kiffen erfunden. Dem Film verleiht es Plattheit. Dass die Liebe noch einmal erwacht, ist ein hübsche Sache - aber sie wäre nicht erwacht zwischen dem Arzt und der Kassiererin, auch dann nicht, wenn sie nicht krank geworden wäre: Der Arzt fühlt sich zu der anderen Akademikerin hingezogen. So gut, so vorhersehbar.

Am Ende entschließt Uschi sich für ein Pflegeheim, und es findet ein Casting für einen neuen Mitbewohner statt. Offfenbar leiden die verbliebenen vier Leutchen unter Altersarmut, warum im Einzelfall auch immer ... Und Harry, der Abtrünnige, darf zurück kehren, nachdem alle neuen Interessenten so dermaßen gescheitert sind beim Casting, dass es der Logik letzter Schluss ist.

Ich habe dem Film gern zugesehen, wenn er auch ziemlich simpel daher kommt und nur schwarz-weiß zeichnet, anstatt die vielen möglichen anderen Probleme anzureißen: Offenbar fühlen sich die Ü-60er zu jung, um dramatische Altenprobleme vorzeitig zuzulassen. Das ist womöglich wirklich aus dem prallen Leben gegriffen, aber in eben jenem gibt es noch jede Menge mehr an Komplikationen zu verarbeiten und zu beschreiben.

Guten Tag, Gruß Biene

20. März 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Freitag im Saarland/Saarlouis bei Peter


Aperitif: Wilder Hibiscus trifft Crémant und ein französisches Geheimnis
Vorspeise: Zwiebelsuppe nach Art der Pariser Marktfrauen
Hauptspeise: Gegrillte Hähnchen mit zweierlei Paprikarelish und Rosmarinkartoffeln
Nachspeise: Aufgehängter Joghurt in zwei Variationen


Wenn der Vater mit dem Sohne

sich an einem perfekten Dinner versucht, muss nicht immer alles klappen, und es kann trotzdem ein schöner Abend werden. Papa ist schon im Vorfeld skeptisch, dass Sohnemanns Dinner überhaupt ein Gewinner-Menü werden kann. Im Rahmen allgemeiner Preiserhöhungen hat Vox auch das Preisgeld für die Wochensieger um glatte hundert Prozent auf 3.000 Euro erhöht. Damit potenziert sich der menschliche Faktor in dem Spielchen um ein Vielfaches, und ein Hosen-runter-lassen ist nun in jeder Woche mit Gewissheit vorhanden. Der Teufel hat nicht nur den Schnaps gemacht ...

Peter lebt in einem Haus gemeinsam mit seiner Jugendliebe, die er nach vielen Jahren wieder getroffen hat, und wenn beide ihre Haushalte zusammen geworfen haben - versteht sich das vollgestellte Haus von selber. Dass seine Freundin nicht immer wirklich gut mit seiner Tochter klar kommt, wird der eher in sich selber ruhende Peter sicherlich irgendwie gewuppt bekommen.

Die Gäste haben sich zum letzten Abend besonders schick angezogen, allen voran die beiden be-fliegten Herren. Kämen jetzt noch ein ein paar feine ausgesprochene Gedankengänge von Christian hinzu, der Abend könnte schöner nicht sein. Doch ausgerechnet er muss bemängeln, dass Peter nicht selber arbeitet, sondern arbeiten lässt. Christian hat zwar selber gekocht, ansonsten hat er nicht einmal die Begrüßung seiner Gäste selber übernommen, sondern dies neben vielen anderen Gastgeberpflichten einem Nerv-Butler überlassen.

Ein perfektes Menü ist das heutige sicher nicht, und auch die Teller müssten eigentlich unter ihrer Hässlichkeit leiden - aber irgendwie passt das trotzdem alles zusammen. Adi ist ein Herzchen, das gut findet, was gut zu finden ist - und Kritik äußert, wenn sie angebracht ist. Christian hätte lieber Medizin studiert, aber in seinem Leben ist ja einiges nicht so wie er es sich gewünscht hat, angefangen bei seinem ungeliebten Wohnort. Steffi lacht sich durch den Abend und lässt der Frohnatur in sich freien Lauf: Gut so!

Peter bekommt am Ende neunundzwanzig Punkte, die sich schließlich noch halbieren, wenn er sie mit seinem Vater teilt - aber augenscheinlich kommt es ihm auf einen Sieg nicht an. Christian gewinnt wie erwartet und kann nun endlich einen Französisch-Sprachkurs buchen oder das Geld sinnlos auf den Kopf hauen. An diesem Tag der Sonnenfinsternis erhellen sich nicht alle gestellten Fragen, aber das erwartet auch niemand.

Guten Morgen, Gruß Biene

Freitag, 20. März 2015

20. März 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Robin Hunds Kommentar zu den Teilnehmern aus dem Saarland


Robin Hund macht sich Gedanken: Welcher Hund passt zu welchem Dinner-Kandidaten?


Katharina - sie hat sich einen ganz Großen der Gattung Canidae geholt: Einen Jack-Russel-Terrier! Anspruchsvoller kann ein Hund kaum sein - und das bei ihrer begrenzten Zeit. Ich würde ihr generell von einem Hund abraten - um sich einer Wüstenrennmaus zuzuwenden. Die nagt auch am Futter herum, als handele es sich um große Probleme, die man konsequent durchkauen muss.

Steffi möchte ich auch keinen Hund zuordnen, weil der vermutlich den Seehunden aus dem Zoo nacheifern müsste: Und nicht jeder Hund ist ein Zirkusartist und mag es, konsequent nach menschlichem Dafürhalten Kunststückchen erlernen zu müssen. Ansonsten könnte sie, hyperaktiv wie sie ist, Katharinas Hund hier und da in Pflege nehmen. Ein Jack-Russel, der auch noch Jack heißt, liebt es, übermotiviert betüddelt zu werden - und Katharina ist im speziellen sicher froh, ab und an eine Frauchen-Pause einlegen zu dürfen.

Adi - das lustige Haus braucht einen verständnisvollen gutmütigen Hunde-Kameraden, und damit der auch gleich noch seinen Sinn für Schönheit unterstreicht - schwuppdiwupp: Ein Golden Retriever wäre der richtige Begleiter für den Strahlemann. Mit einem Hund an seiner Seite lernt er auch jede Menge Männer kennen - nun, vielleicht nicht gerade den gewünschten Traumtypen, aber man weiß ja nie ...

Christian könnte es passieren, dass er sich aus Versehen einen Hund anschafft - und dann merkt, dass er eigentlich keinen wollte. Das wäre fatal für einen kleinen Kollegen von mir - und darum muss ich ihm dringend raten: Erst denken, dann handeln und noch mal überdenken vor dem engültigen Handeln. Hunde-Verhütung ist einfacher als Empfängnisverhütung.

Peter braucht dringend einen Begleithund, um für alle Lebenslagen einen Gefährten zu haben, der so einigen mal zeigt, wo des Hundes Gebiss zulangen könnte und auch sonst Gewehr bei Fuß steht. Ein Bichon de Maltese vielleicht? Der kleine süße Hund, der nur mit Mäusezähnchen zuschnappt (im Gegensatz zu Mäusezähnchen Katharina), sich aber keinesfalls das Fleisch aus dem Napf nehmen lässt?

Fazit der Woche: Nicht jeder Hund möchte bei einem der Dinner-Kandidaten der "beste Freund" sein, manche sind besser ohne uns dran, beziehungsweise ist das umgekehrt zu sehen. Andere brauchen zwar noch einen besten Freund, das muss aber nicht zwingend ein Hund sein.

Christian gewinnt die auf 3.000 Euro aufgestockte Sieger-Summe, aber er erringt absolut kein Hundeherz. Dafür stehe ich mit meinem Namen ...

Wuff und guten Abend, Robin Hund

19. März 2015 - ARD - Kommissar Dupin - Bretonisches Gold


Bretonisches Gold

Ein umwerfender Typ ermittelt nach einer Schussverletzung gehandicapt mit nur einem gesunden Arm in atemberaubender Landschaft in Sachen Fleur de Sel, dem weltberühmten Salz, das jeder kennt, der auch nur ein wenig kochverliebt ist.

Im dritten Fall geht es nach zweifach schon bewährtem Muster: Traum-Klasse Ermittler in traumhafter Umgebung mit einer Handlung, die in der Form öfter vorkommt und nicht so einzigartig ist wie das vorgenannte.

Kommissar Dupin (Pasquale Aleardi) stolpert auf die Schnelle ins Geschehen: Lilou, eine  Freundin, ruft ihn an und verabredet sich mit ihm an den Salinen, um ihm von ihren journalistisch investigativen Ermittlungen über die Salz-Bande in dem kleinen bretonischen Ort zu erzählen. Anstatt die süße Lilou zu treffen, trifft ihn im Kugelhagel, natürlich noch unbekannter Herkunft und Motivlage, die Munition im linken Arm. Bei so vielen abgefeuerten Schüssen hätte glatt ein letaler dabei sein können - aber wer möchte schon darauf verzichten, zu sehen, wie der attraktive Kommissar einen Fall löst, der nicht einmal in seinen Zuständigkeitsbereich fällt?

Die Spannung im weiteren Film-Verlauf bezieht sich nämlich genau darauf: Er darf eigentlich nicht ermitteln und müsste dies der Kollegin Commissaire Rose überlassen. Da jedoch seine Freundin Lilou erst einmal als verschwunden gilt - und später tot aufgefunden wird, hängt sich der Mann so richtig rein. Und bei all seinen Ermittlungen muss er stets versuchen, einerseits Zeugen zum Reden zu bewegen - und andererseits der zuständigen Commissaire Rose aus dem Weg zu gehen. Das gelingt mal mehr, mal weniger gut, denn einmal verhaftet Rose den Lonesome Rider.

Zu erwähnen ist der "Blechtrommel"-Star früherer Zeiten David Bennent, der eine größere Nebenrolle als Bruder des Salinenbesitzers spielt. Ein ziemlich verkannter Schauspieler, den man in deutschen Filmen so gut wie nie sieht: Mag das an seiner kleinen Statur liegen?  Zumindest scheut der selbstsichere Theaterschauspieler Bennent nicht den direkten Vergleich mit dem Strahlemann Aleardi, der gefühlte zwei Meter größer ist.

Man kann sich gut vorstellen, dass Kommissar Dupin noch immer nicht heimisch in der bretonischen Landschaft geworden ist, hat man ihn doch von der schillernden Stadt Paris hierher aufs Abstellgleis abgeschoben - ihn, der nicht einmal Fisch essen mag. Wie es für den schauspielernden Ermittler weiter gehen wird, steht in den Sternen, die in der rauen Bretagne auch nicht weniger strahlen als sonstwo in der Welt. Denn der Autor, der ein Geheimnis um seine Identität webt, hat bislang erst drei Romane veröffentlicht, die jetzt allesamt verfilmt wurden.

Doch sowohl Pasquale Aleardi als auch David Bennent sind gut vorstellbar in anderen Produktionen, vielleicht sogar in seichteren Gewässern (wobei dieser Krimi auch eher einer der leichten Art ist). Spannend könnte es werden, wenn beide als Konkurrenten um die Liebe einer Frau in einem Film buhlen würden, denn unterschiedlicher und spannender können zwei Männer gar nicht sein.

Guten Tag, Gruß Biene

19. März 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Donnerstag in Alshing in Frankreich bei Christian

Aperitif: Drey at home
Vorspeise: Kalbstatar mit Seeteufelbäckchen
Hauptspeise: Rinderfilet mit Trüffelkruste, Süßkartoffeln und grünem Spargel
Nachspeise: Death by Chocolate


Lost in France

Frankreich ist ein Vorort von Saarbrücken! Zumindest muss sich Christian, der in Alsing lebt, das einreden, denn er wohnt nicht wirklich dort, wo ihn irgend etwas reizt. Von der Steuerersparnis mal abgesehen. Das ersparte Geld in einen Sprachkurs zu investieren, kommt und kam ihm allerdings nie in den Sinn. Mit "Merci" und "Mon Cherie" und möglicherweise noch "Voulez-vous couches avec moi" schlägt er sich recht abweisend und voller Desinteresse gegenüber  seinem neuen Heimatland durch.

Er lebt in einer Wohnung mit seiner Frau und einem kleinen Sohn, der eigentlich nicht geplant war, denn insgesamt finden er und seine Herzallerliebste Kinder "doof". Gut, dass sein Kind erst zweieinhalb Jahre alt ist - sonst würde ich dies an dieser Stelle überhaupt nicht erwähnen, aus Sorge, der Junge könnte es lesen. Dass Binaja eines Tages Papas Auftritt im Fernsehen sehen wird, steht sicher schon fest. Der arme Kerl.

Doch auch ungewollte Kinder können selbstverständlich geliebt werden - nur gibt es seit ein paar wenigen Jahren zuverlässige Empfängnisverhütungen. So ungefähr seit 1960 ist die Pille auf dem Markt, und sie ist längst nicht allein zuständig für kinderfreie Zonen.

Christian mit den beeindruckenden Muckis legt eine ebensolche Ruhe an den Tag und entschleunigt die Sendung: Seine Handgriffe in der Küche sitzen und sind gekonnt, aber seiner langsamen Sprechweise folge ich nur ungern. Vielleicht rührt er ansonsten zuviele seiner herumstehenden Mucki-Pulver an?

Völlig entspannt fläzt er sich auf dem Sofa, während seine Gäste von "Butler" Fabian begrüßt werden. Gelobt sei die lebendige Munterkeit von Steffi, und auch Peter und Adi machen einen ausgeschlafenen Eindruck - während der Gastgeber eher einer müden wortfremden Art angehört. Doch falls er mal etwas sagt, so sitzt das: Seine Begegnung mit dem Maul eines Wal-Hais in der Tiefe der Malediven ist beeindruckend. Andere wären vor Schreck gestorben, während Christian diesen vermutlich schnell in den Schlaf geguckt hat. Wenn das Ganze nicht überhaupt im träumenden Zustand passiert ist.

Munter ist auch "Butler" Fabian, der eher kein Freund des Hauses ist - sondern eine lebende Werbesäule der Weinindustrie. Suchen sich Dinner-Teilnehmer schon Sponsoren für ihre Abende?

Wenigstens hat Christian hervorragend gekocht, da gibt es nicht viel dran auszusetzen. Außer vielleicht die Selbsteinschätzung, zehn Punkte verdient zu haben.

Er bekommt vierunddreißig von den vierzig erwarteten Zählern. Bedauerlich, dass er den fröhlichen Adi um einen Punkt geschlagen hat. Denn nur ums Essen geht es wirklich nicht, auch nicht bei Dinnern, die nicht im Fernsehen statt finden.

Müde Morgengrüße, Biene

Donnerstag, 19. März 2015

18. März 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Mittwoch im Saarland bei Adalbert

Foto: S. B.

Aperitif: Weinberg-Pfirsich-Likör küsst Rose-Sekt im Blütentraum
Vorspeise: Sellerieschaumsüppchen mit Croutons
Hauptspeise: Wachteln auf Zitronengraspolenta
Nachspeise: Gebackener Apfelknödel mit Preiselbeeren


Nur, wer den Wahnsinn liebt

Adi - völlig verfischert und vernarrt in das weiblichste Wesen rechts vom guten Geschmack, Helene Undingens, empfängt die mitgröl-geneigte Fernseh-Crew mit einem "Atemlos", dass man nach endlos scheinenden Minuten den Fernseher für immer entsorgen möchte: Nirgendwo ist man vor der bösen Überraschung sicher, Frau Overkill zu treffen!

Dabei möchte Adi die Welt mit seiner modischen Garderobe ein bisschen freundlicher stimmen - und macht dies durch seinen Musikgeschmack gleich wieder zunichte. Dass diese Frau auf gleichwohl viele Bewunderer wie auf ganz besonders tiefe Abneigung trifft, spaltet die Nation aufs Äußerste - und man darf gespannt sein, ob und wann dieser "Luxuslärm" Deutschland wieder in zwei Hälften teilt.

Wenn er nicht gerade als Fan unterwegs ist, sucht er einen Mann. Ein südländischer Typ mit blauen Augen wäre sein Traum-Favorit, und diese Kerle sind in etwa so häufig anzutreffen - wie ich in meinem Real-Life Helene Undingens-Fans treffe. Viel Glück auf der atemlosen Suche nach diesem Menschen. Im weiteren geht es aber hier und heute ums Kochen?, denn dafür haben wir uns alle versammelt.

Adi, der einst als gebürtiger Pole noch Voitek hieß und unter seinem eingedeutschten Vornamen Adalbert in der Schulzeit jede Menge Spott und Hohn einstecken musste - muss sich in seiner Küche nicht verstecken und wird auch nicht gemobbt. Er kocht nicht zum ersten Mal und ist ein überaus freundlicher Gastgeber, bei dem man gern zu Gast wäre.

Die gut gelaunte lustige Witwe Steffi hat wieder eine Ansammlung von nur scheinbar lustigen Zoten parat, von denen die über den Sellerie auch noch in die falsch gedachte Richtung geht: Sellerie macht Männer munter, nicht müde, wenn überhaupt! Über andere Zoten decke ich lieber den Mantel des Vergessens. Sie gibt dem heutigen Gastgeber als Abschluss-Note eine Zehn, was äußerst liebenswert, wenn auch ein bisschen übertrieben, ist.

Katharina, die große Kritikerin mit der kleinen Stimme hat nach wie vor an allem etwas auszusetzen und zu kritisieren: An der Vorspeisen-Suppe fehlt ihr der Schaum. Wenn sie so weiter macht, hat sie den bald vor ihrem Schnütchen. Beim Hauptgang mag sie die Wachtel-Haut nicht, und dem Zuschauer gehen ihre Sprüche teilweise unter die geduldige Haut. Der Nachtisch schwimmt zu sehr im Fett - in eben diesem, das sie auch noch abbekommt. Und siehe da ... die Zeit ist vorzeitig gekommen und Katharina verliert ihre führende Position.

Adi selbst würde sich halb-bescheiden nur sieben bis acht Punkte geben. Selbstverständlich hält sich Katharina an die Sieben, und trotzdem kommt eine Gesamt-Bewertung von dreiunddreißig Punkten zustande.

Immerhin bewahrt sie mich davor, wie versprochen die Fassung zu verlieren, falls sie gewinnt. Danke, Katharina, niedliches Früchtchen.

Guten Morgen, Gruß Biene

Mittwoch, 18. März 2015

17. März 2015 - Vox - Goodbye Deutschland - Tropischer Regenwald Brasiliens und Schweden


Die Auswanderer - Träume mit Goldrand

Manchmal nutzt sich der Goldrand im Gefüge eines neuen Lebens schnell ab und dann ist nicht nur der  Lack ab, es sieht auch noch ziemlich unschön aus. Diese Erfahrung möchte man den vier Hauptprotagonisten dieser Goodbye-Sendung nicht wünschen.

Vox hat vor nichts Angst und folgt Christian sogar in die Tiefen des Amazonas im tropischen Regenwald Brasiliens, wo dieser die Häuptlingstochter Gisseli Umussi nach einem Stammesritual geheiratet hat. Mittlerweile haben die beiden eine gemeinsame Tochter, doch die Familie verbringt nur drei Monate im Jahr gemeinsam in dem Lebensraum von Umussi. Giselli Umussi fühlte sich in Deutschland weder wohl noch heimisch, und so ist eine Fernbeziehung über 9.000 km angesagt.

Der moderne Abenteurer Christian, der in Deutschland verwurzelt ist, aber dessen Liebes-Heimathafen weit entfernt liegt: Kann ein Mann es noch besser treffen? Die Lust auf etwas Verwegenes paart sich mit der Liebe zu einer Frau zu einer symbiotischen Einheit. Wie sein Leben in den Zwischenzeiten in Deutschland aussieht und ob es wirklich nur von Arbeit geprägt ist  - wird nicht bekannt. Welch ein spannender Lebensentwurf (inklusive einer wohl nicht gültigen Heirat) - ob er von immer währender Dauer ist? - Viel Glück den beiden von dieser Stelle. Glück kann man immer und überall brauchen.

Auch Roland und Simone brauchen dringend ein bisschen Glück. Vielleicht sogar mehr als nur das. Der dreiundreißigjährige ehemalige Bodyguard und seine zehn Jahre ältere Freundin zieht es nach Schweden, irgendwo dorthin, wo sich die Füchse gute Nacht bellen und die Menschen, auf sich allein gestellt, seelisch schnell vereinsamen. Wenn dann auch noch die Mutter des einen, hier die von Roland, sich mit ins Outback begibt: Na, dann braucht es mehr als nur gute Wünsche, vielleicht sogar mehr als gute Nerven.

Rolands Mutter Melinda ist eine selbst ernannte Heilerin, aber Geld verdient sie damit vermutlich nicht. So leben sie mit neun Hundewelpen in einem abgelegenen Haus und träumen von einem sorgen- und vor allem angstfreien Leben. Roland ist als Bodyguard vor einiger Zeit beschossen worden - und er weiß nicht, von wem und augenscheinlich auch nicht, warum. Das zehrt an den Nerven. Aber muss man mit diesem Hintergrund in der eigenen Lebensgeschichte unbedingt ins Fernsehen gehen?

Nun, in diesem Fall muss es wohl so sein, warum auch immer. In Schweden wollen sie sich selbst versorgen - und mit ihren Hunden eine Zucht starten, um die dortige Polizei mit den begehrten belgischen Schäferhunden auszustatten. Eine weitere Einnahmequelle soll ein Gästehaus ohne Dusche und Toilette sein.

Melinda vertreibt erst einmal mit Hilfe von Weihrauch und all dem Kram die bösen Geister aus dem Haus - doch drei Monate später bei einem erneuten Film-Team-Besuch herrscht dicke Luft unter den Auswanderern. Sie hat die bösen Geister vermutlich nicht gründlich genug ausgeräuchert.

Geldmangel, "Schicksalsschläge" wie ein nicht zu verkaufendes Haus in Deutschland und ein direktes und permanentes Aufeinanderhocken - führen aber bislang nicht dazu, dass sie nach Deutschland zurück gehen wollen.

Zwei oder drei Hunde haben sie inzwischen verkauft. Viel mehr ist nicht passiert. Und ist es vielleicht ein Vox-Mitarbeiter, der ein Todesurteil über eine Henne fällt - und Roland muss sie schlachten? Um mittels Bildern zu verdeutlichen, wie die desolate finanzielle Lage aussieht? Herrje, eine Beinahe-Live-Schlachtung im TV - nur durch eine Person verdeckt - muss nicht sein. Nicht nur Vox weiß, dass die Welt eine grausame sein kann.

Wenigstens haben Roland, seine Mutter und Simone das eigentlich so nicht gewollt ... Von hier aus viel Glück für die drei, sie können es dringend brauchen.

Guten Tag, Gruß Biene

17. März 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Dienstag im Saarland bei Steffi


Aperitif: Crémant d‘Alsace
Vorspeise: Tarte flambeé
Hauptspeise: Baeckeoffe Hunawihr
Nachspeise: Assiette Fromage d’Alsace


Keine ruhige Minute

zeichnet Steffi vermutlich aus: Sie hat ein Ehrenamt im Zoo inne, und besonders die Seehunde mit ihren Kunststückchen haben es ihr angetan - und auch die begeisterte Vox -Mannschaft hat die rollenden Seehunde demnächst in jeder Sendung, um den Wiedererkennungswert zu steigern: So verrückt sind die Jungs und Mädels an den Schnittstellen des Dinner danach.

Zudem ist Steffi Sicherheitsberaterin für Senioren, kümmert sich um Kinder und unterrichtet sie, schreibt Reden und Kurzgeschichten ... und sicher treibt sie noch so dies und das. Da ist ein Burn-Out im Freizeit-Modus nicht weit entfernt, und die Psychologen und Psychiater haben ein neues Betätigungsfeld: Rüstige Rentner, die sich mit Tätigkeiten zuschaufeln.

Weil das alles für Steffi nicht ausreicht, ist sie in die Baustelle ihrer Kinder gezogen, hat sich beim perfekten Dinner beworben und versucht sich nun in ihrer Küche.

Diese Tätigkeit ähnelt dann eher einer Kurzgeschichte mit dem Titel "Na, ja": Schmeckt der Flammkuchen tatsächlich? Ein einfaches Hauptgericht folgt, in dem alle Zutaten zusammen geworfen werden und der perfekten Garung entgegen hoffen. Einen Nachtisch gibt es nicht wirklich, denn Käse schließt zwar den Magen - aber ein Kunststück ist es nicht, ein paar Käsesorten auf die Teller zu knallen, nicht ohne zuvor die Finger wiederholt abzulecken. Igitt.

Ein Kunststück für Katharina wäre es, wenn sie anfangen müsste, den Leuten zuzuhören. Da sie dieses nicht beherrscht, entgehen ihr sowohl Pointen als auch Inhalte gemachter Aussagen. Klare Zielsetzung der jungen Dame: Kritisieren, meckern, leiden, böse gucken!

Erfrischend dagegen Adi, der neidfrei begeistert ist von Steffis vielen Aktivitäten. Dass er in der Vorschau den Grusel-Song von Helene Unding interpretiert, dämpft die Begeisterung an dieser Stelle leider: So voller Hingabe intoniert nicht mal La Diva selbst ihren Song.

Steffi bekommt siebenundzwanzig Punkte, zu deren Endergebnis Katharina keine Fertigsoßen und Pülverchen, aber sechs Zähler beiträgt. Sollte sie am Ende gewinnen, lasse ich mich hinreißen ...

Guten Morgen, Gruß Biene

Dienstag, 17. März 2015

16. März 2015 - Vox - Das perfekte Dinner - Montag in Ensdorf/Saarland bei Katharina


Aperitif: Passion: Caipi mit Hibiskus
Vorspeise: Dreierlei asiatische Köstlichkeiten: Ravioli mit Wasabi-Schaum, Thunfisch/Lachstatar mit einem Hauch Zitronengras, Möhren-Ingwer-Kokos-Suppe
Hauptspeise: Asia-Ente mit Wokgemüse und Reis
Nachspeise: Selbstgemachtes Matchaeis mit Nashi-Wan-Tans

Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss (La Vie est un long fleuve tranquille)

Aber muss es deswegen auch unerträglich langweilig sein? Am spannendsten kann man sich an diesem Abend die Zutaten-Liste von all dem Fertig-Gedöns vorstellen, das sie großzügig hier und da und überall dran kippt oder streut.

Sie lebt in einem schönen Haus, das ihrer Schwester gehört. Unten wohnt die Schwester mit Freund, oben Katharina mit Marius - und dem Parson-Jack-Russel-Terrier, der mangels Phantasie gleich mal den Namen bekommt, der nahe liegt: Jack. So heißen nicht nur viele dieser Terrier, so planlos werden sie auch angeschafft: Es gibt kaum einen anspruchsvolleren Hund.

Sie hat einen Halbtagsjob als Altenpflegerin, studiert nebenher Pflegemanagement und ihre zwei Pferde wollen auch noch bewegt werden: Aber da könnte Jack problemlos mit rennen.

In der Küche hilft ihr Lotte, die manchmal auch Lisa heißt. Vielleicht kann sie sich nicht für einen Vornamen entscheiden, aber festgelegt hat sie sich darauf, Jack nicht zu mögen. Eine Begründung muss sie nicht nennen, man trifft diese Leute oft: Die mögen nicht nur keinen Jack, sondern auch sonst keine Hunde oder gar Tiere im allgemeinen. Zum Glück sind die Tierliebhaber noch immer in der Überzahl.

Woher kommen die Amuse Gueules, die plötzlich auf dem Tisch stehen? Woher kommt der Nudelteig? Warum lässt sie die so sorgsam vom Geflügelhändler abgeschnittene Entenhaut unbeachtet links liegen? Sie mag die Haut nicht! Fertig! Und dass andere das ganz genau anders sehen könnten - es kommt ihr nicht in den Sinn.

So wie sie bereits am ersten Abend ihre Ohren auf Durchzug stellt, riskiert sie, ihre Gäste nicht wirklich kennen zu lernen. Wie oft würden Altenpflegerinnen wohl ihre Ohren gern auf Durchzug stellen, wenn Frau Schlüter dieselbe Geschichte zum hundertsten Mal zum Besten gibt? Oder es Herrn Karau nach ein wenig menschlicher Ansprache verlangt? Von dieser Warte aus gesehen, müsste sie eigentlich eine gute Zuhörerin sein ...

Die Teller, die sie auf den Tisch stellt, sehen ansprechend aus - was nach dem wütigen Gerühre in der Küche verwundert. Vielleicht hat sie mehr mit dem schönen Schein im Sinn - als mit dem eigentlichen Kochen?

Einunddreißig Punkte können eine hohe, aber auch eine niedrige Hausnummer bedeuten, man wird es sehen.

Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss - ich warte noch auf ein paar Stromschnellen.

Guten Morgen, Gruß Biene

Montag, 16. März 2015

15. März 2015 - ARD - Tatort Bremen - Die Wiederkehr


Die Wiederkehr

Täglich frisch vom Friseur, Haare gut und die Welt ist auch nicht in Ordnung: Nicht ein Härchen traut sich an diesem Tatort-Abend, aus der Reihe zu tanzen. Und so wandelt Inga Lürsen durch ein tiefes Tal ihrer vermeintlichen Schuld. Stedefreund hingegen bringt ein bisschen mehr Action in den Fall, aber auch seine Haare liegen hervorragend. Nun muss ich trotz dieser Einleitung anmerken, dass ich erstens die Bremer Ermittler recht gut leiden kann - und zweitens der Fall ein sehr interessanter ist.

Zehn Jahre zuvor verschwand ein kleines Mädchen. Lürsen verdächtigte den Vater und nahm ihn im Verhör recht unsanft in die Mangel. Kurze Zeit darauf erhängte sich der Mann.  Das ist natürlich eine harte Nummer - aber dass die toughe Inga Lürsen sich wirklich schuldig fühlte und noch immer fühlt, ist schwer nachvollziehbar.

Jetzt wendet sich die Geschichte, denn das Mädchen von damals taucht wieder bei ihrer Familie auf, die nunmehr noch aus Mutter Silke, ihrem Sohn und ihrer Adoptivtochter besteht. Angeblich wurde das heimgekehrte Mädchen Fiona von einem Ehepaar in einem Wohnmobil gefangen gehalten und quer durch Europa kutschiert. Dass sie kein leichtes Leben hinter sich hat, bekommt auch Stedefreund zu spüren - als sie ihn mit tourette-artigen Sprüchen attackiert.

Das Psycho-Spiel kann beginnen. Wer spielt hier wem etwas vor, und wer weiß, dass es ein glückliches Ende in diesem Fall gar nicht geben kann?  Und warum sieht man Gabriela Maria Schmeide, die Silke Althoff spielt, nicht öfter im TV? Letztere Frage kann ich nicht beantworten, die anderen Fragen werden im Krimi aufgedeckt.

Ein paar unlogische Zufälle sind immer die besten Helfer aller Ermittler, und so kommt man der Sache schon näher: Die Adoptivtochter hegt Zweifel an der Identität der zurück gekommenen Schwester, doch ein Gen-Test spricht eine andere Sprache.

Der Sohn ist magersüchtig, was natürlich mit dem Holzhammer auf eine Schuld verweist, die im Grunde dann doch keine ist: Er hat einst seine kleine Schwester mit einem Kleber gefüttert - und sie ist daran erstickt.

Silke hat die tote Tochter verschwinden lassen, falsches Genmaterial in die Hände der Polizei gegeben - eben jenes der nicht leiblichen Tochter. So konnte auch die später gefundene Leiche Fionas nicht dieser Familie zugeordnet werden. - Der nun fast erwachsene Sohn kann sich natürlich nicht bewusst an die Tat erinnern, doch sein Unterbewusstsein übernimmt sehr wohl eine Schuld, indem er das Essen verweigert.

Die aufgetauchte falsche Fiona ist eine junge Frau, die mit einem Mann durch die Lande zieht, von dem sie abhängig ist - und die auf gemeinsame Abzocke aus sind - spürt erstmals, was es bedeutet, eine scheinbar heile Familie um sich herum zu haben. Denn für sie ist diese Familie heil - im Gegensatz zu dem, was sie vorher in ihrem Leben besessen hatte.

Aber nur im Gegensatz dazu! In Wahrheit ist diese Familie bis ins tiefste Innere kaputt.

Ein sehenswerter Tatort und endlich mal wieder einer, der keine intellektuellen Überflüge nötig hat - um als gelungener Film durchzugehen.

Guten Morgen, Gruß Biene

Sonntag, 15. März 2015

14. März 2015 - ZDF - Marie Brand und der schöne Schein


Marie Brand und der schöne Schein

Eigentlich wollte ich keinen Krimi aus dieser Reihe mehr ansehen, weil der letzte von mir gesehene unerträglich albern war. Da ich generell Mariele Millowitsch aber gerne sehe, habe ich gestern tapfer in den Samstagabend-Krimi reingeguckt, bin hängen geblieben und fand den Film richtig gut. Die Albernheit wurde auf ein erträgliches Humor-Maß zurück geschraubt zugunsten einer guten Dosis Spannung.

Obwohl sicher nicht nur mir schon nach ein paar Minuten klar ist, wer hier die Täterin ist. Die Faszination wurde erhalten durch die Frage: Warum hat sie ihren Stiefvater umgebracht? Mit einem gehörigen Maß an Unlogik kommt der Film in Schwung, denn Hanna, die Täterin, sucht Marie Brand zu Hause auf. Vermutlich verteilen manche Fernseh-Kommissare Visitenkarten mit ihren privaten Adressen, bevorzugt an verdächtigte Personen.

So gerät Marie Brand in den Sog der jungen Frau, die ihr selber nicht unähnlich ist - mit einem analytischen kalten Verstand ausgezeichnet geht Hanna bei der Kommissarin in die Vollen. Dass dieser Kopf krankhafte Züge aufweist, erkennt Marie erst einmal nicht. Vielleicht überwiegen hier mütterliche Gefühle einer kinderlosen Frau, die sich jedoch leider so leicht täuschen lässt, dass einem Zweifel an Maries analytischem Verstand kommen.

Hanna hat eine dissoziale Persönlichkeits-Störung und kennt weder Mitleid noch Mitgefühl mit anderen Lebewesen. Da ihr Stiefvater dies erkannt hatte und sie in eine Therapie zwingen wollte, musste er sterben. So steckt hinter dem schönen Schein der Heile-Welt-Familie ein tiefer Abgrund menschlicher Disqualifikation.

Ein sehenswerter Krimi, erstmals an einem Samstagabend und durchaus passend an dieser Stelle. Die humorigen Einlagen nehmen der Dramatik des Themas ein bisschen die Härte, und die beiden Hauptdarsteller ergänzen sich in ihren unterschiedlichen Sichtweisen: Einer muss ja immer einen kühlen Kopf bewahren.

Guten Morgen, Gruß Biene